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Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Oberfläche.
    Rund um dieses Gebäude bewegte sich eine merkwürdige Prozession.
    Auf einer Bahre trugen sechs Yaanztroner eine tote Frau. Unmittelbar hinter der Bahre bewegten sich zwei Männer, die einen Behälter mit einem Gehirn darin trugen. Dieser Gruppe folgten etwa fünfzig Bürger von Nopaloor. Das Gebäude, erfuhr Rhodan, war der Tempel einer religiösen Gruppe.
    Rhodan stellte fest, daß er nicht der einzige Zuschauer war. Er wandte sich an einen älteren Bordin. »Was geht hier vor?« fragte er.
    »Sie scheinen fremd zu sein«, sagte der Alte. »Sonst hätten Sie von dieser Sache gehört.«
    »Schon möglich«, gab Rhodan gleichmütig zurück. Er bereute seine Unvorsichtigkeit. Ab sofort würde er seine Neugier zügeln, um sich nicht verdächtig zu machen.
    »Sie tragen das Gehirn von Promoysch durch die Straßen«, sagte der Alte. »Er arbeitete als Transplantator. Bei dem Versuch, dieser Yaanztronerin ein neues Gehirn einzupflanzen, unterlief ihm ein schwerer Fehler, und die Frau starb. Aus Reue opferte Promoysch sein Gehirn. Es wird jetzt zusammen mit der Frau begraben.«
    Fast hätte Rhodan mit einem ungläubigen Ausruf reagiert. Er besann sich jedoch noch rechtzeitig. Es wäre ein nicht wiedergutzumachender Fehler gewesen, Sitten und Gebräuche dieser Wesen zu kritisieren oder gar zu versuchen, sie zu ändern.
    Der alte Bordin an Rhodans Seite kicherte. »Es heißt, daß Promoysch diese Frau geliebt hat. Es ist möglich, daß ihn das während der Transplantation beunruhigt hat.«
    Rhodan deutete auf den Trauerzug. »Gefällt Ihnen diese Sache?«
    »Abwechslung gefällt mir immer«, lautete die Antwort. »Ich habe seit ein paar Jahren keinen Vertrag mehr und lebe von der Unterstützung, die mir die Regierung gewährt. In ein paar Jahren brauche ich ein neues Gehirn.« Er sah Rhodan interessiert an. »Sie sind auch alt.«
    »Ich hatte bereits eine Transplantation.« Rhodan glaubte nicht, daß ihm dieses Geständnis schaden würde.
    Der andere sah ihn neiderfüllt an. »Auf Antrag?«
    »Ja.«
    »Ich habe bereits einen Antrag gestellt. Hoffentlich muß ich nicht warten, bis es zu spät ist.« Er blickte wieder zum Trauerzug hinüber.
    »Das sind fast alles Freunde des Wissenschaftlers. Die Frau hatte angeblich keine Angehörigen.« Er machte eine alles umfassende Geste. »Es ist schrecklich, was sich alles in dieser Stadt abspielt. Von den schlimmsten Dingen erfahren wir nichts.« Er senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Man verschweigt sie uns.«
    »Unsinn!« protestierte Rhodan schwach.
    »Ich weiß, wovon ich rede. Ich sage Ihnen, der Markt der Gehirne ist nur noch ein Schwindel. Da wird gestohlen und geschoben. Alte Bordins werden bald völlig chancenlos sein.«
    Rhodan wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Er wollte sich gerade von dem alten Bordin entfernen, als etwas Unerwartetes geschah. Inmitten des ›Tales‹ entstand eine dunkelgelbe Qualmwolke, die sich blitzschnell ausbreitete und die Mitglieder des Trauerzugs einhüllte. Ätzender Rauch stieg in Rhodans Nase. Er mußte husten. Seine Augen wurden feucht.
    »Hauen Sie ab!« hörte er den alten Bordin rufen. »Hier wird es gleich ungemütlich.«
    Trotz seiner tränenden Augen versuchte Rhodan festzustellen, was sich um ihn herum abspielte. Er ergriff nicht die Flucht, wie ihm der Bordin geraten hatte, sondern blieb stehen, um zu beobachten.
    Im Qualm wurden ein paar Gestalten sichtbar. Es waren Yaanztroner. Rhodan hätte schwören können, daß sie aus dem Tempel gekommen waren. Sie trugen Atemmasken und waren durch sie vor dem Qualm geschützt.
    Sie hieben mit peitschenähnlichen Waffen auf die Mitglieder des Trauerzugs ein, die in unkontrollierter Flucht auseinanderrannten. Wer von den ›Peitschen‹ getroffen wurde, brach zusammen und blieb liegen. Rhodan nahm an, daß die Schläge Nervenlähmungen verursachten.
    Die Männer mit den Masken rissen das Gehirn Promoyschs an sich und rannten damit davon.
    Rhodan hörte die verzweifelten Schreie der Überfallenen. Beinahe automatisch setzte er sich in Bewegung und folgte den dreisten Dieben.
    Plötzlich trat ihm jemand in den Weg. Es war ein junger Yaanztroner.
    »Bist du verrückt geworden?« schrie er Rhodan an. »Das ist keine Sache für Bordins.«
    »Ich bin kein …« Rhodan biß sich auf die Unterlippe. »Ja, Sie haben recht.«
    Der Qualm verzog sich. Die Mitglieder des Trauerzugs, die sich noch bewegen konnten, kehrten zurück und halfen den anderen.
    »Ein

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