Silberband 073 - Schach der Finsternis
vernahm. Das Röhren wurde lauter, erreichte einen akustischen Höhepunkt und sank dann bis zu einem sanften Flüsterton ab, der schließlich auch erstarb.
Fluggleiter!
Vielleicht hat Perry Rhodan mich schon vermißt und läßt nach mir suchen! überlegte der Accalaurie. Er wird verhindern wollen, daß ich seinen Plan durchkreuze.
Er steuerte den Gleiter wieder aus dem Tor hinaus und flog in wenigen Zentimetern Höhe über die breite Straße, in die streckenweise das Geröll der halbzerfallenen Häuser ragte, die zu beiden Seiten standen. Ein kleines schwarzbraunes Tier bewegte sich auf einem Trümmerbrocken, blickte zum Gleiter hin und verschwand dann in einem Spalt.
Zeno ertappte sich dabei, daß er nach dem Strahler im rechten Gürtelhalfter getastet hatte. Er war nervös. Der Körper eines Yaanztroners, der sein Gehirn beherbergte, war nicht halb so stabil wie der eines Accalauries. Vor allem das periphere Nervensystem und der Kreislauf zeigten bei großer nervlicher Beanspruchung Schwächen, die seinem eigenen Körper fehlten.
Ich muß fort von hier, oder ich werde wahnsinnig!
Er bremste ab, als er einen weiten Platz erreichte, in dessen Mittelpunkt eine Art Mahnmal aus unverwüstlichem Metallplastik stand. Es handelte sich um elf schlanke Säulen, die, von einem zentralen Punkt ausgehend, nach oben ragten und sich dabei nach außen neigten. Das ganze Bauwerk war etwa dreihundert Meter hoch.
Welche Bedeutung es einst für die Bewohner dieser Stadt und dieses Planeten gehabt hatte, entzog sich der Vorstellungskraft Zenos. Er interessierte sich auch gar nicht dafür – nicht jetzt.
Dennoch war er in diese Richtung gefahren, um es zu sehen, denn es war ein Orientierungspunkt für ihn. In einem der halbverfallenen Gebäude sollte es einen Zugang zu einem weiteren Geheimnis der Pehrtus geben.
Zeno hielt seinen Gleiter vollends an und blickte sich um. Die Bauwerke rings um den Platz waren nicht besser erhalten als die meisten anderen Bauwerke der Stadt, aber sie wirkten irgendwie imposanter, obwohl sein Geschmack sich erheblich von dem der Erbauer dieser Stadt unterschied.
Aber welches Gebäude ist das richtige? Der Accalaurie spürte, wie die Panik sich in ihm breitzumachen drohte. Panik, weil er nicht erkennen konnte, in welchem Gebäude sich der Zugang zu dem Geheimnis der alten Pehrtus befand.
Zeno atmete schwer und bot all seine Willenskraft auf, um diese Panik niederzukämpfen. Wenn es ihm nicht gelang, war er verloren, so glaubte er. Schließlich hatte er es geschafft.
Ganz ruhig! sagte er sich. Es wird noch viele Tage dauern, bis die Durchprüfung der PGT-Anlage abgeschlossen ist. Vorher kann auch Perry Rhodan nichts unternehmen. Ich muß geduldig und systematisch vorgehen.
Er lehnte sich zurück und versuchte, sich in eines jener Wesen zu versetzen, die – bis auf wenige, inzwischen ebenfalls tote Gehirne – vor vielen Jahrtausenden ausgestorben waren.
Für einen Pehrtus mußte das Äußere der Bauwerke verraten, welchem Zweck sie gedient hatten. Folglich mußte ein Pehrtus auch feststellen können, welches Gebäude den Zugang zu jenem Geheimnis barg, das ihm in scheinbar auswegloser Lage helfen konnte.
Ein Gedanke durchzuckte sein Hirn. Leben!
Das Geheimnis diente dazu, Leben zu erhalten. Alle Zeno bekannten Intelligenzen aber hatten im Verlaufe ihrer Geschichte besondere Symbole für das Leben entwickelt, Symbole, die das Leben entweder als negative oder als positive Entwicklungsstufe der Materie darstellten.
War es dann nicht natürlich, daß ein Bauwerk, das der Erhaltung von Leben diente, mit Lebenssymbolen geschmückt war?
Zeno musterte die Bauwerke aufmerksam auf solche Symbole. Eine wilde Hoffnung durchpulste ihn, obwohl er genau wußte, daß das, was auf andere Kulturen zutraf, keineswegs auch auf die Kultur der Pehrtus zutreffen mußte. Doch die Emotionen überschwemmten alle rationalen Gedanken.
Er hatte bereits gut ein Drittel der Bauwerke gemustert und war wieder dicht vor dem Ausbruch einer Panik, als ihm auffiel, daß an dem Gebäude, das er sich zuletzt angesehen hatte, zwei eigenartige Erhöhungen waren.
Sie glichen auf den ersten Blick zwei Schmuckreliefs, die aus den stilisierten Nachbildungen von Blütenknospen bestanden. Bei genauerem Hinsehen erkannte der Accalaurie jedoch, daß das eine optische Täuschung war, die hauptsächlich durch die Verwitterung hervorgerufen wurde. Und dadurch, daß er noch nie zuvor stilisierte Nachbildungen von Facettenaugen gesehen
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