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Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg

Titel: Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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unersättliche Etwas kein Hindernis waren.
    Plötzlich brachen die Barrieren. Die drei riesenhaften Ertruser fühlten sich auf einmal schwach und hilflos, als das lebende Dunkel über sie kam. Über ihnen wurde ein Teil der Pyramide transparent, und sie sahen den Himmel von Ertrus.
    Eine mächtige Energiekugel verdrängte den Himmel. Ein SVE-Raumer. Die drei Freunde wussten, was dies zu bedeuten hatte, und hielten den Atem an. Aber keiner von ihnen konnte auch nur im Entferntesten ahnen, in welchen Strudel fantastischen Erlebens sie durch dieses Ereignis gerissen wurden.

8.
    Kenson sah fasziniert zu, wie die Energieströme zu dem hoch über ihnen schwebenden SVE-Raumschiff hinaufflossen. Er verfolgte den Vorgang mit bloßen Augen, ohne geblendet zu werden. Er wunderte sich nicht darüber. Er fragte sich auch nicht, ob irgendwelche Einflüsse die Akkommodationsfähigkeit seiner Augen verbessert hatten oder ob es die ihn umgebende Schwärze war, die das Gleißen der Energien dämmte.
    Es war nicht wichtig. Im Moment genoss er es nur, das ›Auftanken‹ eines Larenschiffs aus dieser Perspektive zu beobachten. Aber er wurde jäh aus seiner Betrachtung gerissen. Das Dunkel machte sich wieder mit elementarer Wucht bemerkbar. Kenson erhielt einen so heftigen geistigen Schlag, dass er glaubte, von einer parapsychischen Explosion zerrissen zu werden. Und auf einmal war er wie körperlos.
    »Was passiert mit uns?«, rief Ablonth verzweifelt.
    Er erhielt keine Antwort. Kenson versuchte zu begreifen, was mit ihnen geschah, doch er brachte keinen zusammenhängenden Gedanken mehr zustande. Aber er verlor nicht nur sein Denkvermögen, sondern auch seine Persönlichkeit. Sein Ich schien zu zerfließen und aufzugehen in einem Kollektiv aus Millionen und Abermillionen namenloser Wesen.
    Namenlos? Mitnichten!
    Da war Elpert Trolk, ein tüchtiger Positronik-Ingenieur, der sich ein ausgiebiges Essen gönnte …
    … Ivla, kein weiterer Name, nur Ivla, die in der Hauptgeschäftsstraße von Baretus mit ihrer Tochter einen Einkaufsbummel machte … Elhamina, die Tochter, die mit großen, staunenden Augen den Großstadtverkehr beobachtete und mit der überschäumenden Fantasie ihren verwirrenden Träumen nachhing … Ein Gefühl der Zufriedenheit strömte von dem Mädchen auf Kenson über …
    … und der Alte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ein Veteran vieler Kriege. Ein Zeuge vielen Leids. Träger einer schweren Bürde. Niedergeschlagenheit. Resignation nach einem unerfüllten Leben. 467 Jahre alt – Gedanken an den Tod … Kenson litt mit ihm …
    Warum? Wie war es möglich, dass er an dem Schicksal – und mehr noch an dem Innenleben dieser Menschen teilnahm? Was legte ihre Emotionen frei? Was veranlasste ihn dazu, dass er sie in sich aufsog wie ein trockener Schwamm?
    Kenson versuchte, sich der auf ihn einstürmenden Emotionen zu erwehren. Es gelang ihm, sie weiterzuleiten, dorthin, wo das Dunkel lauerte … Und das Dunkel verschlang die Emotionen gierig.
    Wie im Traum nur nahm Kenson die Vorgänge hoch über sich wahr. Der Energiestrom floss immer noch von der Pyramide zu dem SVE-Raumer hinüber. Aber er nahm das nur unterbewusst wahr. Es war ein Ereignis am Rande, eine Sekundärerscheinung.
    Die anderen Energien, die auf die Pyramide einströmten, gehörten zu dem eigentlichen Geschehen. Ertrusischer Alltag. Menschen, die liebten. Menschen, die hassten.
    Und Kenson hatte daran Anteil. Er durchlebte den Hass unzähliger Ertruser, den Hass, der versteckt in Gehirnen wohnte, den Hass, der in tragischen Handlungen ein Ventil suchte.
    Alltag. Der Wissenschaftler, der unermüdlich über einem Problem brütete: Ein unmessbar kurzer Augenblick legte sein ganzes Seelenleben bloß. Der Schlafende: Eine Momentaufnahme seiner Seele zeigte die geheimsten Wünsche.
    Emotionen. Gefühle, in Energie umgesetzt. Und Kenson ließ sie durch sich fließen. Er war nur eine Zwischenstation. Die Emotionen fielen durch ihn wie Lichtstrahlen durch Glas. Sie wurden dem Dunkel zugeführt, das sie gierig verschlang.
    Die Justierung des SVE-Raumers ging weiter. Die Pyramide strahlte weiterhin Energie an das Larenschiff ab – und saugte gleichzeitig die Emotionen der Umgebung in sich auf.
    Plötzlich glaubte Kenson, die Zusammenhänge erkannt zu haben. Wer immer auch die Pyramidenerbauer waren, sie handelten nicht uneigennützig, wenn sie die SVE-Raumer mit Energien aufluden. Während die Pyramiden nämlich die SVE-Raumer versorgten,

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