Silberband 075 - Die Laren
zu können. Der Whisky leistete ihm dabei gute Dienste, aber mehr als diesen würde er nicht trinken, da jedes Zuviel zweckentfremdet gewirkt hätte.
Bully dachte an seinen Freund, der wahrscheinlich schon in die Dunkelwolke mit dem Namen Provcon-Faust eingeflogen war. Offiziell und besonders gegenüber den Laren hatte der Großadministrator seinen Fernflug mit der MARCO POLO damit begründet, daß er sich um Meldungen der Solaren Abwehr kümmern müsse, wonach sich an zahlreichen Stellen der Milchstraße Machtgruppen gebildet hätten, die seinen Sturz als Erster Hetran der Milchstraße vorbereiteten. Nähere Auskünfte hatte Rhodan mit der Bemerkung abgelehnt, diese Angelegenheit zu bereinigen sei allein seine Sache; wenn er nicht selbst damit fertig werden würde, verlöre er sein Prestige als Erster Hetran. Daraufhin hatte Hotrenor-Taak, der Befehlshaber der Laren in der Milchstraße, eingelenkt und erklärt, daß Perry Rhodan selbstverständlich solche Dinge allein erledigen müßte.
Natürlich hatte Rhodan dem Laren nicht verraten, wohin die MARCO POLO fliegen sollte. Reginald Bull dagegen wußte es.
Er leerte sein Glas und verstaute es wieder in seinem Schreibtisch, dann schaltete er sein Visiphon ein und sagte: »Falls Solarmarschall Deighton eintrifft, möchte ich unverzüglich benachrichtigt werden.«
»Solarmarschall Deighton wird soeben hereingeleitet, Sir«, antwortete sein positronischer Sekretär. »Bei ihm ist SolAb-Agent Captain Feryn Maytusz.«
»Schick beide sofort zu mir!« befahl Bull.
»Jawohl, Sir!« plärrte die Maschine.
Kurz darauf traten Solarmarschall Galbraith Deighton und ein junger Mann in der Uniform eines Captains der Solaren Abwehr ein. Hinter ihnen schloß sich die Tür wieder. Sie bestand aus einem energetisch aufgeladenen Material, das auch in den Wänden vorhanden war und Bulls Arbeitsraum gegen jedwede Art von Akustik-Zapfstrahlen und gegen andere Lauschmöglichkeiten absicherte.
Als der Captain vorschriftsmäßig salutieren wollte, winkte Reginald Bull ab und deutete auf zwei bequeme Sessel. »Wir sind unter uns, also können Sie die militärischen Faxen lassen, junger Mann!« Er blinzelte dem Captain vertraulich zu. »Das soll nicht heißen, daß Sie Ihre Füße auf meinen Schreibtisch legen dürfen.«
»Das hatte ich auch nicht vor, Sir«, erwiderte Captain Maytusz lächelnd.
Deighton räusperte sich. »Wir sind unterwegs mehreren Laren begegnet, Bully, also wird Hotrenor-Taak inzwischen wissen, daß Rhodans Stellvertreter mit dem Chef der Solaren Abwehr konferiert. Das zieht neugierige Fragen nach sich.«
Bully grinste breit. »Wir werden ihm die Wahrheit sagen, Gal, nämlich, daß wir besprochen und beschlossen haben, einen Kurier zur Hundertsonnenwelt des Zentralplasmas zu schicken, um die Posbis über Rhodans Machtantritt als Erster Hetran der Milchstraße zu informieren.«
»Das hätten wir über Hyperkom-Relaiskette erledigen können«, entgegnete Deighton, »und das wird Hotrenor-Taak uns auch vorhalten.«
»Na wennschon!« sagte Bully. »Der Oberlare ist ein guter Psychologe. Er wird niemals glauben, daß wir irgendwelche bedeutungsschweren Geheimbotschaften für das Zentralplasma ausgerechnet einem jungen Mann anvertrauen, der noch feucht hinter den Ohren ist.«
»Sir, ich …!« versuchte Captain Feryn Maytusz zu protestieren.
»Ich weiß, Sie haben schon einige erfolgreiche Einsätze hinter sich«, warf Bully ein. »Das genügt für Ihren Chef, Sie für einen tüchtigen Mann zu halten, dem man große Verantwortung übertragen kann. Es wird aber keineswegs dem Zentralplasma genügen – und das wird auch Hotrenor-Taak annehmen.«
»Aber dann wäre mein Flug zur Hundertsonnenwelt ja überflüssig, Sir!« wandte der Captain ein. »Wenn das Zentralplasma mich als zu jung und unbedeutend einstuft, um wirklich hochbrisante Geheimmeldungen zu überbringen, wird es die betreffenden Informationen vielleicht für einen Trick dunkler Elemente halten.«
Als Galbraith Deighton verhalten lächelte, mußte Reginald Bull schmunzeln. »Ich weiß, daß der Solarmarschall Ihnen meine diesbezüglichen Überlegungen nicht verraten hat, mein Sohn«, sagte er väterlich. »Deshalb muß ich Ihnen meine Hochachtung für Ihre logischen Folgerungen aussprechen.« Er wurde ernst. »Tatsächlich rechne ich mit einer solchen Reaktion des Zentralplasmas, Captain. Er wird Ihnen kein Wort glauben, jedenfalls nicht gleich. Aber bei genauer Überlegung müßte diese gigantische
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