Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit
hervorragte. Neben den beiden Gleitern, die hier abgestellt waren, blieb kaum noch Platz für die drei Unsichtbaren. Sie näherten sich im Schutz von Deflektorschirmen dem Gelben Tempel. Rhodan konnte sich den Namen dieses Gebäudes nicht erklären, als er es zum erstenmal erblickte. Das religiöse Zentrum der Hauptstadt unterschied sich kaum von den anderen Hochhäusern. Es war grau, schmucklos und zweckmäßig errichtet worden. Auffallend war allein, daß es von einer etwa einhundert Meter breiten freien Zone umgeben wurde, in der lediglich ein paar Bäume angepflanzt waren.
»Los!« befahl Akolte-Tun.
Die drei Männer ließen sich über die Kante der Parkzunge in die Tiefe fallen. Ihre Antigravgeneratoren fingen sie sanft ab. Sie flogen auf den Energieschirm zu, der den Gelben Tempel glockenförmig umgab und an einem schwachen Flimmern der Luft erkennbar war. Als sie sich ihm bis auf wenige Meter genähert hatten, erschien die Luft plötzlich völlig klar.
»Durch«, rief Akolte-Tun leise. Sie glitten durch die Lücke und landeten wenig später auf einer Art Balkon, vor hohen Fenstern. Der VASGA-Chef ließ eines von ihnen zur Seite gleiten.
Im Innern des Gelben Tempels war es kühl und still. Gedämpftes Licht fiel durch zahlreiche Fenster herein und erhellte die Räume.
Akolte-Tun führte Rhodan und den Petraczer zu einer Tür und von dort auf einen Gang hinaus.
»Wir müssen uns beeilen«, sagte er. »Wir haben nur neun Minuten Zeit. Länger wird sich Yschyn nicht vor dem Altar aufhalten. Und nur dort ist er allein.«
Rhodan fühlte sich versucht, den Deflektor abzuschalten, um Akolte-Tun besser folgen zu können, doch schon, als sie den nächsten Gang erreichten, kamen sie in einen Bezirk, den er von der Hypnoschulung her kannte. Jetzt drangen sie schneller vor. Der VASGA-Chef brauchte sich nicht mehr ständig zu versichern, daß der Petraczer und Rhodan ihm auch folgen konnten.
Als ihnen einige Priester entgegenkamen, blieben sie stehen und preßten sich an die Gangwand. Sie beobachteten die Männer, die einem unbekannten Ziel entgegeneilten. Hautnah gingen sie an ihnen vorbei.
Wenig später sanken die drei Eindringlinge in einem Antigravschacht nach unten. Rhodan versuchte, die Zeit abzuschätzen, die sie gebraucht hatten. Waren sie schnell genug?
Jetzt drängte er zur Eile, bis sie vor den mächtigen Flügeltüren zu dem zentralen Andachtsraum des Gelben Tempels standen.
»Warten Sie!« flüsterte Akolte-Tun. »Ich muß das Zeichen geben. Wenn alles in Ordnung ist, wird unser Verbindungsmann im Tempel die Türen elektronisch öffnen.«
Rhodan hörte es leise klicken. Unwillkürlich hielt er den Atem an, bis die Türflügel zur Seite glitten und er in einen in Gelb und Gold gehaltenen Saal sehen konnte. Etwa fünfzig Meter von ihm entfernt kauerte eine Gestalt auf dem Boden. Der Kleidung nach konnte es nur Yschyn sein.
Die drei Männer stürmten durch die Tür. Rhodan schaltete sein Antigravgerät ein und drückte sich mit beiden Füßen vom Boden ab. Genau in diesem Moment fuhr Yschyn erschreckt herum. In seiner Hand funkelte eine Waffe.
Rhodan fühlte einen heftigen Schlag an seinem linken Bein. Akolte-Tun und Gayt-Coor schossen mit ihren Paralysewaffen auf den Hohenpriester.
Yschyn warf sich zur Seite. Er schien instinktiv zu ahnen, wo seine Gegner waren. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei, und seine Arme streckten sich aus, um die unsichtbaren Strahlenschranken an seiner Seite durchschlagen zu können. Aber es gelang ihm weder, den Schrei über die Lippen zu bringen noch die Strahlenbrücke zu unterbrechen und auf diese Weise Alarm auszulösen.
Er zuckte zusammen und stürzte wie vom Schlag getroffen zu Boden. Röchelnd streckte er Arme und Beine aus. Seine Finger krallten sich in den kostbaren Teppich, der den Boden des Saales bedeckte. Rhodan blickte zur Tür zurück. Sie stand noch immer offen.
»Toraschtyn, schnell!« rief Akolte-Tun. »Geben Sie ihm Ihren Deflektor, und nehmen Sie seinen Platz ein!«
Rhodan landete neben dem bewußtlosen Priester. Sein paralysiertes Bein sackte unter ihm weg. Er fiel neben Yschyn auf den Teppich. Ächzend richtete er sich auf, schaltete den Deflektor aus und riß ihn sich vom Rücken.
»Da – nehmen Sie ihn«, sagte er mit gepreßter Stimme, während er sich mit einer freien Hand die Muskeln seines gelähmten Beines massierte.
Jemand griff nach dem Gerät und entzog es ihm. Unmittelbar darauf verschwammen die Konturen des Hohenpriesters.
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