Silberband 073 - Schach der Finsternis
ablenken lassen. Es ging immerhin um Entscheidungen von kaum vorstellbarer Tragweite.
Er blickte Torytrae an und fragte: »Waren Ihre Aufgaben am letzten Tag so wichtig, daß Sie keine Zeit fanden, Doynschto bei seiner Arbeit zu unterstützen?«
Torytraes Lächeln erlosch. Sein Gesicht wurde völlig ausdruckslos, als er antwortete: »Was immer mich abgehalten hat, Doynschto dem Sanften zu helfen, es war wichtig genug, Rhodan. Ich bitte Sie, diese Erklärung zu akzeptieren.«
Perry Rhodan lächelte ironisch. »Aber es war nicht wichtig genug, um die Vorstellung deswegen zu versäumen, wegen der Sie an Bord der NAPOSCH gekommen sind, Torytrae. Es tut mir leid, aber ich kann Ihre Erklärung nicht akzeptieren. Gleichwohl muß ich sie dennoch hinnehmen.«
Er wandte sich ab und ging zu dem halbrunden Podest, auf dem Flottenchef Pynkschton stand und die laufenden Meldungen der drei Kreuzerkommandanten entgegennahm.
Von der Seite her sah er Heltamoschs Gesicht. Er bemerkte, daß der Raytscha betroffen aussah. Offenkundig befand er sich in einem psychischen Konflikt. Er war sicher willens, seinem terranischen Freund zu helfen, andererseits aber infolge seiner fremdartigen Ethik nicht in der Lage, das auch gegenüber dem Yuloc durchzusetzen.
Die Lage spitzt sich zu! dachte er. Sie wird sich hoffentlich wieder normalisieren, wenn der Schlag gegen Penorok erfolgreich geführt ist.
Das stilisierte Facettenauge brach das Licht des Handscheinwerfers und verwandelte es in ein irres Glitzern und Funkeln.
Schwer atmend blickte Zeno auf das Tor, hinter dem er das Geheimnis der Pehrtus wähnte. So kurz vor dem Ziel zögerte er, den letzten Schritt zu tun. Aber seine Erfahrung sagte ihm, daß er nicht zögern durfte. Wenn man nicht alle Risiken genau abwägen konnte, dann mußte man entweder aufgeben oder den Sprung wagen.
Aufgeben jedoch kam für den Accalaurie nicht in Frage. Er fürchtete, inmitten fremder Wesen und in zwei fremden Galaxien allmählich seine psychische Identität zu verlieren und schließlich dahinzudämmern bis zu seinem Tod.
Das gab den Ausschlag. Mit festem Schritt ging er auf das Tor zu, streckte die Hand aus und berührte das Facettenauge. Niemand hatte ihm gesagt, daß das die richtige Stelle sei, aber er fühlte es instinktiv.
Etwas knackte scharf, dann erzitterte das Tor und schob sich langsam in die Wand zur Rechten Zenos. Dahinter schimmerte gelbliches Licht.
Zeno schaltete seine Lampe aus und trat durch die Öffnung. Alle Ängste waren von ihm abgefallen. Auch als aus dem Hintergrund plötzlich zwei riesige Roboter auftauchten, erschrak er nicht.
Die Roboter waren aus zwei seitlichen Nischen gekommen. Sie blieben abwartend stehen, bis der Accalaurie sie fast erreicht hatte, dann wandten sie sich um und gingen voraus.
Zeno folgte ihnen in eine kleine Kuppelhalle. An ihren Wänden entdeckte er die gleichen Reliefs wie in dem äußeren Raum. Der Boden bestand aus einem Mosaik mit Mustern und Symbolen, die Zeno nichts bedeuteten. Die gewölbte Decke schien nur aus leuchtender Energie zu bestehen.
Im Mittelpunkt der Halle blieben die Roboter stehen. Sie waren achtgliedrig und genauso groß wie ihre Erbauer, die Pehrtus.
Zeno trat zwischen die Roboter und blieb ebenfalls stehen. Als eine Weile verstrichen war und sich immer noch nichts ereignet hatte, wurde er unruhig. Mußte er selbst die Initiative ergreifen? Aber was erwarteten die Roboter von ihm?
Bevor ich etwas Falsches tue, warte ich lieber! dachte er.
Als sich unverhofft die leuchtende Energie von der Decke herabsenkte und ihn einhüllte, mußte er alle Willenskraft zusammennehmen, um nicht in panischer Angst fortzulaufen.
Doch nichts geschah – so schien es. Nach einiger Zeit zog sich die leuchtende Energie wieder nach oben zurück – und Zeno mußte erkennen, daß er sich nicht mehr in der Halle mit den Wandreliefs befand. Auch die beiden Roboter waren verschwunden.
Er stand im Mittelpunkt einer fast gleich großen Halle, deren Wände allerdings durch steril wirkende metallische Glätte ausgezeichnet waren. In Armlänge lief vor der Innenwandung ein breites, profiliertes Geländer. Zumindest sah es aus wie ein Geländer. Die Zeno zugewandte Seite glänzte türkisfarben.
Der Accalaurie rührte sich nicht von der Stelle, obwohl seine Erregung von einem Augenblick zum anderen bis ins Unerträgliche anstieg. Dann, als er schon dachte, der uralte Mechanismus funktionierte vielleicht nicht mehr oder nur teilweise, lief ein schwaches
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