Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit
knapp.
Rhodan wußte, daß alles verloren war, als sich die große Tür öffnete. Es war viel zu früh. Sein Bein war noch immer gelähmt. Ohne fremde Hilfe konnte er nicht aufstehen und gehen. Viel länger aber durfte er nicht mehr vor dem Altar knien, wenn er nicht Verdacht erregen wollte. Nach den Vorschriften mußte er sich sogar in dem Moment erheben, in dem die Priester Geque und Foh hereinkamen. Das war jetzt der Fall. Das Spiel war aus. Jetzt galt es nur noch, heil aus dem Gelben Tempel herauszukommen.
Rhodan tastete nach seinem Energiestrahler, den er versteckt unter seiner Priesterkleidung trug. Die Waffe war flach und handlich, so daß sie keine auffälligen Ausbeulungen verursachte. Kühl und beruhigend lag der Strahler in seiner Hand.
Rhodan richtete sich langsam auf. Noch zögerte er, das vereinbarte Funksignal zu geben, um seine Freunde zu Hilfe zu rufen.
Hinter ihm fiel etwas zu Boden. Er blickte über die Schulter zurück. Vor der Tür stand der Priester Geque. Er kannte ihn von der Hypnoschulung her. Der Mann konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Wirr und zerzaust hing ihm die Kleidung um den Körper.
Foh lag auf dem Boden vor ihm. Er schien eingeschlafen zu sein.
Rhodan drehte sich auf den Knien um. Noch immer umspannte seine Hand die Waffe, aber jetzt erkannte er, daß er sie nicht einzusetzen brauchte. Geque kam schwankend auf ihn zu. Er hielt die Augen fast geschlossen. Fünf Meter vor ihm blieb er abermals stehen und suchte mit ausgestreckten Armen nach Halt. Da er keinen fand, ließ er sich rasch auf den Boden sinken, rülpste hinter vorgehaltener Hand und starrte den Mann, den er für den Hohenpriester Yschyn halten mußte, an.
»Yschyn, ich falle für die nächsten Stunden aus«, sagte er lallend. »Das Fest bei Maytschetan war einfach zu feucht für mich.«
Er erhob sich wieder, ging schwankend auf Rhodan zu und zerrte ihn hoch. Der Terraner versuchte, sich an ihm zu halten. Das gelang ihm jedoch nicht. Er rutschte zur Seite weg, ohne sich mit den linken Bein abstützen zu können. Hilflos fiel er auf den Teppich zurück.
»Ach so«, murmelte Geque. »Du bist auch …«
Er wandte sich von ihm ab und lief taumelnd auf eine versteckt liegende Tür zu. Er öffnete sie und verschwand darin. Rhodan blickte ihm aufatmend nach. Er hatte noch einmal Glück gehabt.
Er kroch wieder auf seinen Platz vor dem Altar zurück und massierte sein Bein. Durch den Ausfall der beiden Priester hatte er eine halbe Stunde gewonnen. Erst danach würden weitere Priester hereinkommen. Sie würden wohl kaum noch unter den Nachwirkungen des Festes von Maytschetan zu leiden haben. Soweit er wußte, hatten auch nur Foh und Geque daran teilgenommen.
Er drehte sich um und blickte zu Foh hinunter. Der Priester hatte sich halb aufgerichtet. Aus verengten Augen starrte er ihn an. Rhodan erschrak.
»Was ist mit dir, Yschyn?« fragte der Priester.
Er stellte seine Identität also noch nicht in Frage. Rhodan atmete auf. Dann aber sagte er sich, daß Foh gar nicht die Möglichkeit hatte, das Maskenspiel schon jetzt zu durchschauen.
»Komm her!« befahl er.
Foh erhob sich. Er schwankte nur leicht. Schnell kam er auf Rhodan zu. Dieser streckte ihm den linken Arm entgegen.
»Hilf mir auf!«
Arglos griff Foh zu und zog den Mann, den er für den Hohenpriester hielt, hoch. Rhodan schlug mit aller Kraft zu. Er traf Fohs Kinnspitze. Zusammen mit dem Priester stürzte er zu Boden. Er warf sich sofort auf ihn, merkte dann aber, daß Foh das Bewußtsein verloren hatte.
Suchend blickte er sich um. Er sah die Tür, durch die Geque verschwunden war. Mühsam zerrte er den Besinnungslosen über den Boden, öffnete die Tür und schleppte Foh hindurch. Dahinter lag ein Antigravschacht. Rhodan blickte hinein und sah, daß er leer war. Er erinnerte sich daran, daß in den unteren Stockwerken des Gelben Tempels ein Vorratskeller lag, in dem es auch Weinvorräte gab.
»Mit etwas Glück klappt es«, sagte er leise, zog Foh und sich selbst in den Schacht und ließ sich nach unten sinken. Er fühlte, wie die Nerven allmählich wieder die Gewalt über sein Bein zurückgewannen. Von jetzt an würde es nicht mehr lange dauern, bis er wieder ganz normal gehen konnte. Viel Zeit blieb nicht mehr. Er mußte Foh verschwinden lassen und für die nächsten Stunden unschädlich machen.
Er zählte die Stockwerke. Nach sieben Minuten hatte er den Bereich gefunden, den er suchte. Zusammen mit dem Bewußtlosen verließ er den Schacht.
Er
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