Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne
den Helm und schnupperte. »Riecht gut. Aber Vorsicht ist besser als Nachsicht.« Er schloss den Helm wieder. »Drei Kleine Kondore – und auch sie sind tot. Wir müssen weitersuchen, denn es gibt noch Leben in der Station. Wir werden es finden.«
Sie erreichten wenig später einen Korridor, dessen Wände nach oben schräg verliefen. Sie endeten in einer nur wenige Zentimeter breiten Decke in drei Metern Höhe. Unter diesem schmalen Deckenverband verlief eine armdicke, silbern glänzende Leitung. Sie folgten ihr, aber die Außenmikrofone der Schutzanzüge verrieten kein Geräusch, obwohl der Boden hart und unnachgiebig war. Der Laut ihrer Schritte wurde von ihm verschluckt.
»Wir richten uns nach der telepathischen Peilung«, sagte Gucky. »Langsam kommen wir näher.«
Aber zuerst gelangten sie in einen riesigen halbrunden Raum, der allem Anschein nach die Kommandozentrale der Station war. Zum ersten Mal erblickten sie technische Einrichtungen der Glovaaren. Es gab Schirme in der Form gleichschenkliger Dreiecke, eine geometrische Figur, die von den Fremden bevorzugt wurde. Die Sessel vor den Kontrollen verrieten eindeutig, dass sie einst zur Bequemlichkeit von Glovaaren gedient hatten, und in einigen von ihnen saßen auch welche – regungslos und tot.
Gucky sagte voller Bedauern: »Warum müssen wir sie immer nur tot vorfinden? Seit ich den Kleinen Kondor entdeckt habe, ist es mein sehnlichster Wunsch, dieser Rasse zu begegnen. Es muss ein friedfertiges Volk sein, denn bisher haben wir noch keine Waffen bei ihnen entdecken können. Und sie scheinen ohne fremde Einwirkung gestorben zu sein, genauso friedlich, wie sie gelebt haben mögen. Aber warum nur?«
Fellmer Lloyd legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich verstehe deine Gefühle, Gucky, denn mir ergeht es ähnlich. Aber wir sollten nicht den Fehler machen, uns selbst zu täuschen. Wir kennen die Glovaaren nicht und wissen somit nichts von ihrer wahren Natur. Wir kennen sie nur tot.«
»Und tot ist jeder friedfertig!«, fügte Bull ruhig hinzu.
»Euer ewiges Misstrauen Fremden gegenüber bringt euch noch eines schönen Tages um!«, keifte der Mausbiber wütend, obwohl er die Berechtigung der Bemerkung anerkennen musste. Auch zu große Vertrauensseligkeit hatte schon vielen Völkern der Milchstraße den Untergang gebracht. »Ein Blinder sieht doch, dass die Glovaaren niemandem Böses antun können.«
»Aber wir sind nicht blind!«, sagte Bull, und sein Tonfall verriet, dass er nicht weiter diskutieren wollte. »Auf der Station gibt es auch keine lebenden Glovaaren mehr, sodass alle unsere Urteile voreilig wären. Kümmern wir uns um die technische Einrichtung.«
Gucky erwiderte ohne jede Emotion: »Ich meine, wir sollten uns um die Gedankenimpulse kümmern, die noch immer vorhanden sind. Irgendetwas hier lebt, Bully! Ist das nicht wichtiger als jede Technik?«
Für einen Augenblick schien Bull verwirrt zu sein, dann sagte er: »Beides scheint mir wichtig zu sein.«
»Ich bin stets für Kompromisse«, meinte Gucky ohne Ironie. »Untersuche du die Kommandozentrale, während ich mich auf die Suche nach Leben begebe. Die Quelle der Impulse ist keine hundert Meter von hier entfernt. Fellmer und ich haben eine Peilung vorgenommen. Im Bug der Station muss es sein.«
Bully nickte und nahm in dem Sessel Platz, der vor dem riesigen Dreiecksschirm elastisch im Boden befestigt war. Die Lehnen waren ungewöhnlich geformt und unbequem, wenigstens für ein humanoides Wesen. Für einen Glovaaren mochten sie den höchsten Luxus bedeuten. Aufmerksam studierte er die Kontrollen und versuchte, ihre Funktionen zu ergründen. Gucky und Fellmer Lloyd verließen die Kommandozentrale durch einen zweiten Ausgang, der in einen breiten Korridor führte, ebenso geformt wie die anderen.
»Es kann nicht weit sein, Fellmer. Ich empfange ganz klar telepathische Botschaften, kann sie aber zu meinem Erstaunen nicht definieren. Es gibt doch keinen telepathischen Kode!«
»Natürlich nicht, Gucky. Aber wir wissen ja auch nicht, mit wem wir es zu tun haben. Es könnte anders denken als wir.«
Gucky blieb stehen. »Anders denken? Daran hatte ich noch nicht gedacht. Sollte das möglich sein?«
»Alle unsere bisherigen Erfahrungen in der Telepathie sprechen dagegen, aber vergiss nicht, Gucky, dass wir uns in einem unbekannten Sektor des Universums aufhalten. Wir sind Naturphänomenen begegnet und ausgesetzt, die fremd und unerklärlich sind. Wir finden Tote, die denken können. Wir
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