Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit
schleppte Foh bis zu einer Tür und öffnete sie. Gespannt blickte er in den Gang, der dahinter lag. Er atmete auf, als er sah, daß niemand hier Wache hielt oder hier arbeitete.
Er brauchte nur noch knapp drei Minuten, um einen Raum zu erreichen, in dem große Behälter mit Wein standen. Foh kam allmählich wieder zu sich. Rasch nahm Rhodan ein Gefäß, zapfte sich etwas Wein ab und träufelte ihn dem Priester ein. Zunächst gelang es ihm nur, wenige Tropfen über die Lippen Fohs zu bringen. Je mehr dieser jedoch zu sich kam, desto leichter wurde es, ihm das alkoholische Getränk einzuflößen.
Hin und wieder wehrte der Priester sich ein wenig, aber Rhodan wurde leicht mit ihm fertig. Nach einer Viertelstunde streckte Foh sich stöhnend aus und schlief ein. Rhodan schätzte, daß er mehrere Stunden benötigen würde, um sich zu erholen. Er zog ihn hinter einige Behälter, so daß er gut versteckt war. Dann kehrte er auf den Gang zurück.
Mittlerweile hatte er sich so gut erholt, daß er gehen konnte. Er hinkte zwar noch immer stark, hoffte aber, dieses Handikap bald überwunden zu haben.
Ungesehen kehrte er in den großen Saal des Gelben Tempels zurück. Gerade rechtzeitig. Nur zwei Minuten später öffnete sich die große Tür wieder, und etwa zwanzig jüngere Priester kamen herein. Sie fragten sofort nach Foh und Geque, nachdem er sie begrüßt hatte.
»Ihnen ist unwohl«, erklärte er, wobei er sorgfältig darauf achtete, so zu sprechen, wie Yschyn es tat. »Sie haben sich für eine Weile zurückgezogen, werden aber rechtzeitig wieder hiersein.«
»Wo ist Foh?« fragte Geque.
»Ich weiß es nicht. Ihm war nicht gut. Er hat sich zurückgezogen und wollte sich ausschlafen.«
Rhodan blickte Geque starr an. Der Priester stand noch jetzt deutlich unter dem Einfluß der hochprozentigen Getränke, die er in der Nacht genossen hatte.
»Ich werde nach ihm suchen.«
»Nein«, entschied Rhodan und ahmte mit kräftiger Armbewegung eine Geste nach, mit der Yschyn zornige Worte zu begleiten pflegte. »Jetzt nicht mehr. Es ist seine Sache, wenn er zu spät kommt und nicht an dem großen Zug teilnehmen kann.«
Geque versuchte, sich aufzulehnen, doch Rhodan blickte ihn so entschlossen an, daß er nachgab.
Die Priester standen am Ausgang des Tempels und warteten darauf, daß sich die großen Tore öffnen würden. Jetzt konnte Rhodan sich keine Unruhe mehr erlauben. Niemand durfte Foh suchen, wenn es nicht im letzten Moment noch zu einer Katastrophe kommen sollte.
Der Tempel öffnete sich. Rhodan gab das Zeichen. Der Zug der Priester setzte sich in Bewegung. Vor dem Gebäude warteten Tausende von Raytanern. Sie standen dicht gedrängt, so daß kaum noch Platz zwischen ihnen blieb.
Vom Ausgang des Tempels stieg eine blauschimmernde Antigravstraße bis in eine Höhe von etwa zweihundert Metern auf. Bordins begrenzten sie zu beiden Seiten. Sie kauerten auf allen vieren, stützten die Hände auf die Knie und bewegten fortwährend den Kopf auf und ab. Aus verborgenen Lautsprechern ertönte die getragen wirkende Tempelmusik, die vor Jahrzehntausenden für den Bestattungstag des Raytschas komponiert worden war.
Rhodan stieg die Antigravstraße hinauf. Geque blieb neben ihm, und ein anderer Priester, dessen Namen Rhodan nicht kannte, ersetzte Foh. So blieb das vorgeschriebene, geschlossene Bild erhalten.
Die Priester schwiegen. Nur hin und wieder sagte einer der Männer hinter Rhodan einmal ein paar belanglose Worte, die nichts oder nur wenig mit der Zeremonie zu tun hatten.
Rhodan blickte ab und zu nach unten. Es war ein seltsames Gefühl, auf diesem kaum sichtbaren Energiefeld zu gehen, das bei jedem Schritt einige Millimeter unter den Füßen nachgab und so einem weichen Teppich glich. Tief unter sich sah er die Menschen, die zu ihnen heraufstarrten. Auch hinter den Fenstern drängten sich die Zuschauer.
Zu dieser Zeit informierten einige besonders geschulte Priester die Gäste im Oval bereits über die Leistungen Offpanokats. Rhodan wußte, daß sie den Auftrag hatten, ihn als einen Raytscha hinzustellen, der Unvergleichliches für das Raytschat getan hatte. Die Historiker waren damit nicht ganz einverstanden. Sie würden wahrscheinlich in einigen Jahren ein besseres Bild von diesem Mann zeichnen, unter dessen Herrschaft die Bevölkerungsflut auf den Planeten der Galaxis bis ins Unerträgliche wuchs. Vielleicht war er sich der Not gar nicht mehr bewußt geworden, die dadurch unweigerlich über diese Galaxis
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