Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
dafür bekannt, daß sie selbst auf nichtigste Anlässe mit tödlicher Wucht reagierten. In der Unterwelt und auch bei den Sicherheitsdiensten, die sich mit der Verfolgung solcher Vergehen befaßten, nannte man sie die Naupaum-Killer.
Yrvytom war bislang ein stabiles Staatsgebilde gewesen. Um der Vorteile willen, die sie sich durch die Eingliederung in das Reich erwarben, hatten die Navater von Yrvytom die natürliche Wildheit ihres Volkes abgelegt und sich einer straffen Zucht unterworfen. Für Duynt war Yrvytom zu einem wertvollen Partnerstaat geworden. Sollte das alles jetzt in Frage gestellt werden?
»Was weiter hat Ihr Agent erfahren, Priatosch?«
»Weiter nichts, Mato Pravt«, lautete die Antwort. »Er wurde wenige Tage später getötet.«
»Er muß auf einer wichtigen Spur gewesen sein, Priatosch, wenn man sich diese Mühe gab.«
»Ohne Zweifel.«
»Ist zu erwarten, daß die Regierung von Yrvytom sich an uns um Hilfe wenden wird?«
Priatosch machte die Geste der Verneinung. »Das ist nicht zu erwarten, Mato Pravt. Die Gesetze auf Yrvytom sind streng. Sie schreiben auch der Regierung vor, was sie tun und lassen kann. Die Anrufung einer fremden Macht zur Schlichtung interner Zwistigkeiten ist durch die yrvytomsche Verfassung streng verboten.«
»Dann müssen wir intervenieren, ohne daß wir dazu aufgefordert worden sind, Priatosch«, sagte der junge Mann. »Und zwar ohne weiteres Zögern.«
Priatosch wirkte erstaunt. »Sie halten die Lage wirklich für so ernst?« fragte er.
»Nicht als Regierungschef von Duynt. Wohl aber als Chef der Reichsflotte und als Mato Pravt. Ich erteile Ihnen hiermit den Befehl, eine Flotte von fünf Kreuzern mit der entsprechenden Besatzung zusammenzustellen. Die Einheiten sollen genügend Landungsboote an Bord führen, so daß wir notfalls eine kräftige Mannschaft auf Yrvytom absetzen können, ohne daß die Kreuzer auf dem Planeten zu landen brauchen.«
»Jawohl, Mato Pravt«, antwortete Priatosch. »Das wird geschehen!«
Der Interkom schaltete sich aus. Heltamosch lehnte sich in seinen Sessel zurück und sah nachdenklich vor sich hin. Er fragte sich, ob er den richtigen Entschluß gefaßt habe. Er ließ sich in eine Angelegenheit ein, die nach dem Recht des Reiches ungesetzlich war: Als Oberhaupt eines Staates mischte er sich in die inneren Angelegenheiten eines anderen ein. Daß ihn die Sorge um die Sicherheit des Reiches dazu drängte, blieb für die rechtliche Beurteilung seines Handelns unerheblich.
Und doch blieb ihm keine andere Wahl. Die Unruhen auf Yrvytom waren nicht über Nacht entstanden. Es gärte dort schon eine ganze Weile. Priatosch, Heltamoschs Erster Berater und Chef des Sicherheitsdienstes, hatte schon vor geraumer Zeit begonnen, Agenten nach Yrvytom zu senden, die die dortigen Vorgänge durchleuchten sollten. Aber den Agenten fiel es schwer, sich auf der lebensfeindlichen Welt unauffällig zu bewegen. Zu oft wurden sie das Opfer des unbekannten Feindes.
Heltamosch war überzeugt, daß die Gefahr, die dem Reich von Yrvytom drohte, größer war, als der unbefangene Beobachter vermutete. Es war unbedingt notwendig, daß man die Umtriebe des Unbekannten unterband.
»Man muß Ihre Geschicklichkeit immer wieder bewundern«, sagte der Rote Anatom. »Wie Sie dem Geheimen Organ-Kommando eine Nase nach der andern drehen, das läßt sich nicht nachahmen!«
»Woher wissen Sie von dem Vorfall?« erkundigte Perry Rhodan sich kühl.
»In der Unterwelt von Nopaloor hört man so manches.«
»Sie sind wie immer gut informiert. Ist unser Plan inzwischen in die entscheidende Phase getreten?«
Der Rote schien verwirrt. Er hatte die Frage anscheinend nicht erwartet. »Wie meinen Sie …?«
»Ich meine, ob Selki-Loot die letzte Phase unseres Planes eingeleitet hat«, unterbrach ihn Perry Rhodan mit jener Mischung aus Überlegenheit und Ungeduld, die, wie er wußte, Hactschyten dem Roten Anatomen gegenüber in Anwendung zu bringen pflegte. Der Anatom konnte ja nicht wissen, das er das Wesen vor sich hatte, mit dem er sich in Nopaloor noch vertraulich geduzt hatte.
Der Rote begriff sofort.
»O ja, ich verstehe. Jawohl, Selki-Loot ist vor kurzem äußerst aktiv geworden, und wir dürfen gewiß sein, daß man sich derlei Aktivität von seiten des Reiches nicht lange gefallen lassen wird.«
»Von seiten des Reiches?« fragte Rhodan mißtrauisch. »Was hat das Reich damit zu tun?«
Der Rote verbesserte sich. »Von seiten des Mato Pravt, meine ich.«
»Das ist ein
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