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Silberband 076 - Raumschiff Erde

Titel: Silberband 076 - Raumschiff Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Rando Weber und Fellukh Tingdam, beide Anfang Dreißig und damit noch ›blutjung‹, waren mir als Besatzungsmitglieder an Bord der MARCO POLO aufgefallen. Im normalen Leben gaben sie vor, einander wie die Pest zu hassen. Im Ernstfall jedoch arbeiteten sie reibungslos zusammen und bildeten ein Team, das Wunder verrichten konnte. Fellukh Tingdam, ein Insulaner von den Lakkadiven, war klein und rundlich und hatte das stoische Gemüt eines Mannes, der alles vom Schicksal vorausbestimmt weiß. Rando Weber dagegen, etwa einen Kopf größer und ziemlich schmal gebaut, mit einem asketischen Schädel, weit hervorspringender Nase, großen, meist sorgenvoll dreinblickenden Augen und pechschwarzen, kurzen Haaren, war ein wahres Nervenbündel, von dem man sich fragte, wie es im Ernstfall die Gedanken so zusammenhalten konnte, wie es zu planvollem Handeln erforderlich war. Aber man täuschte sich leicht in Rando Weber. Sobald die Lage kritisch wurde, fiel alle Nervosität von ihm ab, und er wurde zu einem kühl reagierenden, blitzschnell die Situation überschauenden Rechner.
    »Was, glauben Sie, hat der Kerl vor?« hörte ich Efrem Marabor plötzlich fragen. Wir hatten die Monturen bereits geschlossen. Die Verständigung erfolgte über Helmfunk.
    »Das sagen Sie mir«, antwortete ich ein wenig gereizt. »Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung.«
    »Ich habe ein wenig nachgedacht«, meinte er, ohne meine Gereiztheit zur Kenntnis zu nehmen. »Unsere erste Sorge, wenn ein gegnerischer Agent auf dem Merkur landet, gilt selbstverständlich dem Gezeitenwandler. Aber wird jemand, der den Wandler knacken will, also zum Nordpol muß, in dieser Gegend landen?«
    Das war dieselbe Frage, über die ich mir schon dauernd den Kopf zerbrach   – bislang ohne Ergebnis.
    »Nicht, solange er die Kontrolle über den Transportvorgang hat«, antwortete ich. »Aber bedenken Sie die Lage. Der Mann befand sich an Bord eines Raumschiffs, von dem er wußte, daß es in jeder Sekunde von unserer Flotte vernichtet werden konnte. Trotzdem versucht er, den Absprung so lange wie möglich hinauszuzögern. Je näher er Merkur im Augenblick des Absprungs ist, um so geringer die Gefahr, daß er bemerkt wird. Die Justierung eines Transmitters hängt davon ab, wie groß die zu überbrückende Entfernung ist. Der Unbekannte war also dauernd am Justieren. Jede Sekunde mußte er eine neue Einstellung vornehmen. Und dann kommt endlich der Augenblick, in dem sein Raumschiff von unseren Salven so schwer erschüttert wird, daß er nun springen muß   – ob er will oder nicht. Können Sie sich vorstellen, daß er in diesem Augenblick vielleicht gerade nicht die richtige Einstellung hat? Daß er infolgedessen nicht in der Nähe des Nordpols herauskommt, sondern an einer ganz anderen Stelle?«
    Im Innern seines Helmes sah ich Efrem Marabors markanten Schädel nicken.
    »Vorstellen kann ich es mir schon«, bekannte er. »Aber wie will er von hier ans Ziel kommen? Das sind mehrere hundert Kilometer, nehme ich an.«
    »Uns zum Beispiel würde es keine Schwierigkeit bereiten«, hielt ich ihm entgegen. »Und warum sollte nicht auch ein Pariczaner einen flugfähigen Raumanzug besitzen?«
    Er brummte etwas Unverständliches vor sich hin.
    »Warum?« bohrte ich. »Welche Gedanken hatten Sie sich gemacht?«
    »Ich dachte an die letzte Begegnung mit Myrianad«, antwortete er nach kurzem Zögern. »Sie drohten ihm, erinnern Sie sich? Vielleicht nahm er Ihre Drohung ernster, als wir glauben. Vielleicht ist diese Schlucht eine Falle, in der er auf Sie lauert, um Sie zu beseitigen. Er hatte allen Grund, anzunehmen, daß Sie beim ersten Aufreißen des ATG-Feldes wieder in den Raum vorstoßen würden. Er nahm an, daß Sie nach dem matten Reflex Ausschau halten würden, der den Standort seines Raumschiffs kennzeichnete. Und er wußte, daß Sie ihm folgen würden. Da sprang er mitten in dieses unwegsame Gelände hinein, und nun hockt er irgendwo und wartet, bis Sie ihm vor die Mündung laufen.«
    Ich konnte nicht anders, ich mußte lachen. »Ihre Phantasie in allen Ehren, Marabor. Aber ich glaube nicht, daß Myrianad sich zu solchem Aufwand versteigen würde, nur um sich meiner Wenigkeit zu bemächtigen!«
    Er zuckte mit den Schultern und schwieg. Um uns herum war es finster geworden. Wir näherten uns dem Boden der Schlucht. Die Wände der Schlucht erschienen als Relief auf einem kleinen Tasterschirm. Die Scheinwerfer hatten wir nicht eingeschaltet. Es brachte nichts ein, wenn man

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