Silberband 076 - Raumschiff Erde
aufgewühltes Bewußtsein allmählich wieder unter Kontrolle.
»Marabor!« rief ich. »Tingdam, Weber … sind Sie in Ordnung?«
»Begraben, Sir, aber ansonsten in Ordnung«, antwortete Marabor trocken.
Von Tingdam und Weber kamen ähnliche Antworten. Wir setzten uns mit der SISTINA in Verbindung und schilderten unsere Lage. Gemeinsam mit den Männern an Bord des Raumschiffs berieten wir, was getan werden könne, um uns aus der eingestürzten Höhle zu befreien. Die ganze Zeit über war ich jedoch nur halb bei der Sache. Ich hatte Myrianads Helmgerät gehört, als er es einschaltete. Das war ein typisches Geräusch, das man nicht so leicht verkannte. Vor allen Dingen war es ein Geräusch, das man nur zu hören bekam, wenn sich der Sender in unmittelbarer Nähe befand. War Myrianad etwa auch in dieser Höhle? Lag er ebenso wie wir unter den Trümmern begraben? Kaum anzunehmen, denn schließlich war er derjenige, der die Höhle zum Einsturz gebracht hatte. Offenbar hatte er in der Struktur der Decke eine schwache Stelle entdeckt und durch eine kurze, wohlgezielte Salve diese erdrückende Felslawine ausgelöst.
Aber wo war er? Es mußte in der Nähe einen weiteren Hohlraum geben – einen, der von der eingestürzten Höhle durch Wände getrennt war, die genug Stärke besaßen, um dem Druck der sich auftürmenden Felsmassen standzuhalten. Mein Verlangen, diese zweite Höhle zu finden, wurde plötzlich unüberwindlich stark. Ich konnte nicht mehr als ein paar Meter von der rechten Höhlenwand entfernt sein, in deren Nähe ich gestanden hatte, als die Decke einstürzte. Ich konnte es probieren …
Der Individualschirm gab mir trotz des Drucks, der auf ihm lastete, etwas Bewegungsfreiheit. Ich konnte den rechten Arm am Körper entlang auf und ab bewegen. Es gelang mir, den Energiestrahler aus dem Gürtel zu ziehen. Mit Mühe brachte ich ihn so in Anschlag, daß die Mündung auf die vor mir liegenden Trümmer zeigte. Ich stellte den Strahl auf breiteste Fächerung, dann drückte ich ab. Das Ziel lag unmittelbar vor mir, kaum zwei Handbreit vor meinem Gesicht, und unter normalen Umständen hätte die glühende Hitze, die der Strahler verbreitete, sofort auf mich zurückgeschlagen. Im Schutze des Individualschirms brauchte ich jedoch nichts zu fürchten. Ich ließ den Strahler zunächst langsam, dann immer rascher arbeiten und begann, mir einen glühenden Tunnel durch die lastenden Trümmermassen zu bilden. Der Fels schmolz und erstarrte sofort wieder, sobald der Eneregiestrahl weiterwanderte. Auf diese Weise erhielt mein Tunnel von innen her eine Art Glasurüberzug, die stabil genug war, um dem Gewicht der Gesteinsmengen standzuhalten.
Ich informierte die anderen über meinen Fortschritt. Sie warteten voller Spannung. Ich kam Meter um Meter vorwärts, und schließlich sah ich vor mir etwas, das nicht mehr so aussah wie das Geröll, durch das ich mich bisher gewühlt hatte. Ich war an der Höhlenwand angekommen. Irgendwo dahinter, so ging meine Überlegung, lag Myrianads Versteck. Vorsichtig ging ich der Wand zu Leibe. Wenn ich zu ungestüm vorging, würde sie unter dem Druck der Trümmermassen zusammenbrechen. Behutsam ließ ich den Strahler ein Loch brennen, das gerade weit genug war, so daß ich hindurchpaßte.
Inzwischen hatten Marabor, Tingdam und Weber meinem Beispiel nachgeeifert und sich ebenfalls in Bewegung gesetzt. Glücklicherweise hatten sie, als die Felsmengen auf sie herabprasselten, die Orientierung ebensowenig verloren wie ich. Sie wußten, in welcher Richtung sie vordringen mußten, um die Seitenwand der Höhle zu erreichen.
Ich schob mich durch die Öffnung, die ich soeben geschaffen hatte, und gelangte in einen schmalen, aber hohen Raum. Um das zu erkennen, mußte ich die Helmlampe für einen Augenblick aufblitzen lassen. Ich wagte das, obwohl ich annahm, daß Myrianad sich in der Nähe befand. Beim ersten Blick jedoch sah ich, daß die Seitenhöhle leer war – leer bis auf ein seltsames, glitzerndes Gerät, das im Hintergrund stand und in etwa so aussah wie die Klettergestelle, die man auf unseren Kinderspielplätzen findet.
Wenige Sekunden später blähte sich unweit von mir plötzlich die Felswand auf. Pockenartige Maskierungen erschienen. Das Gestein schmolz, und eine Öffnung entstand. Durch die Öffnung kletterte, in seinen schimmernden Individualschirm gehüllt, Efrem Marabor. Sein Blick fiel auf das merkwürdige Gestänge.
»Was ist das?« fragte er verblüfft.
Ich hatte
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