Silberband 075 - Die Laren
Halmashi einen der Laren.
Dieser sah ihn aus seinen smaragdgrünen Augen an, sprach aber kein Wort. Halmashi wollte den Laren erneut ansprechen. Er hoffte, so die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er mußte den Laren Bericht erstatten, ohne daß Werbot oder seine Leute etwas davon merkten. Aber gerade, als er den Mund erneut öffnete, wandten sich die beiden Laren ab und stiegen aus dem Schweber.
Sie hatten nicht einmal die Papiere überprüft. Wahrscheinlich fanden sie das nicht für nötig, weil sie sämtliche Daten bereits von der anderen Kontrollstation erhalten hatten. Halmashi hätte vor Wut darüber, daß er seine Chance zum zweitenmal verpaßt hatte, schreien können. Aber er machte gute Miene zum bösen Spiel.
»Jetzt haben wir es gleich geschafft, Leute«, sagte er, als sich der Schweber wieder in Bewegung setzte und auf die Strukturschleuse in der Energiebarriere zuglitt.
Nun stand ihnen nur noch die Überprüfung durch die Individualtaster bevor. Halmashi hatte nur noch die Hoffnung, daß einer von Werbots Leuten auf der schwarzen Liste stand und seine Gehirn- und Körperschwingungen ihn verrieten. Aber so recht wollte er daran nicht glauben, denn Werbots Auftraggeber hatten bei der Auswahl seiner Leute bestimmt auch daran gedacht.
Und doch gab es im Schweber einen Mann, der sich durch sein Individualmuster verraten konnte. Aber das wußte Halmashi genausowenig wie einer der anderen.
Dieser eine war Satago Werbot alias Atlan. Doch Atlan war zuversichtlich. Der Gedanke an die Individualüberprüfung versetzte ihn nicht in Angst. Er wußte, daß die Individualmuster von Toten aus den Überwachungspositroniken gelöscht wurden. Eines bedachte Atlan dabei jedoch nicht: menschliches Versagen.
Die rund dreihundert Personen des Deklarationskommandos wurden von der seit vielen Jahrzehnten programmierten Sicherheitsautomatik angepeilt und individuell aufgrund ihrer Gehirn- und Körperschwingungen ausgewertet. Das geschah in dem Augenblick, als sie durch den energetischen Schutzschirm in die Transmitterzone vordrangen. Die Auswertung der empfangenen Individualmuster blieb in fast allen Fällen negativ. Nur ein einziges Tastergebnis wurde von der Überwachungspositronik als positiv gewertet.
Die Positronik schaltete innerhalb von Nanosekunden. Die Meldung wurde zusammengefaßt und an die Auswertungszentrale des Planeten Olymp geschickt. Dort aber saßen die Laren.
Art Japson starrte gelangweilt auf den Bildschirm, über den die Erkennungssymbole geisterten. Er war gebürtiger Terraner und hatte diesen Vertrauensposten in der Auswertungszentrale schon seit einem Jahrzehnt inne. Er hatte sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Aber seit einem halben Jahr stand er im Lager der terranischen Widersacher, der Laren. Niemand ahnte etwas davon.
Art Japson war ein Hetos-Inspektor wider Willen. Die Laren hatten ihn dazu gezwungen, für sie zu arbeiten. Er hatte sich schon oft gefragt, was passieren würde, wenn er eine Entscheidung treffen müßte. Was würde stärker sein, die Beeinflussung durch die Laren oder seine Treue zum Solaren Imperium und zur Menschheit? Er hoffte nur, daß er nie in eine Lage kam, die ihn in Gewissensnotstand bringen würde. Bisher war alles in seinem Sinne verlaufen, an seiner Routinearbeit hatte sich nichts geändert, seit er ein Hetos-Inspektor war.
Die Erkennungssymbole liefen monoton über den Bildschirm. Doch plötzlich kamen sie zum Stillstand, und eines dieser Symbole begann zu pulsieren. Gleichzeitig schlug eine Warnglocke an.
Art Japson wurde aus seiner Lethargie gerissen. Das Erkennungssymbol stimmte mit dem Individualmuster des totgeglaubten Lordadmirals Atlan überein!
Japson mußte zweimal hinsehen, um es glauben zu können. Aber selbst dann konnte er die Tatsache noch nicht fassen. Er vermutete viel eher ein Versagen der Überwachungsautomatik – obwohl das praktisch unmöglich war. Er schloß auch nicht aus, daß es sich um Sabotage handelte. Alles wollte er glauben, nur nicht, daß Atlan lebte und in die Transmitterzone einzudringen versuchte.
Während Japson noch fieberhaft überlegte, was zu tun sei, handelten die robotgesteuerten Überwachungsanlagen für ihn. Dieses Alarm- und Kontrollsystem war schon vor vielen Jahren von der Solaren Abwehr ersonnen und installiert worden. Es sollte menschliches Versagen ausschließen und eine Beeinflussung der Handlungsweise eines Betroffenen durch Emotionen verhindern. Wer etwas bemerkt hatte, sollte ohne Zeitverlust sein
Weitere Kostenlose Bücher