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Silberband 073 - Schach der Finsternis

Titel: Silberband 073 - Schach der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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unter der Bevölkerung zu spüren. Sie überließen die Unzufriedenen nicht ihren eigenen Gedanken und Gesprächen, sondern begannen sofort, auf sie einzureden. In der Mitte des Platzes, wo synthetische Blumen wuchsen, die der Einöde im Innern des Planeten einen Hauch der Oberwelt mitteilen sollten, war in aller Eile eine Art Podium errichtet worden. Jetzt kletterte ein Mann dort hinauf. Trotz der unzureichenden Beleuchtung erkannte Mikul den breitschultrigen, hochgewachsenen Wilamesch.
    »Befreite Bürger!« rief er über die Menge hinweg. »Ich weiß, daß ihr euch über die Ziele unserer Aktion noch größtenteils im unklaren seid und daß unter euch Unzufriedenheit herrscht über unser Vorgehen. Laßt mich dazu folgende Erklärung abgeben.«
    Die Erklärung dauerte eine Stunde lang. Sie befaßte sich damit, daß die Bürger der Städte auf Yaanzar und den übrigen besiedelten Welten der Galaxis Naupaum in menschenunwürdiger Enge lebten. Sie bezeichneten die ›Aktion zur Befreiung der unterdrückten Bürger‹ als eine politische Vereinigung, die es sich zum Ziel gesetzt habe, diesen unwürdigen Zustand zu beseitigen. In der Art demagogischer Politiker ging Wilamesch mit keinem Wort darauf ein, auf welche Weise der Enge abgeholfen werden solle, sondern wandte sich sofort mit den Worten: »Das aber können wir ohne eure Hilfe nicht vollbringen!« an seine Zuhörer.
    Die Katastrophe, so sagte er, sei ein Unglück gewesen, das trotzdem ein gewisses Maß an Glück in sich berge: Die Aktion habe endlich Gelegenheit gefunden, an die Öffentlichkeit zu treten. Unbehindert von den Behörden, die auf der Oberfläche ihren Sitz hatten, könne sie sich dem unterdrückten Volk zu erkennen geben und weitere Anhänger gewinnen.
    Wilamesch war ein geschickter Redner, der die Dürftigkeit seiner Argumente durch rhetorischen Schwung und sprachliche Eleganz zu überdecken wußte. Die Bevölkerung beruhigte sich allmählich. Sie begann, an die Lauterkeit der Aktion zu glauben.
    »Zwei Aufgaben stehen als wichtigste vor uns«, fuhr Wilamesch fort. »Die Sicherheit des Verkehrs innerhalb des eingeschlossenen Stadtteils muß gewährleistet werden, und man muß außerdem nach einem Weg suchen, auf dem wir bis an die Oberfläche vordringen können. Ihr Bürger dieser Stadt seid aufgefordert, uns bei der Bewältigung dieser Aufgaben zu helfen. Es müssen Hinweistafeln angebracht werden, die von einer Treppe zur nächsten weisen, damit wir uns, solange die Aufzüge nicht funktionieren, ungehindert auf- und abwärts bewegen können …«
    »Paß auf!« flüsterte Tembalan Mikul zu. »Er wird sie mit seinen Worten über die Treppen so trunken machen, daß sie ihre Suche nach einem Ausweg ganz vergessen.«
    Wilameschs Tüchtigkeit als Demagoge wurde offenbar, als er die Hilfswilligen aufforderte, sich um sein Podest herum zu versammeln. In der Hauptsache Männer, vielfach aber auch Frauen lösten sich aus der Menge und begannen, einen Kreis um das Podium zu bilden. Die ersten, die sich dort aufstellten, wirkten als Beispielgeber für die anderen. Innerhalb weniger Minuten schwoll die Zahl derer, die die Aktion zu unterstützen bereit waren, auf mehrere hundert an, und noch immer kamen neue Hilfsbereite hinzu.
    Tembalan, der seine Augen überall hatte, sah mehrere Männer, die ihm nie zuvor begegnet waren und nun mit betonter Unauffälligkeit in der Menge umhergingen, mit scharfen Blicken nach allen Seiten sichernd und beobachtend. Er stieß Mikul an. »Hast du die Absicht, dich zu beteiligen?« fragte er.
    »Nein«, antwortete Mikul unwillig. »Ich mache den Schwindel nicht mit.«
    »Dann wird es geraten sein, sich ein wenig in den Hintergrund zu verdrücken«, meinte der Alte. »Da gehen Leute umher und passen scharf auf, wer sich in seinem Unverstand nicht zur Mithilfe entschließen kann.«
    Mikul und seine Familie begannen, sich in den Hintergrund des Platzes abzusetzen. Das war nicht besonders schwierig. Die Allzweckgeräte standen hauptsächlich zu beiden Seiten des Podiums, von dem Wilamesch sprach, am Rand des Platzes. Dort, wohin Mikul retirierte, war es fast völlig finster. Er sah, daß außer ihm einige andere Bürger schon denselben Weg gewählt hatten. Nicht alle also waren auf Wilameschs glatte Worte hereingefallen.
    Die laute Stimme des Aktionsführers drang bis in den letzten Winkel des Platzes. Man hörte, wie er die Leute aufforderte, sich so zu stellen, daß sie abgezählt werden konnten. Die Zählung ergab insgesamt

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