Silberband 078 - Suche nach der Erde
sollte er sich wenden? Zum ersten Mal dachte er an eine Umkehr. Dann gab er sich einen Ruck. Für eine Rückkehr war es jetzt schon zu spät. Er würde fortführen, was er einmal begonnen hatte.
Gortsch zündete die Triebwerke, und das Schiff löste sich langsam von der Hülle der Stählernen Kugel.
Alaska Saedelaere hatte den Eindruck, im Zentrum eines überdimensionalen Kaleidoskops zu schweben. Der Mahlstrom veränderte sein Aussehen ständig. Ab und zu glaubte der Transmittergeschädigte, inmitten der durcheinander wirbelnden Materiewolken die Umrisse eines lemurischen Großkampfschiffs zu erkennen. Er ließ sich davon nicht ablenken, sondern flog in der Richtung weiter, die er einmal eingeschlagen hatte.
Das Cappin-Fragment in seinem Gesicht reagierte in der ihm eigenen Weise auf die seltsame Umgebung. Es pulsierte pausenlos und strahlte in allen Farben des Spektrums aus den Schlitzen von Alaskas Gesichtsmaske.
Alaska hatte aufgehört, auf den Chronographen an seinem Armbandvielzweckgerät zu blicken. Er besaß noch Sauerstoff und Nahrungskonzentrate für mehrere Tage.
Er wusste nicht, ob er sein Ziel, die REFORGER, erreichen oder irgendwo anders herauskommen würde, und er machte sich darüber auch keine Gedanken. Der eng anliegende Anzug der Vernichtung verlieh ihm ein Gefühl der Sicherheit. Nach einer kurzen Periode der Unruhe fühlte Alaska sich trotz seiner Verlassenheit nicht mehr einsam. Manchmal kam ihm die Umgebung sogar vertraut vor, so als hätte er viele Jahre seines Lebens hier verbracht.
Nur wenn er an Grasiller und Maldoon dachte, überkam ihn ein Schuldgefühl. Er hätte sich mit dem Beiboot nicht so nahe an die Kastenschiffe heranwagen dürfen. Ein solches Risiko einzugehen widersprach den Gewohnheiten der Solaren Flotte, und es widersprach der Vernunft.
Alaska erwog ernsthaft, ob die Versetzung der Erde in den Mahlstrom tatsächlich auf einen Fehler zurückzuführen war oder ob nicht unbekannte Mächte die Hände im Spiel gehabt hatten. Hier, allein im Mahlstrom, glaubte Alaska gewisse kosmische Zusammenhänge zu erahnen, von denen auf der Erde niemand etwas wusste. Alaska hatte niemals an eine Bestimmung kosmischer Völker geglaubt, am allerwenigsten an die der Menschheit. Jetzt jedoch überkamen ihn Zweifel.
Er wurde mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurückgerissen, als vor ihm eines der kastenförmigen Schiffe auftauchte, die den Dreimannjäger der REFORGER vernichtet hatten. Alaska stoppte seinen Flug sofort. Er wusste, dass er gegen dieses Schiff keine Chance hatte. Er war langsamer und nicht bewaffnet.
Das Kastenschiff war jetzt deutlicher zu sehen. Seine Plumpheit konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Besatzung Alaska jederzeit auslöschen konnte. Vermutlich hatten die Fremden ihn bereits geortet.
Der Maskenträger schätzte, dass die Entfernung zwischen ihm und dem Schiff etwa zwanzig Kilometer betrug. Ohne die Eigenstrahlung des Mahlstroms wäre das Schiff für Alaska unsichtbar geblieben.
Er hob den Arm und beobachtete sein Armbandgerät. Der Massetaster schlug schwach aus. Das war der Beweis, dass er nicht einer Halluzination zum Opfer fiel. Auch die Fremden schienen von dieser Begegnung überrascht worden zu sein, denn ihr Schiff hing jetzt bewegungslos im Raum. Vielleicht überlegte die Besatzung, wie sie vorgehen sollte.
Oder warteten die Fremden auch in diesem Fall wieder auf Verstärkung? Vielleicht gingen jetzt schon fieberhaft Funksprüche hin und her.
Auch jetzt spürte Alaska keine Furcht. Schon einmal hatte ihn der Anzug der Vernichtung vor einem Angriff der Küstenschiffe gerettet. Diesmal sah die Situation zwar etwas anders aus, aber der Transmittergeschädigte blieb zuversichtlich, irgendwann würde dieses gegenseitige Belauern aufhören, dachte er. Er stand nicht unter Handlungszwang. Er konnte warten, bis die Fremden irgendetwas unternahmen.
Aber auch die Gegenseite schien es nicht besonders eilig zu haben. Minute um Minute verstrich, ohne dass etwas geschah. Es tauchten auch keine weiteren Kastenschiffe auf, wie Alaska zunächst befürchtet hatte. Die Begegnung erschien ihm immer ungewöhnlicher.
Dabei konnte er nicht ahnen, dass auf der Gegenseite ein intelligentes Wesen ähnliche Überlegungen anstellte.
Da Gortsch eine hervorragende technische Ausbildung besaß, beschäftigte er sich zunächst vor allem mit der Frage, wieso ein einzelnes Wesen derart starke Ortungsimpulse ausstrahlen konnte. Ohne diese Impulse hätte Gortsch den
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