Silberband 081 - Aphilie
Behörden zu melden brauchen, ganz abgesehen von der allgemein bekannten Tatsache, dass sich niemand freiwillig in ein Stummhaus begibt. Was steckt also wirklich dahinter?«
Vester grinste. »Es gibt also immer noch Rechner, die sich irren. Ein beruhigendes Gefühl, nicht wahr?«
»Lenken Sie nicht ab!«, fuhr der Verwalter ihn wütend an. Es war seine eigene Unsicherheit, die ihn wütend machte. »Ich will die wahren Hintergründe wissen. Welche Organisation hat Sie geschickt?«
Das war eine direkte Frage – und eine gefährliche obendrein.
»Lösen wir erst das eine Problem, bevor wir zum zweiten kommen«, schlug Vester vor, der ohnehin nicht mehr viel zu verlieren hatte. »Was tun Sie nun mit zwei Caughens? Wie wollen Sie sich vor der Behörde rechtfertigen? Sie hätten die Daten vorher genauer überprüfen müssen, das ist schließlich Ihre Aufgabe.«
Der Verwalter schüttelte den Kopf. »Der Trick zieht nicht bei mir, Bursche. Ich könnte Sie ja für einen Spion der Regierung halten, der den Auftrag erhielt, mich zu überprüfen. Aber wenn dem wirklich so wäre, könnten Sie nicht daran interessiert sein, Informationen über das Stummhaus nach außen zu tragen – und zwar mit Hilfe eines Funkgeräts. Wo haben Sie es verborgen?«
Jetzt war die Reihe an Vester, wirklich erschrocken zu sein. Prompt fuhr er sich mit der Zungenspitze über den hohlen Zahn, in dem das Mikrogerät versteckt war. Er schwieg betroffen und wartete.
Der Verwalter seinerseits war froh, endlich einen Trumpf ausgespielt zu haben. Allerdings wusste er nun auch, dass er nicht nur einen, sondern zwei Fehler begangen hatte – zumindest in den Augen seiner vorgesetzten Behörde. Das aber alles nur, wenn dieser verzwickte Fall bekannt wurde.
»Sie können es mir verraten, Kervin Caughens, oder wie immer Sie wirklich heißen. Ich weiß nun, dass Sie die Rolle mit dem richtigen Caughens tauschten, um illegal ins Stummhaus zu gelangen. Hinter Ihnen steht eine Organisation, wahrscheinlich sogar Non-Aphiliker. Sie wissen, was mit Ihnen geschieht, wenn das bekannt wird?«
»Das ist nicht schwer zu erraten. Man wird versuchen, alles aus mir herauszupressen, und dann wird man mich töten. Aber geben Sie sich keinen Hoffnungen hin, Verwalter. Ich sterbe vorher, und zwar freiwillig.«
Der Verwalter nickte. »Ja, das wäre in der Tat die beste Lösung – für Sie und für mich. Aber sagen Sie mir trotzdem, wo Sie den Sender versteckt haben, oder ich übergebe Sie den Medizinern.«
Vester gewann allmählich seine Überlegenheit zurück. »Sie werden sich hüten, das zu tun. Denn dann käme Ihr Versagen heraus, nicht wahr? Sie haben fahrlässig gehandelt, und ich weiß, welche Strafen darauf stehen. Sie müssen sich also eine andere Lösung einfallen lassen.«
»Ich kann Sie nicht einfach laufen lassen.«
»Doch, das könnten Sie, denn dann würde niemand etwas erfahren.«
Der Verwalter sann vor sich hin. Er saß offensichtlich in der Klemme. Hinzu kam, dass er nicht wusste, wie sich der Polizeichef von Terence verhalten würde, der zweifellos von den beiden Caughens wusste und sein Versagen ebenfalls vertuschte. Insofern bedeutete er keine Gefahr, es sei denn, er war verrückt genug, den Fall weiterzumelden.
»Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte er und blickte Vester scharf an. »Ich lasse Sie in den Konverter werfen.«
Brackjon nickte gelassen. »Natürlich, das ist auch eine Lösung. Aber dann werfen Sie am besten den echten Kervin Caughens und die alte Frau gleich hinterher. Auch die Ärzte, die ihn heute untersuchten, und das Wachpersonal. Habe ich Recht?«
»Sie sind ein Satan! Wer sind Sie eigentlich?«
Vester lächelte maliziös. »Kervin Caughens der Zweite, Verwalter. Aber wenn Sie klug sind, bleibt das unser Geheimnis. Noch fällt es nicht auf, wenn ein Caughens verschwindet – ich meine, aus dem Tor. Sie haben sicher eine Uniform übrig.«
»Und wenn Sie draußen sind, verraten Sie mich. Nein, so geht das nicht! Machen Sie einen anderen Vorschlag, der mich absichert.«
Vester wechselte das Thema: »Sie haben mich also gefunden, indem Sie meinen Sender anpeilten. Nun weiß ich wenigstens, dass meine Informationen das Stummhaus verließen. Die Leute, die hinter mir stehen, wissen nun Bescheid.«
Der Verwalter grinste schräg. »Sie erinnern mich daran, dass die beiden Männer vor dieser Tür von Ihrer Existenz wissen. Das lässt keine Kompromisse zu. Übrigens muss ich Sie enttäuschen. Die Reichweite Ihres Senders
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