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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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aus. Ein Fenster gab es nicht in dem Einzelzimmer. Trotzdem musste er so schnell wie möglich fliehen, wenn er eine Chance haben wollte. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hatte der Verwalter schon alles in die Wege geleitet, ihn zu beseitigen.
    Aber wie sollte er fliehen? Er hatte nicht einmal einen Löffel oder gar ein Messer, das er in ein Werkzeug verwandeln konnte. Er hatte nur seinen Sender, und der war nutzlos.
    Er lag auf dem Bett, als die Tür geöffnet wurde und ein Wärter ihm seine Ration durch den Spalt schob, ehe er einen Gedanken an Flucht fassen konnte. Eine Sekunde später war die Tür wieder verschlossen.
    Vester Brackjon betrachtete den Karton mit der Ration und unterdrückte sein Hungergefühl. Viel schlimmer war der Durst, der sich quälend bemerkbar machte. Doch er widerstand der Versuchung, aus der Plastikflasche zu trinken.
    Er wusste nun, dass der Verwalter ihn vergiften wollte. Das war die einfachste Methode, sich seiner für immer zu entledigen. Eine ärztliche Untersuchung würde es nicht geben. Er war einfach gestorben und würde im Konverter verschwinden.
    Kervin Caughens aber lebte weiter …
    Einen Vester Brackjon hatte es nie gegeben.
    Er ignorierte seine Ration, leerte jedoch den Karton und schob lediglich des Essen unters Bett. Während der Nacht, das wusste er von den anderen Alten, gingen viele der Wärter nach Hause. Auch der Verwalter. Vester hätte jede Wette darauf abgeschlossen, dass der Mann heute im Dienst blieb.
    Er lag auf seinem Bett, die Augen geschlossen, und wartete. Sobald jemand kam, konnten es nur der Verwalter oder ein Arzt sein, die seinen klinischen Tod feststellen wollten. Der Abtransport zum Konverter würde offiziell erfolgen, während der Verwalter und der Arzt ihre bürokratische Pflicht an der Positronik erfüllten – die mit einer Null gefüttert wurde. Die Null war er, Vester Brackjon, Agent der Organisation Guter Nachbar.
    Zwei oder drei Stunden vergingen, bist endlich etwas geschah. Das positronische Sicherheitsschloss gab die Sperre frei, die Tür öffnete sich. Vester lag auf dem Rücken, die Augen halb geschlossen. Er hielt den Atem an und rührte sich nicht, als er den Verwalter erkannte, der in der Tür stehen geblieben war und ihn betrachtete. Niemand sonst war gekommen.
    Vester wollte warten, bis der Mann ins Zimmer trat, um ihn dann zu überwältigen, aber er zögerte zu lange. Der Verwalter hatte sich wohl nur davon überzeugen wollen, dass sein teuflischer Plan geglückt war, denn er drehte sich um und ging wieder.
    Er ließ die Tür geöffnet. Wahrscheinlich wollte er nur den Arzt holen, um in den Besitz des legitimierenden Totenscheins zu gelangen.
    Vester hörte seine Schritte leiser werden, glitt vom Bett und blickte hinaus auf den Korridor. Niemand war zu sehen. Aber eine der Türen war nur angelehnt, und dahinter hörte er Geräusche. Vorsichtig spähte er durch den Spalt und erkannte den Verwalter, der gerade dabei war, eine Bildsprechverbindung zu schalten.
    Hastig trat er ein.
    »Ich würde das an Ihrer Stelle nicht tun!«, warnte er leise und eindringlich. »Bleiben Sie stehen – ganz ruhig! Haben Sie wirklich gedacht, ich ließe mich freiwillig vergiften?«
    Der Verwalter war vor Schreck erstarrt und sah den Totgeglaubten an wie ein Gespenst. Seine Hand löste sich langsam vom Visifon und ballte sich zur Faust.
    »Vergiften …?«
    Vester nickte. »Ich kenne Ihren Plan, Sie brauchen nicht zu leugnen. Aber wir werden den Plan ändern. Sie geben mir eine Uniform, und dann werden Sie mich aus der Anstalt hinausbringen und ein Stück des Weges begleiten. Also los, bewegen Sie sich – aber vorsichtig. Haben Sie eine Waffe?«
    Der Verwalter schien seine erste Überraschung überwunden zu haben. Immerhin konnte er schon wieder den Kopf schütteln. »Wie wollen Sie aus dem Tor kommen? Ein alter Mann in Uniform – das ist unmöglich! Geben Sie auf!«
    »Sie werden sich wundern, wie schnell ich wieder jung bin. Setzen Sie sich auf den Stuhl!« Vester ließ Wasser in das kleine Becken an der Wand laufen. Unter einem Fingernagel holte er ein winziges Stück Plastik hervor, zerquetschte es und warf es ins Becken. Das Wasser verfärbte sich. »Sie werden gleich Zeuge eines einmaligen Verwandlungsakts.« Während er die Hände ins Wasser tauchte und sich das Gesicht wusch, ließ Vester den Verwalter keine Sekunde lang aus den Augen. Auch die Haare unterzog er der Prozedur, und schon Minuten später verschwanden die Falten aus der Haut,

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