Silberband 071 - Das Erbe der Yulocs
Kontrollen bestanden in erster Linie aus einem Hebel, der fast alle notwendigen Steuerfunktionen erfüllte. Die Plattform war kinderleicht zu bedienen.
Lautlos erhob sie sich. Rhodan überzeugte sich davon, daß ihr Beiboot kaum zu sichten war, wenn man nicht gerade Ortungsgeräte einsetzte. Es lag gut unter den Bäumen versteckt.
Es war ein eigenartiges Gefühl, auf einer einfachen Metallplatte zu liegen und über die Landschaft dahinzugleiten. Rhodan hielt sich unwillkürlich fest, wenn Gayt-Coor in eine Kurve ging und das ganze Ding sich schräg legte. Immerhin gab es noch so etwas wie einen Luftwiderstand. Aber dann gewöhnte er sich daran und fühlte sich so sicher wie in einem geschlossenen Gleiter.
Sie flogen nach Nordosten. Das Gelände wurde wieder flacher. Die niedrigen Bäume verschwanden und machten Gestrüpp Platz. Rhodan stieß Gayt-Coor plötzlich an.
»Da vorn! Sind das nicht Ruinen? Allerdings recht gut erhalten, finde ich …«
Gayt-Coor reagierte sofort. Die Plattform sank tiefer und näherte sich der von Rhodan bezeichneten Stelle. Das ehemalige Haus oder was immer es auch gewesen sein mochte, lag zertrümmert auf einer schrägen Wiesenfläche, die auf der einen Seite in den dämmerigen Himmel ragte.
Gayt-Coor landete. Unmittelbar neben der Landestelle begann die Schrägfläche, in deren Mitte die Trümmer des zerstörten Gebäudes lagen. Rhodan bemerkte, daß Gayt-Coor ein wenig zurücktrat, um die Ruine und die Umgebung mit einem Blick erfassen zu können. Als er zu ihm zurückkehrte, war sein Gesicht sehr nachdenklich.
»Sie glauben wirklich, daß es geflogen ist? Haus, Grundstück, alles?«
»Ja. Es deckt sich mit den Informationen, die ich erhielt. Bisher wollte ich nicht an Sagen glauben, aber nun muß ich es. Alles deutet darauf hin, daß die Überlieferung stimmt. Die Yulocs wollten möglichst allein sein, wenn sie meditierten. Selbst Nachbarn störten sie dabei, und so konstruierten sie ihre fliegenden Häuser.«
»Warum nahmen sie nicht gleich ihre Raumschiffe, das hätte den gleichen Effekt gehabt!«
»Sie wollten beides: für sich allein sein, aber auch nicht ihr Paradies verlieren. So nahmen sie ein Stück davon einfach mit. Ich bin überzeugt, wir werden noch intakte Fluginseln finden, die wir dann untersuchen können. Dann erhalten wir Antwort auf unsere Fragen.«
»Erzählen Sie mir bitte alles, was Sie darüber wissen, Gayt.«
Der Petraczer deutete auf das schrägliegende Wiesenstück.
»Die Aufschlagstelle beweist, daß es erst vor kurzer Zeit abstürzte, zehn oder zwanzig Jahre vielleicht. Wir haben schon ältere gesehen, und wir werden auch welche finden, die noch um Traecther kreisen. Ich kann nur einzelne Sagen zusammenfassen, die ich hörte. Wie ich schon sagte, die Yulocs wollten allein sein. Sie nahmen ihre gigantische Technik, die ihnen schon den Dunkelschirm verschafft hatte, konstruierten gewaltige Antigravanlagen und bauten sie in vorher präparierte Grundstücke ein, auf denen ihre Häuser standen. Das alles zusammen wurde schwerelos und schwebte in die Luft hinauf. Ich nehme an, für jede dieser Fluginseln war eine bestimmte Höhe vorgeschrieben, um Zusammenstöße möglichst zu vermeiden.«
»Phantastisch!« entfuhr es Rhodan.
»Ja, es ist in der Tat phantastisch, darum hatte ich den Sagen bisher auch keinen rechten Glauben geschenkt. Aber dort liegt der Beweis, direkt vor unserer Nase! Die Yulocs wurden Wanderer, ziellose Wanderer im Dämmerlicht, das nur von der Nacht unterbrochen wurde. Hin und wieder, wenn sie ein freies Stück in der Einsamkeit entdeckten, sind sie vielleicht auch mit ihrer Fluginsel gelandet und blieben Tage oder Wochen. Dann, wenn sie es leid waren, flogen sie weiter. Das geschah, bis sie starben, einsam und ohne Nachkommen. Die fliegenden Inseln aber umkreisten auch weiterhin den Planeten.«
»Bis sie abstürzten«, warf Rhodan ein.
Gayt-Coor bejahte mit einer Geste. »Ja, bis einige von ihnen abstürzten, weil ein Fehler in der Antigravanlage auftrat. Dies hier ist eine solche abgestürzte Anlage. Sie gibt nichts mehr her, denn sie ist zerstört. Aber wenn wir Glück haben und eine noch intakte Anlage finden …«
»In den Wolken vielleicht …«
»Oder darunter. Wir haben noch nicht intensiv genug nach ihnen gesucht. Kommen Sie, Rhodan, wir wollen keine Zeit verlieren.«
Sie bestiegen ihre Plattform, die sich Sekunden später mit ihnen erhob.
Nach einer Stunde deutete Gayt-Coor plötzlich nach vorn. »Sehen Sie es?
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