Silberband 078 - Suche nach der Erde
sprach von einer geplanten Reise. Vielleicht ist das der Grund, warum er sterben musste.«
»Schrecklich!«, stieß Kergatsch hervor. »Wir müssen irgendetwas tun.« Keine noch so Aufsehen erregende Handlung würde Mascotsch ins Leben zurückrufen. Wäre Mascotsch noch am Leben gewesen, hätte er sie auch bestimmt vor unüberlegten Taten gewarnt.
»Taccatsch wünscht dich zu sprechen«, sagte Kergatsch dumpf. »Ich vermute, dass er dich an Mascotschs Stelle zum Berater berufen will.«
»Er weiß überhaupt nichts von mir!«, wehrte Gortsch ab.
»Mascotsch könnte ihm von dir berichtet haben.« Kergatsch warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Wirst du gehen?«
Gortsch antwortete nicht sofort. Er ahnte, dass er am Scheideweg stand. Er konnte sich in die Zentrale begeben und von nun an für Taccatsch arbeiten. Aber würde er dazu in der Lage sein?
In seinem Bewusstsein formte sich eine Idee. Ebenso gut konnte er anstelle Mascotschs das Schiff verlassen und eine Reise unternehmen. Irgendwohin!
Er wandte sich an Kergatsch. »Du bist mein Freund«, sagte er. »Würdest du mich begleiten?«
»Warum sollte ich mit dir in die Zentrale gehen?«, fragte der andere. »Taccatsch würde mich wahrscheinlich davonjagen. Ich habe dort nichts zu suchen.«
Gortsch starrte ins Leere. »Ich dachte nicht an die Zentrale«, verkündete er leise. »Ich will Mascotschs Reise antreten. Ich werde dieses Schiff verlassen. Ich werde das Imperium verlassen.«
Kergatsch wich unwillkürlich zurück. »Bist du verrückt?«, entfuhr es ihm. »Wohin willst du dich wenden?«
Gortsch wusste darauf keine Antwort.
»Nein«, sagte Kergatsch. »Ich kann dich nicht begleiten, weil ich in einer solchen Reise keinen Sinn sehe. Du kennst die Geschichten von solchen Unternehmungen, die früher durchgeführt wurden. Noch nie ist ein Artmacc lebend von einer Reise zurückgekehrt.«
»Dann bitte ich dich, niemandem zu sagen, was ich vorhabe.« Gortsch warf sich herum und ließ Kergatsch einfach stehen. Wenn er seinen Plan noch verwirklichen wollte, musste er sich beeilen.
Gortsch begab sich zu dem Lager, wo die artmaccische Besatzung ihre Schutzanzüge aufbewahrte. Dort hielt sich ein alter Artmacc auf, der jedoch keine Fragen stellte. Gortsch schob sich in einen Anzug hinein und verschloss ihn sorgfältig. Dabei lauschte er angespannt auf Interkomsendungen. Er wunderte sich, dass Taccatsch ihn bisher noch nicht ermahnt hatte.
Gortsch wählte einen schmalen Gang, von dem er wusste, dass er fast immer verlassen war. Das war der sicherste Weg, um unbemerkt zu einer Schleuse zu gelangen. Es gab mehrere kleine Schleusen, die selten besetzt waren. Eine davon wollte Gortsch benutzen, um das Zentralschiff des Imperiums zu verlassen. Danach würde alles ein Kinderspiel sein. Er würde an Bord eines artmaccischen Raumers gehen und davonfliegen. Bevor im Zentralschiff jemand begreifen würde, was geschehen war, konnte Gortsch bereits verschwunden sein. Niemand würde ihn einholen.
Gortsch erreichte das Ende des Gangs und spähte in den Hauptkorridor hinaus. Niemand war in der Nähe der Schleuse. Der junge Artmacc spürte, dass er am ganzen Körper zitterte.
In diesem Augenblick knackten die Interkomanschlüsse. »Gortsch in die Zentrale! Gortsch in die Zentrale!«, rief jemand. Das musste einer der Berater gewesen sein, denn Taccatschs Stimme hätte Gortsch unter vielen anderen erkannt.
Gortsch erreichte die Schleuse und begab sich ohne Zögern in die Druckkammer. Wenige Augenblicke später schwebte er außerhalb des Schiffs. Er wusste genau, wo die artmaccischen Schiffe an der Außenhülle verankert waren, und er wusste auch, welches davon im besten Zustand war.
Seit er das Zentralschiff verlassen hatte, war seine Erregung abgeklungen. Er hatte jetzt keine Zeit mehr, über Mascotschs Tod nachzudenken. Von nun an musste jede Handlung überlegt sein.
Gortsch schwebte über die Hülle der Stählernen Kugel. Sein Körper machte eher den Eindruck eines Ballons als den eines lebenden Wesens. Schräg ›unter‹ ihm wurden drei Kastenschiffe sichtbar. Gortsch korrigierte seine Flugbahn. Er flog jetzt so dicht am Zentralschiff, dass er fast die Hülle berührt hätte. Ein viertes Kastenschiff geriet in sein Blickfeld. Das war sein Ziel! Er erreichte es unangefochten und schleuste sich ein. Als er im Pilotensitz kauerte, kam ihm zum ersten Mal zum Bewusstsein, dass er im Begriff war, eine Wahnsinnstat zu vollbringen.
Was wollte er überhaupt erreichen? Wohin
Weitere Kostenlose Bücher