Silberband 073 - Schach der Finsternis
eintausendzweihundertundvier Hilfswillige.
»Das ist eine stolze Zahl!« ließ Wilamesch sich vernehmen. »Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß auch die, die sich bis jetzt noch nicht zur Mithilfe entschließen konnten, eines Tages mit auf unserer Seite stehen werden.«
Dann teilte er die Leute ein. Tembalans Zynismus erwies sich als zum Teil gerechtfertigt. Von den mehr als zwölfhundert Leuten wurden mehr als neunhundert zur Anbringung von Hinweisschildern an Treppen abgestellt. Der kleine Rest sollte sich mit der Suche nach Ausgängen zur Oberwelt befassen. Das Mißverhältnis schien den Leuten nicht aufzufallen. Keiner machte sich Gedanken darüber, daß die schönste Beschilderung der Treppen nichts nützte, wenn nicht in aller Bälde ein Ausgang zur Oberwelt gefunden wurde.
Mikul wandte sich an Tembalan. »Was, meinst du, hat er vor?«
»Ist doch ganz klar«, kicherte der Alte. »Er muß die Leute beschäftigen, damit sie nicht auf schlechte Gedanken kommen. Während sie die Treppen beschildern und nach Ausgängen suchen, macht er sich mit seiner Beute heimlich aus dem Staub.«
Diejenigen, die zur Anbringung von Schildern eingeteilt worden waren, begaben sich unter Führung einiger von Wilameschs Mitarbeitern an ihre Arbeitsorte. Übrig blieben die knapp dreihundert Bürger, zumeist junge, kräftige Männer, die nach Ausgängen suchen sollten. Mikul hörte, wie Wilamesch ihnen ihre Aufgaben zuwies.
»Der Hauptgang zum Stadtteil Rakkaan-Mittelost bietet einige Aussicht«, rief der Anführer der Aktion. »Er ist zwar verschüttet, aber es sieht so aus, als könne der Schutt ohne allzu große Mühe weggeräumt werden. Dazu brauche ich achtzig Mann.«
Die achtzig wurden von Wilameschs Helfern abgesondert und auf den Weg gebracht.
»Desgleichen«, fuhr Wilamesch fort, »sind die Treppen, die zum Stadtteil Rakkaan-Mittelzentrum hinaufführen, noch nicht ausreichend abgesucht worden. Es gibt Hunderte von Treppen. Für diese Aufgabe brauche ich einhundert Mann.«
Den einhundert widerfuhr dasselbe Schicksal wie zuvor den achtzig. Jetzt stand nur noch eine Gruppe von knapp einhundertundzwanzig Leuten vor Wilameschs Podium.
»Hauptgang nach Rakkaan-Ostnordost, dreißig Mann.« Nur noch neunzig.
»Für Rakkaan-Ost bei Nord vierzig Mann.« Noch fünfzig.
»Und diese Leute verteilen sich auf die Hauptgänge nach Nordnordost und Nord bei Ost.«
Der Platz war leer bis auf die wenigen, die wie Mikul und Tembalan in der Dunkelheit am Platzrand ausgeharrt hatten, um zu hören, wie die Sache enden würde. Jetzt wandten auch sie sich zum Gehen. Es wäre nicht gut, von Wilameschs Helfershelfern hier gesehen zu werden.
»Du siehst, worauf die Sache hinausläuft«, sagte Tembalan zu Mikul.
»Ja, natürlich. Im Quadrant zwischen Nord und Ost brauchen wir nicht nach einem Ausgang zu suchen.«
»Richtig. Bleiben uns drei Quadranten, die in Frage kommen.«
»Und wie finden wir den richtigen?«
»Wir sehen Wilamesch genau auf die Finger, denke ich«, kicherte der Alte. »Er hat eine Unmenge Beute, von der ein Teil nur mühsam zu transportieren sein wird. Er wird nur langsam vorwärts kommen, und es sollte uns keine Schwierigkeiten bereiten, ihm auf den Fersen zu bleiben.«
Mit der Geschwindigkeit eines Geschosses raste die Kabine durch den kilometerlangen Antigravschacht in die Höhe. Der Gipfel des Berges, mehrere tausend Meter über dem umgebenden Tiefland gelegen, bildete ein kleines Plateau, auf dem mehrere Gleitboote abflugbereit standen. Die Wachmannschaft war von Poyferto angewiesen worden, den beiden Besuchern das schnellste Fahrzeug zur Verfügung zu stellen. Minuten später waren Rhodan und Torytrae unterwegs nach Nopaloor, der Hauptstadt des Planeten Yaanzar. Erst aus der Höhe kamen die riesigen Ausmaße der Stadt voll zur Geltung. Nopaloor war die Heimat von mehr als einhundertundfünfzig Millionen Yaanztronern und Angehörigen anderer Sternenvölker. Die Stadt bot aus der Vogelperspektive den Anblick einer riesigen, dicht an dicht besiedelten Fläche, nur hier und dort von den winzigen Flecken kleiner Parks unterbrochen, die mit der Kraft der Verzweiflung gegen den zunehmenden Kohlendioxydgehalt in der Luft ankämpften.
Der Yaanzardoscht, der Regierungspalast, war in einer Großzügigkeit angelegt, die in merkwürdigem Kontrast zu der manchmal katastrophalen Enge stand, mit der die Bevölkerung der Stadt zu leben hatte. Der Komplex hatte eine Ausdehnung von mehr als zwanzig Quadratkilometern und bestand
Weitere Kostenlose Bücher