Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
über die Rettung mit der flachen Hand auf das Robotei und rief: »Hallo, Majestät, jetzt wird alles wieder gut!«
An Bord des Mutterschiffs arbeiteten die besten Kybernetik-Spezialisten mehr als 24 Stunden mit dem Robotei. Da sie es nicht öffnen konnten – und auch nicht wollten –, führten sie Tests durch, ließen es an Planspielen mit der Bordpositronik teilnehmen und drückten dem Robotkaiser die Daumen.
Nach diesen 24 Stunden stellte sich endlich ein Erfolg ein. Ob er ihren Bemühungen zu verdanken war, ließ sich niemals klären. Roctin-Par hielt es für wahrscheinlicher, dass Anson Argyris sich aus eigener Kraft regeneriert hatte, war aber taktvoll genug, diese Ansicht nicht auszusprechen.
Zusammen mit dem Kommandanten und den anderen Führungsoffizieren an Bord, die Wissenschaftler eingeschlossen, stand der Lare vor dem Robotei, das einen halben Meter über dem Boden schwebte und seinen Ortungskopf ausgefahren hatte.
»Ich danke Ihnen allen«, sagte Anson Argyris mit deutlicher, gut modulierter Stimme. »Vor allem aber danke ich Ihnen, Roctin-Par. Ohne Ihre Hilfe befände ich mich jetzt in der Gewalt der Invasoren.«
Roctin-Par dachte an die alptraumhafte Flucht durch das fallenreiche Labyrinth zurück und konnte ein nachträgliches Gruseln nicht unterdrücken.
»Ohne Ihre Hinweise hätten wir es nicht geschafft, Majestät«, antwortete er. Mit Trauer in der Stimme fügte er hinzu: »Aber im Grunde genommen haben wir unsere Freiheit weder mir noch Ihren Hinweisen zu verdanken. Wie uns einer unserer Agenten mitteilte, wurden wir nur von einer einzigen kleinen Gruppe verfolgt.« Er holte tief Luft. »Sie waren in der Pyramide, Majestät. Was konnten Sie dort beobachten? Es ist sehr wichtig, dass Sie uns alles genau schildern.«
»Da gibt es nicht viel zu schildern, Roctin-Par«, antwortete Anson Argyris. »Nichts Konkretes, jedenfalls. Ich schaute nur über eine gewaltige Leere, symbolisch gemeint, natürlich. Und in dieser gewaltigen Leere war etwas, das lauerte und gierig wartete. Worauf, ich weiß es nicht. Mehr habe ich nicht mitbekommen.«
»Eine gewaltige Leere …«, wiederholte Roctin-Par. »Etwas, das lauerte und gierig wartete … Ich weiß noch nicht, was ich damit anfangen kann. Doch vielleicht, Majestät, haben Sie den ersten Ansatzpunkt gefunden, der uns hilft, das Geheimnis des Pyramidenvolkes zu entschleiern.«
»Ich wünsche es uns allen«, sagte Anson Argyris. »Doch nun muss ich zurück in meine Unterwelt, muss die Sektionen, in denen die Suchtrupps Fuß gefasst haben, von allen Verbindungen abschneiden.« Er schwieg eine Weile, dann fügte er hinzu: »Und ich muss eine neue Maske anlegen, um wieder aktiv werden zu können. Ich denke, ich weiß auch schon, welche Maske ich diesmal wählen werde.«
»Wir schicken Sie per Transmitter zurück«, sagte Roctin-Par. Er lächelte verlegen. »Und nehmen Sie nicht wieder die Maske einer fetten, alten Springerin, Majestät. Sie wirkte unästhetisch.«
5.
Juli 3460
Ertrus
»Gleich ist es so weit«, murmelte Wargor Kenson mit einem Blick durch das Fenster. »Zum ersten Mal werden wir den Vorgang des Aufladens der Polungsblöcke eines SVE-Raumers aus nächster Nähe sehen.« Lauter fügte der Ertruser hinzu: »Sind alle auf ihrem Posten?«
Die vier Ertruser in der provisorischen Beobachtungsstation bestätigten es. Insgesamt gab es vier solcher Beobachtungsposten rund um die Pyramide, die in einem westlichen Vorort der ertrusischen Hauptstadt Baretus gelandet war. Sie hatte eine Höhe von 245 Metern, ihre sechseckige Grundfläche besaß von Eckpunkt zu Eckpunkt einen Durchmesser von 85 Metern. Gerade näherten sich ihr 50 SVE-Raumer; jeder war auf eine unbedeutende Größe von nicht mehr als 400 Metern stark zusammengeschrumpft.
Wargor Kenson hätte sich gerne mit den anderen Beobachtungsstationen in Verbindung gesetzt. Er unterließ das aus Gründen der Sicherheit. Um das Landegebiet der Pyramide wimmelte es nur so von Laren und Überschweren aus Leticrons Truppe. Wenn sie auch nur einen Funkspruch aufgefangen hätten, wäre das ganze Unternehmen gescheitert.
Kenson blickte kurz zu den Instrumenten, vor denen seine Leute mit angespannten Gesichtern saßen. Die Infrarot- und Ultraschallkameras liefen, die verschiedenen Hyperortungsgeräte waren eingeschaltet. Obwohl die Maschinerie in der Pyramide auf Hochtouren laufen musste, zeigten die Ortungsgeräte keine nennenswerten Ergebnisse. Die fünfzig Larenschiffe konnten überhaupt
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