Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
tun?«
»Doch. Es würde meinem Dasein einen neuen Sinn geben, wenn ich euch dreien in irgendeiner Form helfen könnte. Das verlangst du doch von mir, oder?«
»Wenn es nicht gegen deine Prinzipien verstößt, würde ich dich darum bitten.«
»Ein Mastibekk hat keine Prinzipien. Worum geht es dir also?«
Evargher schilderte dem Geisteswesen die Machtkämpfe, die unter den Ertrusern stattfanden. Der Mastibekk lauschte gespannt. Es war ihm anzumerken, dass er die bei Evarghers leidenschaftlicher Rede frei werdenden Emotionen begierig in sich aufsog. Als dieser mit der Schilderung der politischen Lage auf Ertrus fertig war, meinte er jedoch: »Ich kann dir nicht folgen, Evargher. Ich kann aus diesem Gewirr von Verstrickungen menschlicher Handlungsweisen weder das Positive noch das Negative herausfinden. Deine Erzählung hat mich gebannt. Ja, das ist das Leben. Aber sage in einer mir verständlichen Form, was du willst.«
»Ich möchte, dass die Mastibekks uns eine Waffe geben, mit der wir die PEI zerschlagen können«, verlangte Evargher. »Dann würde wieder mehr Ruhe auf Ertrus sein.«
Das Geisteswesen war ganz Bedauern, als es sagte: »Mastibekks haben keine Waffen.«
»Ich verstehe.«
»Nein, du verstehst nicht, Evargher. Ich weiß, was du denkst. Aber du unterliegst einem großen Irrtum, wenn du glaubst, dass wir weitere Schätze unserer einstigen Technik gehortet haben. Wir haben nur die Pyramiden. Und deren bedienen wir uns nur aus den dir genannten Gründen. Wir besitzen nichts weiter als unser Geistesbewusstsein. Wir haben das, was wir sind.«
»Das habe ich auch gemeint – ihr müsst übermächtige Geisteswaffen besitzen!«, behauptete Evargher. Sein Schatten pulsierte erregt, und der Mastibekk sog die von ihm ausgestrahlten Emotionen förmlich in sich auf. Evargher fuhr eindringlich fort: »Mit eurer Hilfe könnten wir die Laren zur Vernunft bringen, könnten sie daran hindern, unsere Heimatgalaxis zu versklaven. Wenn ihr das Leben der Völker des Universums wirklich liebt, Mastibekk, dann müsst ihr helfen, dieses Leben in seinem ursprünglichen Sinn zu erhalten. Gebt uns die Waffen eures Geistes!«
Der Mastibekk schwieg lange. Kenson entdeckte erst jetzt, dass sie plötzlich von unzähligen Geisteswesen eingekreist waren. Sie hatten sich unbemerkt genähert und drängten, immer noch drohend, wie er meinte, näher.
»Wir haben uns entschieden!«, ertönte es da von überall her. »Es ist so, wie die Fremdkörper behaupteten. Es lag nicht in ihrer Absicht, unsere Ordnung zu stören. Ihre reinen Emotionen bezeugen das. Aber wenn sie länger hier verweilen, vergiften sie uns mit ihrem verderblichen Gedankengut. Denn Denken und Fühlen ist nicht immer eins. Deshalb wurde beschlossen, dass sie dorthin zurückkehren, woher sie kamen – in ihre Körper.«
Die schemenhaften Sphären der Geisteswesen zogen sich wieder zurück, verschmolzen mit den Leuchtgebilden und nebelhaften Gebilden dieser Existenzebene.
»Ihr habt es gehört«, sagte Mastibekk. »Kehrt zurück auf eure Welt und schenkt uns noch lange eure Emotionen. Ihr habt euch während eures Aufenthalts uns angeglichen – denkt daran, wenn ihr wieder in euren Körpern seid. Vieles von jenen Geisteskräften, die wir besitzen, ist in euch übergegangen und wird euch einige Zeit erhalten bleiben. Wendet eure Fähigkeiten sinnvoll an und – wenn ich euch raten darf – nicht als Waffen. Lebt wohl.«
Kenson spürte, wie ihn ein Sog erfasste. Schwärze umfing ihn, und dann stürzte er in eine endlos scheinende Leere. Hinter dieser Leere lauerte das Dunkel, das begierig nach den Emotionen der Körperlichen lechzte. Aber Kenson wusste jetzt, dass dieses Dunkel nicht bösartig war.
Ohne merkbaren Übergang fand er sich in seinem Körper wieder. Er stand auf dem Pyramidenboden. Die Wände, hinter denen die grenzenlose Leere war, die sie von den vergeistigten Mastibekks trennte, schluckten das Licht ihrer Scheinwerfer. Aber sie konnten ihre Umgebung dennoch in allen Einzelheiten erkennen.
Das Innere der Pyramide hatte seine Schrecken verloren. Die unbekannten Maschinen wirkten in ihrer Fremdartigkeit nur noch bizarr und überhaupt nicht drohend. Welche Gestalt mochten die Mastibekks einmal besessen haben?
»Verlassen wir die Pyramide«, sagte Evargher fest. »Für uns gibt es hier nichts mehr zu tun.«
»Haben wir das alles nur geträumt?«, fragte Quevamar Ablonth. »Waren wir wirklich in diesem … Jenseits? Ohne unsere Körper? Nur mit dem
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