Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
Raubüberfall am hellen Tag.« Der Yaanztroner schüttelte den Kopf. »Sie kamen aus dem Tempel. Wahrscheinlich haben sie die Priester vorher überwältigt und gefesselt. Ich glaube, daß nach diesem Zwischenfall die Strafen für Gehirnraub drastisch erhöht werden. Diesmal haben die Banditen zuviel riskiert.«
Rhodan nickte und wollte sich entfernen.
Der Yaanztroner folgte ihm. »Ich habe dich in dieser Gegend noch nie gesehen.«
»Ja«, bestätigte Perry. »Ich bin fremd hier.«
Der junge Mann deutete in eine schmale Gasse. »Meine Eltern besitzen hier ein kleines Kleidergeschäft. Ich lade dich ein, mit uns zu essen.«
Rhodan-Tecto lächelte. »Warum nicht?«
»Mein Name ist Foylschtrack«, stellte sich der Yaanztroner vor. »Meine Familie hat nicht viel Geld, doch sie legt Wert auf Traditionen. Es wird dir bei uns gefallen.«
Er warf einen Blick auf das Identifikationsschildchen, das Rhodan auf der Brust trug. »Wer ist dein Vertragspartner?«
»Domoysch«, log Rhodan. »Ich heiße Tecto.«
Er folgte dem Yaanztroner in das Gäßchen hinein. Hinter ihnen erklangen mehrere explosionsartige Geräusche.
»Die Polizei«, erklärte Foylschtrack. »Sie ist soeben eingetroffen und wird Zeugen suchen. Ich habe keine Lust, mich verhören zu lassen.«
»Ich auch nicht«, gestand Rhodan.
Sie schlugen ein schnelleres Tempo ein. Vor einem schmalen Leichtmetallgebäude blieb Foylschtrack stehen.
»Hier ist es!«
Rhodan konnte keinen Laden sehen und forschte vergeblich nach einer Erklärung für diesen Umstand in Tectos Restgehirn. Vielleicht befand sich das Geschäft auf der anderen Seite des Hauses.
Sie traten durch einen torbogenförmigen Eingang. Im Halbdunkel des Vorraums sah Rhodan ein paar Felle von der Decke hängen.
»Hier herein!« rief Foylschtrack.
Licht fiel aus einer offenen Tür. Rhodan blickte in einen quadratischen Raum mit einer niedrigen Decke und sah zu seiner Überraschung eine Ansammlung hochkomplizierter Geräte.
»Funkgeräte«, sagte er und gab damit einen Gedankenimpuls von Tectos Restgehirn wieder.
»Ja«, bestätigte Foylschtrack. »Ich habe eine Leidenschaft – das Abhören von offiziellen Funkgesprächen aller Art. Der Kauf und die Installation dieser Anlage haben sich längst gelohnt. Vor wenigen Minuten hörte ich ein interessantes Gespräch. Es handelte sich um eine allgemeine Suchmeldung.«
Rhodan wurde sofort mißtrauisch. Als er sich zum Ausgang umwandte, ertönte die Stimme des jungen Yaanztroners erneut; diesmal kam sie scharf und schneidend: »Beweg dich nicht von der Stelle, Bordin!«
Rhodan sah, daß der andere jetzt eine Art Gabel mit drei Zacken in der Hand hielt. Zweifellos handelte es sich um eine Waffe.
»Die Suchmeldung wird erst in einiger Zeit veröffentlicht werden«, sagte Foylschtrack sarkastisch. »Die Suche ist beendet, bevor sie begonnen hat.« Sein Tonfall wurde nachdenklich. »Die Frage ist nur, ob allein Doynschto an dir interessiert ist. Ich könnte mir vorstellen, daß ich auf dem schwarzen Markt für dich einen hohen Preis erzielen würde. Die offizielle Belohnung ist natürlich eine sichere Sache.«
Während er sprach, ließ er Rhodan-Tecto nicht aus den Augen.
Rhodan wußte, daß ihn ein unglücklicher Zufall mit diesem Yaanztroner zusammengeführt hatte. Er nahm an, daß Foylschtrack nicht der einzige Funkpirat in Nopaloor war. Vermutlich arbeiteten alle verbotenen Organisationen in ähnlicher Weise.
»Ich würde gern mehr über dich erfahren«, sagte Foylschtrack. »Aus der Suchmeldung geht nur hervor, daß du ein Bordin bist.« Er lachte laut. »Ich bin nicht so naiv, um zu glauben, daß Doynschto der Sanfte wegen eines Bordins ein solches Aufheben macht. Du mußt etwas Besonderes sein.«
»Doynschto wollte mit mir experimentieren«, sagte Rhodan. »Deshalb bin ich geflohen.«
»Er findet jederzeit Tausende von Bordins, die sich freiwillig für Experimente zur Verfügung stellen. Das ist also nicht der Grund. Ich weiß genau, wann du mich belügst. Du bist ziemlich alt, scheinst aber geistig völlig normal zu sein. Die Vermutung, daß man dir ein neues Gehirn gegeben hat, liegt also nahe.«
Die Kombinationsgabe des Yaanztroners verblüffte Rhodan. Er mußte versuchen, Foylschtrack auf eine falsche Spur zu locken.
»Nun gut«, sagte er. »Ich gebe zu, daß ich eine Transplantation hinter mir habe. Doynschto hat mir ein junges Bordingehirn eingepflanzt. Doch bei der Transplantation geschah ein Fehler. Ich reagierte anders, als der
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