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Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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glauben machen, daß sie bezwungen sei. Welche Absicht verfolgte sie damit? Sie wollte die erste Seele in Sicherheit wiegen. Und dann, wenn sie sie eingelullt hatte, würde sie zuschlagen.
    »Siehst du, wie leicht ich dich bezwungen habe?« sagte Rhodan.
    »Ich sehe«, antwortete die zweite Seele. »Du bist übermächtig.«
    »Ich gehe jetzt zur Ruhe«, verkündete die erste Seele.
    Die zweite antwortete nicht. Die erste zog sich zurück, langsam, gleitend, wie eine Schnecke in ihr Haus. Die zweite rührte sich nicht. Dort, wo sie sich befand, war ein Dunkel, das die erste nicht durchdringen konnte. Die zweite Seele lag auf der Lauer, dessen war Rhodan sicher. Der entscheidende Augenblick würde gleich kommen. Dann, wenn die Impulse, die von der ersten Seele ausgingen, schwächer wurden und darauf hindeuteten, daß sie sich wirklich zur Ruhe begab.
    Rhodan schloß die Augen. Immer schwächer wurden seine Ausstrahlungen. Er versuchte, den Augenblick vorwegzunehmen, in dem der Gegner zum Angriff antreten würde. Als er ihn für gekommen hielt, schnellte er sich vorwärts.
    Mitten im Leerraum zwischen den Bewußtseinen erfolgte der Zusammenprall der beiden Seelen. Ein wilder Kampf entbrannte, den die zweite Seele verlor. Ihr Sieg wäre nur möglich gewesen, wenn sie die erste Seele unvorbereitet und ahnungslos getroffen hätte. So aber unterlag sie, und im Prozeß des Unterliegens löste sie sich auf.
    Perry Rhodan, die erste, die einzige Seele erkannte seinen Sieg, als der Strom der Informationen, die bisher Eigentum der zweiten Seele gewesen waren, sich über seine Gedächtniszellen ergoß und die Zellen auffüllte. Das Haus, die Zahl der Diener und ihre Namen, die Funktion der Kuppel und die Anlage der Verbindungsgänge – das waren ihm plötzlich keine Geheimnisse mehr.
    Pläne offenbarten sich ihm, die die zweite Seele ausgeheckt hatte, als sie noch allein Besitzerin dieses Körpers und dieses Bewußtseins war. Unter ihnen einer, der Schrecken hervorrief: ein Plan zum Morden und Zerstören, ein Plan, um die Macht über eines der größten Sternenreiche der Galaxis Naupaum zu gewinnen. Der Plan war akut. Nach ihm mußte in den nächsten Tagen gehandelt werden. Der Plan stützte sich auf Bundesgenossen, die Handlung erwarteten.
    Er würde sie ihnen geben. Er, der Mann mit dem Körper des Kaufmanns Hactschyten und der Seele des Terraners Perry Rhodan.
    Am vorigen Tag hatte Doynschto seinen Schützling in die Öffentlichkeit entlassen.
    »Sie müssen gehen«, hatte er ihm erklärt. »Sie sind Hactschyten, und Hactschyten ist ein vielbeschäftigter Mann. Er hat Angestellte, Agenten und Geschäftspartner, die auf ihn warten. Machen Sie sie nicht mißtrauisch, indem Sie sie zu lange warten lassen.«
    »Ich verfüge nur über einen Teil des Bewußtseinsinhaltes von Hactschyten«, argumentierte Rhodan. »Ich werde kaum mehr als ein paar Worte sagen können, ohne mich zu verraten.«
    »Das wird sich ändern!« beteuerte Doynschto. »Ich habe, wie Sie wissen, bei der Transplantation große Fragmente von Hactschytens Gehirn in Ihr eigenes Gehirn einbetten müssen. Die Teile sind groß genug, um für beschränkte Zeit eine Art Eigenleben zu führen. Das Wissen, das in ihnen gespeichert ist, bleibt Ihnen vorläufig verborgen. Mehr noch: Die selbständigen Fragmente betrachten Sie vielleicht bald als ihren Feind. Eine Zeitlang werden Sie zwei Seelen in sich herumtragen: Ihre eigene und die Hactschytens. Aber ich vertraue auf Ihre Stärke. Sie werden den Gegner bezwingen!«
    Und er hatte ihn bezwungen. Auf dem Wege zu Hactschytens Residenz hatte er über die merkwürdige Verbindung des Wissenschaftlers mit dem Schieber nachgedacht. Doynschto war ein angesehener Mann, der nur der Wissenschaft lebte. Was hatte er mit Hactschyten, der Figur aus der Unterwelt, zu tun? Wer diese Frage so stellte, der hatte sie schon halb beantwortet. Eben weil Doynschto Wissenschaftler war und sich forschend betätigte, brauchte er Hactschyten, der ihn mit Organen versorgte, die auf dem legalen Markt nicht zu haben waren. Der Schwarzhandel mit verbotenen Organen galt auf Yaanzar offiziell als verabscheuungswürdiges Verbrechen. Aber die forschende Betätigung mit solchen Organen war ein Kavaliersdelikt.
    Perry Rhodan hatte von Hactschytens Anwesen Besitz ergriffen. Seit dem endgültigen Sieg über Hactschytens Bewußtseinsreste fühlte er sich in seiner neuen Umgebung völlig sicher. Er verfügte neben seinem eigenen über Hactschytens gesamtes

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