Silberband 073 - Schach der Finsternis
diesen Stunden mit besonderer Intensität dachte. Es handelte sich dabei um eine Flotte von insgesamt vierzehntausend robotgesteuerten Raumschiffen, die in getarnten Höhlen unter der Sohle der Ozeane lagen und nur darauf warteten, daß jemand das Alarmsignal gab, damit sie starten und das Yaanzar-System mit einem waffenstarrenden Ring umgeben konnten, den niemand zu durchbrechen vermochte.
Das Signal konnte auf verschiedenen Wegen gegeben werden. An gewissen Punkten der Oberfläche von Yaanzar waren, in zeitbeständigem Versteck, Impulsgeber plaziert worden, deren Betätigung die Robot-Raumschiffe innerhalb weniger Sekunden aus ihrem jahrhunderttausendelangen Schlaf erwecken würde. Aber Sabhadoor hielt die Gefahr für zu nahe, als daß er sich damit aufhalten könnte, einen solchen Impulsgeber aufzufinden und von dem Schutt zu befreien, der sich im Laufe der Jahrtausende über ihm angehäuft haben mußte. Es gab einen einfacheren Weg, die Flotte zu alarmieren: durch ein telepathisches Signal. Allerdings wollte Sabhadoor sicher sein, daß der telepathische Impuls klar und rein und von höchster Intensität war.
Er mietete sich ein Fahrzeug und begab sich an einen Ort, von dem aus die Summe der Entfernungen zu den einzelnen Verstecken der vierzehntausend Einheiten starken Flotte ein Minimum darstellte. An diesem Ort befand sich, wie Sabhadoor überrascht bemerkte, ein riesiger Krater. Hier hatte bis vor zwei Tagen die Stadt Partakoon gelegen, die durch das wütende Wirken der Elemente zerstört worden war.
Sabhadoor landete seinen Gleiter unweit des Trichterrandes. Die Gegend war menschenleer. Es gab keine fremden Gedanken, die die Klarheit seiner telepathischen Signale trüben konnten. Er dachte den uralten Befehl – und sandte ihn ab.
Tembalan und Mikul gaben sich keinen Illusionen darüber hin, daß ihr Unternehmen etwa ungefährlich sei. Wilamesch und seine Leute würden ihren Raub verteidigen und die Kenntnis des letzten offenen Weges hinauf an die Oberfläche für sich behalten wollen.
Auf den ersten Blick schien es ein aussichtsloses Unterfangen, aufs Geratewohl in diesem Gewimmel von Gängen und Rampen gerade den Punkt zu finden, von dem aus noch ein Weg nach oben führte. Aber Tembalan hatte eine Idee.
»Was sie aus den Wohnungen zusammengeraubt haben, wird umfangreich sein«, meinte er. »Wahrscheinlich wird das Zeug an einem Sammelplatz zusammengetragen. Wenn wir diesen Platz finden können, sind wir fein raus.«
Mikul überlegte. »Die Verteilerstation«, fiel ihm ein. »In unmittelbarer Nähe gibt es eine Menge von Lagerräumen für Ersatzteile und Reparaturgeräte. Da kommt so gut wie nie jemand hin!«
Tembalan war einverstanden. Sie gelangten zu einer Treppe, an der drei Mann mit dem Anbringen von hastig gemalten Schildern beschäftigt waren. Tembalan kannte sie alle.
»Wo ist euer Aufseher?« wollte er wissen.
»Verschwunden«, antwortete einer der Leute mißmutig.
»Ist es nicht merkwürdig«, fragte er, »daß ausgerechnet die, die das größte Maul haben, am wenigsten zur Arbeit beitragen?«
»Hört, wer da spricht!« höhnte der Arbeiter. »Du selbst bist wohl hart an der Arbeit, wie?«
»Bin ich«, bestätigte Tembalan mit großem Ernst. »Allerdings male ich keine Schilder. Denn ich weiß, daß wir alle bald erstickt sein werden, wenn wir nicht einen Weg nach oben finden. Und was nützen einem Erstickten schon beschilderte Treppen?«
»Du suchst also nach einem Ausgang?« erkundigte sich der Arbeiter.
»Nicht direkt«, gab ihm Tembalan zu verstehen. »Ich suche nach den Leuten, die den Ausgang kennen. Willst du mir jetzt sagen, in welcher Richtung euer Aufseher verschwunden ist?«
Verblüfft deutete der Arbeiter in den Gang hinein, auf den die Treppe mündete. »Dorthin«, sagte er. »Aber willst du mir nicht sagen …«
»Später, später«, vertröstete ihn der Alte. »Du wirst schon alles rechtzeitig erfahren.«
Sie stiegen die Treppe hinunter und marschierten den Gang entlang, in den der Mann gezeigt hatte. Mikuls Vermutung schien sich zu bestätigen. Sie waren auf dem Weg zur Verteilerstation.
Die Wohnungen zur Rechten und zur Linken befanden sich schon nahe dem Rand des Wohnbezirks. Jenseits der Grenze lagen die Nutzräume und -anlagen, in denen sonst für die Energieversorgung und Belüftung dieses Stadtteils gesorgt wurde. Einer dieser Räume war die Verteilerstation, in der der von oben kommende Energiefluß in mehrere Zweigströme aufgespalten und an
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