Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
Wissen. Es gab keine Gefahr mehr, daß er sich durch Unkenntnis oder eine unbedachte Äußerung verriet.
Gleichzeitig befand er sich in einem Gewissenskonflikt. Hactschyten hatte sich in letzter Zeit nicht mehr damit begnügt, im illegalen Organhandel Geld zu scheffeln. Er strebte nach politischer Macht, und wie es seiner Art und Denkweise entsprach, suchte er sie nicht auf legalem Wege, sondern auf dem Wege der Gewalt, des Betrugs und des Mordes zu erringen.
Perry Rhodan hatte sich Hactschytens Körper bemächtigt, weil ihm in der Gestalt des Kaufmanns Beziehungen und Mittel zur Verfügung standen, die es ihm ermöglichen würden, den Rückweg in die Heimat zu finden – wenn die heimatliche Milchstraße von Naupaum aus überhaupt gefunden werden konnte. Denn dies war der nach wie vor leitende Gedanke, der Perry Rhodans Bewußtsein belebte: nach Hause zurückzukehren, wo inzwischen ein fremdes, von Anti-ES gelenktes Bewußtsein in seinem Körper die Herrschaft über das Solare Imperium angetreten hatte und nichts anderes im Sinn führte als den Untergang der Menschheit.
Wenn er auf die Möglichkeiten, die sich ihm in der Rolle des Kaufmanns Hactschyten boten, nicht verzichten wollte, mußte er wenigstens vorläufig Hactschytens Rolle spielen.
Er würde jedoch nicht selbst zum Verbrecher werden. Er mußte verhindern, daß der verbrecherische Plan des Kaufmanns realisiert wurde.
Der junge Mann blickte auf, als der Interkom sich mit leisem Klingeln meldete. Auf ein akustisches Kommando hin trat der Empfänger in Tätigkeit. Das Gesicht eines Duynters in mittleren Jahren wurde sichtbar. Der samtene Flaum, der seine Haut und den Schädel mit Ausnahme des Gesichts bedeckte, hatte in seiner rostbraunen Grundfarbe einen ins Grüne schimmernden Unterton, der darauf hinwies, daß der Mann die Jahre seiner Jugend schon hinter sich hatte.
»Schlechte Nachrichten von Yrvytom, Mato Pravt!« meldete er mit ernstem Gesicht.
Der junge Mann horchte auf. »Mit welchem Inhalt, Priatosch?«
»Die Stimmungsmache gegen die Regierung von Yrvytom zieht immer weitere Kreise. Hinter der Propagandawelle müssen gewaltige Geld- und Machtmittel stecken. Die Gegner der Regierung haben in den letzten Tagen fünf Nachrichtenstationen erworben, von denen sie ihre Hetze gegen die Regierung ausstrahlen.«
»Das ist schlecht, Priatosch«, kommentierte der junge Mann. »Die gegenwärtige Regierung von Yrvytom ist uns freundlich gesinnt. Die Zusammenarbeit zwischen Duynt und Yrvytom garantiert Frieden und Ruhe in diesem Sektor des Reiches. Was unternimmt die Regierung von Yrvytom gegen die Hetze?«
»Sie zeigt sich hilflos, Mato Pravt«, antwortete Priatosch respektvoll. »Sie beschränkt sich darauf, die verlogenen Meldungen des Gegners so rasch wie möglich zu dementieren. Sie befindet sich in der Verteidigung.«
»Was weiß man über die Drahtzieher der Propagandawelle?«
Priatoschs Miene zeigte den Ausdruck der Mutlosigkeit.
»Nicht viel. Einer meiner Agenten berichtete mir vor kurzem, er sei auf der Spur eines Mannes namens Selki-Loot, der sich auf dem Gebiet des Organhandels betätigt und verdächtigt wird, auch auf dem schwarzen Markt aktiv zu sein. Er ist reich und, wie man sagt, machtsüchtig. Mein Agent war der Meinung, daß Selki-Loot hinter der Verschwörung steckt.«
Der junge Mann war nachdenklich. Ihm als dem Regierungschef des Staatswesens Duynt lag in erster Linie die Sicherheit Duynts am Herzen. Sie konnte durch die Vorgänge auf Yrvytom nicht ernsthaft gefährdet werden. Yrvytom war eine Welt der Navater; eine lebensfeindliche Welt, die nur dünn besiedelt war und kaum über genügend militärische oder wirtschaftliche Macht verfügte, um dem mächtigen Staat Duynt gefährlich zu werden.
Ihm, Heltamosch, als dem designierten Nachfolger des Raytscha und Oberbefehlshaber der Raumflotte des Naupaumschen Raytschas jedoch mußte die Entwicklung auf Yrvytom Sorge bereiten, weil Yrvytom zu einem Unruheherd werden konnte, der die Sicherheit des gesamten Reiches gefährdete. Die Navater besaßen eine Mentalität, die sich von der des naupaumschen Menschen in vielen Zügen unterschied. Sie hatten einen Hang zu skrupelloser Selbstsucht, der, wenn er nicht gezügelt wurde, anderen gefährlich werden konnte. Navater anderer Welten verdingten sich gern als Diener, sogenannte Wachdiener, die es sich zur Aufgabe machten, das Leben ihres Herrn zu schützen. In dieser Funktion hatten sie sich traurigen Ruhm erworben. Die Wachdiener waren
Weitere Kostenlose Bücher