Silberband 075 - Die Laren
Tragen von Handstrahlern und Paralysatoren war auch innerhalb der Sperrzone des Raumhafens gestattet.
»Es wurde auch schon Zeit«, sagte der Beamte.
»Was?« fragte Halmashi.
»Ich meine, es wurde schon Zeit, daß die Lagerhallen geräumt werden. Wir brauchen Platz. Ich frage mich überhaupt, warum die Container nicht per Transmitter in Lagerhallen außerhalb des Raumhafengeländes abgestrahlt wurden.«
»Das ist eine Kostenfrage«, sagte Halmashi mit müdem Grinsen. Seine Augen glitten über die Kontrollstation. »Keine Laren?« fragte er und bemühte sich, seiner Stimme einen harmlosen Klang zu geben. »Die scheinen die Kontrollen auch nicht mehr ernst zu nehmen. Na, uns kann es recht sein.«
»Wieso?« fragte der Beamte mißtrauisch; er mußte ein Hetos-Inspektor sein.
»Weil wir es eilig haben.«
Der Beamte hörte nur mit halbem Ohr zu. »Ich muß die Papiere vom Computer überprüfen lassen«, erklärte er und verließ den Schweber. Halmashi sah ihm nach, wie er im Kontrollgebäude verschwand.
Da tauchten zwei Laren auf. Ihre schwarze, spröde Haut schien das Sonnenlicht zu schlucken. Sie trugen hellgelbe Uniformen, was sie als Chargen niederer Ränge auswies.
Halmashi suchte eindringlich den Blick ihrer smaragdgrünen Augen, um ihre Aufmerksamkeit zu erwecken, aber sie schienen ihn überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie unterhielten sich miteinander. Warum machen sie keine Stichproben? dachte Halmashi. Kommt her. Na los, kommt an Bord, damit ich euch ein Zeichen geben kann. Holt mich zum Verhör! Dabei wird niemand etwas finden.
»Warum schwitzt du, Halmashi?« fragte jemand hinter ihm.
Halmashi drehte sich nicht nach dem Sprecher um. »Es ist verdammt heiß. Heute brennt der rote Zwerg besonders stark herunter.«
»Oder treibt dir der Anblick der Laren den Schweiß aus den Poren?«
Halmashi wurde einer Antwort enthoben. Der Kontrollbeamte kam zurück und überreichte ihm die Mappe mit den Papieren. »Alles in Ordnung.«
Der Schweber hob ruckfrei ab, glitt aber zwei Meter über dem Boden dahin. Auf den Raumhäfen herrschte ein generelles Flugverbot für Schweber und Gleiter und andere Flugobjekte des planetaren Verkehrs. Sämtliche kleineren Flugobjekte wurden mittels Leitstrahlen zu ihren Bestimmungsorten gelotst. Der Schweber wurde zu einer Leitschiene des Antigrav-Verbundnetzes dirigiert und glitt mit rasender Geschwindigkeit auf den Antigravfeldern dahin.
Normalerweise diente das Antigrav-Verbundnetz für die Beförderung von Containern zum Transmitter oder zu den Raumschiffen. Aber wenn Leitschienen frei wurden, leitete man auch andere Bodentransporte darauf um, weil trotz der gigantischen Ausmaße der Raumhäfen ständig Platzmangel herrschte.
Die geparkten Raumschiffe schossen wie verwaschene Schemen an ihnen vorbei. Gleiter, Bodenfahrzeuge, kleinere Container und Teile von Raumschiffen kamen ihnen auf der Gleitschiene entgegen und zogen an ihnen vorbei. Raumschiffe wurden entladen, Ladungen von Raumschiffen gelöscht. Obwohl sie mit großer Geschwindigkeit dahinrasten, schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis der Schweber die 120 Kilometer über den Raumhafen zurückgelegt hatte und sie vor der Energiebarriere hielten, die sich über die Tansmitterzone spannte.
Wer hier eindringen wollte, mußte schon schärfere Kontrollen über sich ergehen lassen. An der Strukturschleuse standen Kampfroboter. Mit schweren Geschützen bestückte Gleiter der Bodenabwehr standen startbereit da, durch die Panzerplastkanzeln waren die angespannten Gesichter der Piloten zu erkennen. Hinter der Energiebarriere waren mehrere Einheiten von kleineren SVE-Gleitern zu sehen.
Hier wimmelte es nur so von Laren. Als Halmashi erkannte, daß sie selbst die Kontrollen durchführten, atmete er erleichtert auf. Diese Chance wollte er nutzen. Zwei Laren bestiegen den Schweber, während sich die empfindlichen Ortungsgeräte der Kontrollstation darauf richteten. Halmashi wußte, daß sich nun der gesamte komplizierte technische Apparat des Ortungs- und Warnsystems auf ihren Schweber konzentrierte – daß die erhaltenen Daten tausendfach gefiltert und gesiebt und immer wieder nach verschiedenen Gesichtspunkten durchleuchtet wurden.
Aber er glaubte zu wissen, daß alle diese Kontrollen nichts erbringen würden. Werbot und seine unbekannten Auftraggeber würden an alles gedacht haben. Doch eines hatten sie nicht bedacht, nämlich, daß sich unter ihnen ein Hetos-Inspektor befinden könnte.
»Ist alles in Ordnung?« fragte
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