Silberband 075 - Die Laren
Rhodan.
Sie kehrten zum Kommandostand zurück. Das Warten war wieder angebrochen. Die gefährliche Episode in der Dunkelwolke war überstanden. Jetzt kam es darauf an, mit den Vincranern Frieden zu schließen, so daß die Vorbereitung des Kampfes gegen die larischen Invasoren ohne sekundäre Störungen vonstatten gehen konnte. Im übrigen waren die Vincraner als Verbündete unentbehrlich. Man brauchte sie als Piloten durch die Energiestürme der Dunkelwolke. Die Tekheter, die für jeden Piloteneinsatz einen Leichten Kreuzer als Bezahlung verlangten, kamen allein aus diesem Grund nicht in Betracht.
Mitten in das Warten barst plötzlich eine Alarmmeldung.
»Nukleare Explosion!« meldete der diensthabende Offizier des Orterstandes mit erregter Stimme. »Entfernung etwa achtundzwanzig Lichtminuten, Richtung …« Er rasselte eine Reihe von Zahlen herunter.
Über Perry Rhodans Gesicht huschte ein trauriges Lächeln. »Ich fürchte, aus dem Wiedersehen wird nichts«, sagte er halblaut.
Jedermann starrte ihn fragend an.
»Aus welchem Wiedersehen?« erkundigte sich Atlan.
»Aus dem, das Kalighan uns versprach.«
»Du meinst …«
Rhodan nickte. »Ich meine nicht nur, ich weiß. Die Tekheter bilden sich zuviel auf ihre technischen Kenntnisse ein. Es machte Kalighan nichts aus, daß ich die Waffen an Bord des Kreuzers hatte unbrauchbar machen lassen, weil er glaubte, er könne sie mühelos wieder instand setzen. Anscheinend hat er sich sofort an die Arbeit gemacht. Was er nicht wußte, war, daß die Geschütze mit einer Sicherheitsschaltung versehen waren, die jeden Mißbrauch durch Unbefugte zu verhindern wissen.«
Er stand auf und blickte in die Runde. »Die Solare Flotte, meine Herren, meldet den Verlust eines Leichten Kreuzers, bislang Beiboot des Flaggschiffs MARCO POLO. Ursache: unsachgemäßes Hantieren mit den Bordwaffen.«
Kurze Zeit später meldete sich Roctin-Par. Die Vincraner hatten nach anfänglichem Zögern zugesagt, eine Delegation zu Verhandlungszwecken nach Prov III zu senden. Mit der Ankunft der Unterhändler wurde für den morgigen Tag gerechnet.
Damit war der Bann gebrochen. Für Perry Rhodan gab es keinen Zweifel, daß es gelingen würde, die Vincraner zu besänftigen und auf die Seite der verbündeten Terraner und Provconer zu ziehen. Das junge Bündnis hatte sich eine vielversprechende Ausgangsposition verschafft. Es verfügte über ein so gut wie unauffindbares Versteck. Es besaß – in den Provconern – umfassende Kenntnis der Technologie des larischen Gegners, und es hatte Zugriff zu der von den ›Wissenschaftlern‹ entwickelten Waffe, die larischen SVE-Raumschiffen gefährlich wurde, indem sie den Zapfstrahl unterbrach, mit dem diese Fahrzeuge die zur Aufrechterhaltung ihrer Struktur benötigten Energien durch den Hyperraum aus einem übergeordneten Kontinuum abzogen.
Die Lage schien nicht mehr so aussichtslos wie noch vor wenigen Tagen. Zum erstenmal seit langer Zeit leistete Perry Rhodan sich das Gefühl eines leisen Optimismus.
»Gäa«, sagte er bedeutsam. »Wir werden Prov III Gäa nennen, aufgrund seiner großen Erdähnlichkeit …«
12.
Während Perry Rhodan neue Verbündete in der Dunkelwolke Provcon-Faust findet, werden auch andere galaktische – und außergalaktische – Kräfte gegen die Laren aktiv. Einer der Schauplätze ist die Hundertsonnenwelt der Posbis …
Oberstleutnant Mang Hetely trat auf die Gartenterrasse seines Appartements und beugte sich dann über die Kunststeinschale mit der kleinen Trinkwasserfontäne. Er trank einige Schlucke von dem klaren Wasser, dann richtete er sich wieder auf und blickte über die Terrassenhäuser, Parks, Straßen und Energiebrücken von Suntown, die von den Kunstsonnen der Hundertsonnenwelt in irisierendes Licht getaucht wurden.
Licht und Schatten schufen in ihrem Zusammenspiel eine Komposition von zauberhafter Schönheit, die allerdings eine verfremdete Schönheit war, verfremdet durch den Anblick der vielen buntschillernden Kunstsonnen, die am Himmel der Welt des Zentralplasmas standen.
»Guten Morgen, Mang!« sagte eine dunkle, rauchig klingende Stimme hinter dem SolAb-Offizier.
Mang Hetely wandte sich langsam um und lächelte, als er Saphira erblickte, die, nur in ein Negligé gekleidet, in der ovalen Strukturöffnung der glasartig anmutenden Feldfront stand, die Appartement und Terrasse voneinander trennte.
Professor Dr. Saphira Colche, eine fähige Plasmaneurologin, gehörte wie Oberstleutnant Mang Hetely
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