Silberband 075 - Die Laren
wurden.
»Es regt sich in mir der Stolz des Primitiven«, antwortete Rhodan. »Ich bin, nach dem Willen des Hetos, der Erste Hetran dieser Galaxis. Das ist sicherlich das höchste Amt, das das Hetos zu vergeben hat. Ich bin es, der in der Milchstraße zu schalten und zu walten und die Interessen des Siebenerkonzils zu vertreten hat. Mir obliegt es festzustellen, ob ein fremdes Raumschiff in das Sonnensystem eindringt und sich irgendwo versteckt. Es ist meine Aufgabe, mich um den fremden Eindringling zu kümmern und zu verhindern, daß er irgendwelchen Schaden anrichtet. Aber geschieht es so? Mitnichten! Es gibt da einen Mann mit dem höchst nebelhaft definierten Titel Verkünder der Hetosonen, der alles das tut, was an sich meine Aufgabe ist, und der dann, wenn er es getan hat, sich liebenswürdigerweise herabläßt, mir mitzuteilen, daß er meine Pflicht schon getan hat. Was erwarten Sie als Gegenleistung? Dankbarkeit? Dann haben Sie mich und die Terraner falsch eingeschätzt.«
Er hatte zum Schluß mit Bitterkeit gesprochen – einer Bitterkeit, die er wirklich empfand, wenn auch aus anderen Gründen. Seine Darstellung hatte Hotrenor-Taak überzeugt, das war an der Miene des Laren deutlich zu erkennen.
»Es mag sein, daß ich Fehler mache«, antwortete er, nachdem er geraume Zeit nachgedacht hatte. »Sie aber sollten überzeugt davon sein, daß mein ganzes Streben nur danach geht, dem Hetos der Sieben zu dienen.«
»Das genügt mir nicht«, antwortete Rhodan kalt. »Nicht, wenn ich sehe, wie Sie in dieser Milchstraße mit einer arroganten Überheblichkeit verfahren, mit der Sie sich sämtliche Bewohner dieser Galaxis zu Feinden machen.«
Es schien, als verliere der Verkünder der Hetosonen an dieser Stelle die Fassung. Auf jeden Fall unterbrach er sofort und ohne Abschiedsgruß die Verbindung.
Die TAI SHAGRAT war anstandslos gelandet. Die Beladung nahm, wie Atlan vorausgesagt hatte, nicht mehr als eine halbe Stunde in Anspruch. In einem kleinen, geheimen Transmitterraum tief unter der Kommandozentrale Imperium-Alpha saßen drei Männer und verfolgten über Bildschirm aufmerksam jede Phase des Ladeprozesses: Perry Rhodan, Atlan und Roctin-Par. Als das riesige Raumschiff auf flimmernden Feldfronten sich von der weiten, ebenen Ladefläche löste und in die Höhe zu streben begann, atmete der Arkonide auf.
»Irgendwie wollte ich nicht daran glauben«, sagte er erleichtert, »daß Hotrenor-Taak die TAI SHAGRAT unbeobachtet lassen würde.«
»Ich bin sicher, daß die Laren das Landemanöver überwacht haben«, gab Perry Rhodan zu bedenken. »Auf der anderen Seite ist die Landung eines Raumschiffs der USO, selbst wenn es sich um ein Fahrzeug dieser Größe handelt, in Terrania City nichts Ungewöhnliches. Hier landen und starten dauernd Raumfahrzeuge der unterschiedlichsten Größen und Verwendungszwecke. Weshalb sollte Hotrenor-Taak ausgerechnet dann mißtrauisch werden, wenn die TAI SHAGRAT hier ankommt?«
»Natürlich hast du recht«, bekräftigte Atlan. »Aber wenn man in ein bestimmtes Fahrzeug solche Hoffnungen setzt wie wir in diesem Augenblick, dann macht man sich auch besondere Sorgen.«
»Und zweitens«, fuhr Rhodan fort, als habe er den Einwand des Arkoniden nicht gehört, »habe ich Hotrenor-Taak vor kurzer Zeit die Leviten gelesen. Es ist durchaus möglich, daß er meine Argumente für gerechtfertigt hält und sich in Zukunft ein wenig zurückhaltender gibt.«
Auf dem Bildschirm war die riesige Kugel der TAI SHAGRAT inzwischen zu einem winzigen, glitzernden Punkt geschrumpft, der wenige Sekunden später im makellosen Blau des Firmaments verschwand. Atlan stand auf.
»Es wird Zeit«, bemerkte er.
Roctin-Par hatte bislang kein Wort gesprochen. Sein Gesicht trug unverkennbar den Ausdruck tiefer Sorge, den Reflex eines schlechten Gewissens. Ebenso wortlos, wie er sich bisher verhalten hatte, erhob er sich im selben Augenblick wie der Arkonide und schritt auf den flimmernden Torbogen des Transmitters zu. Perry Rhodan empfand Bedauern für den Laren. Er wußte nun, daß sich an Bord des vernichteten Raumschiffs insgesamt vierunddreißig Männer und Frauen befunden hatten. Vierunddreißig Provconer, die gestorben waren, weil Roctin-Par geglaubt hatte, es sei ein leichtes, Hotrenor-Taak hinters Licht zu führen. Die Erkenntnis der eigenen Unzulänglichkeit hatte den Provconer schwer getroffen. Es war zu hoffen, daß aus dieser unglücklichen Entwicklung der Dinge wenigstens ein brauchbares Resultat
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