Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
gefragt, welche Nachteile die vollkommene Vergeistigung den Mastibekks brachte, aber da ergriff bereits wieder Evargher das Wort.
»Welche Rolle spielt ihr im Hetos der Sieben? Welche Macht besitzt ihr wirklich? Als Geisteswesen können euch die Vorkommnisse in der dritten Dimension egal sein. Was interessiert es euch, ob das Konzil der Sieben eine Galaxis nach der anderen erobert oder nicht? Was für einen Nutzen habt ihr davon?«
»Um dir diese Frage zu beantworten – und damit du unsere Beweggründe auch wirklich verstehst –, muss ich dir die Geschichte unseres Volkes erzählen. Sieh dich hier um. Das ist Joyl, unsere Ursprungswelt. Ja, dies ist ein Planet, wenn auch von einer anderen Existenzebene aus betrachtet. Schade, dass du dich noch nicht an dein neues Sehvermögen gewöhnt hast. Denn dann würdest du diese Welt als Kugel erkennen, könntest in das Planeteninnere und den erkaltenden Kern sehen.
Als dieser Planet in seiner Blüte stand, waren wir Mastibekks schon ein altes Volk. Wir dachten, dass das Universum uns gehöre. Es gab viele solcher Planeten, die wir mit unserer Technik bezwangen. Wenn du dich genau umsiehst, wirst du hier überall Zeugnisse unserer Zivilisation finden.
Es kam der Tag, da hatten wir unsere Grenzen erreicht. Es gab kaum noch ein Geheimnis des dreidimensionalen Universums, das sich zu erforschen lohnte. Wir kannten das Geheimnis des Lebens, erreichten damit Unsterblichkeit – und das war das Ende. Wir standen am höchsten Gipfel, wir konnten nicht mehr höher hinauf, sondern nur noch in die Tiefe fallen. Und wir wussten, dass nach der Stagnation die Degeneration kommen würde, wenn wir nicht doch einen Weg fanden, nach noch Höherem zu streben.
Wir mussten umdenken, uns von der Technik lösen, in andere Bereiche vordringen. Und so gingen wir in uns, erforschten unser Inneres – und hier fand sich der Schlüssel zu anderen Dimensionen. Wir verließen unsere Körper – und waren auf einmal frei und ungebunden. Ihr erfahrt es in diesen Augenblicken an euch selbst, wie es ist, die Fesseln des Körpers abgestreift zu haben. Für euch kam diese Metamorphose nur zu schnell, deshalb empfindet ihr sie als beängstigend und beklemmend.
Wir Mastibekks aber wussten, dass wir die Vollkommenheit erreicht hatten. Oder wir glaubten es zumindest. Aber ich sagte schon, dass alles seine Nachteile hat. Die Höhle eines Steinzeitmenschen hat gegenüber einer technisierten Wohnzelle auch ihre Vorteile. Und die Technik hat gegenüber der absoluten Vergeistigung auch einige Vorzüge.
Uns brachte die Vollkommenheit vor allem Einsamkeit. Hatten wir zuerst geglaubt, der Körper hindere uns an der Entfaltung, so erkannten wir nun nach und nach, dass der Geist zu unserem Gefängnis wurde. Wir waren nicht mehr beengt, gewiss, aber unser Gefängnis war nun das gesamte Universum, in dem es außer uns Mastibekks nichts anderes gab.
Jenseits, in der dritten Dimension, wimmelte es nur so von vielfältigem Leben. Wir waren davon isoliert. So entschlossen wir uns, auf unsere Technik zurückzugreifen, um wieder Kontakt zu anderen Lebewesen zu haben. Überall in unserem Universum gab es noch Millionen unserer Pyramiden, mit denen wir einst die Sterneninseln erobert hatten. Nun bedienten wir uns ihrer, um den technisierten Völkern zu helfen. Wir taten es jedoch nicht uneigennützig, sondern nur deshalb, um am Leben dieser Völker Anteil zu nehmen.
Wir brachten die Laren in Abhängigkeit von uns. Wie ihr wisst, müssen sie uns in gewissen Abständen mit ihren SVE-Raumern aufsuchen, um sie mit Energien aufladen zu lassen. Bei diesem Vorgang werden jedoch auch noch andere Kräfte frei, die den Kontakt mit den Lebewesen herstellen, zu denen wir sonst keinen Zugang haben.
Wo immer eine Pyramide auf einer bewohnten Welt landet und wann immer ein SVE-Raumer diese Pyramide aufsucht, um von uns Energien zu tanken, beginnt gleichzeitig ein Prozess, der für uns höchstes Glück bedeutet. Wir empfangen für die Dauer des Aufladens die Emotionen der Bewohner dieser Welt. Wir saugen diese Emotionen begierig in uns auf. Aber nicht, wie ihr den Eindruck gehabt habt, um diesen Lebewesen etwas zu nehmen, sondern nur um an ihrem Glück und Leid teilzunehmen. Wir leben mit ihnen mit und geben uns so die Illusion, zu ihnen zu gehören.
So können wir unsere Einsamkeit vergessen. Und wir haben das Gefühl, in unserer Vollkommenheit nicht ganz nutzlos zu sein. Unser Dasein hat einen Sinn bekommen, denn ohne unsere
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