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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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und die Haare schienen plötzlich zu wachsen, bis sie ihre ursprüngliche Fülle zurückerhalten hatten.
    Vester Brackjon verjüngte sich zusehends.
    Der Verwalter beobachtete den Vorgang in stummer Fassungslosigkeit, blieb aber gehorsam auf dem Stuhl sitzen. Er sah ein, dass er diesem Mann, wer immer er auch sein mochte, nicht gewachsen war.
    »Und nun zieht sogar die Ausrede mit dem alten Mann in Uniform nicht mehr«, sagte Vester. »Kommen Sie, wir wollen keine Zeit verlieren. Machen Sie keinen Fehler und vergessen Sie nicht, dass ich genau wie Sie daran interessiert bin, spurlos und für immer zu verschwinden. Niemand wird je erfahren, dass Sie einen Insassen zu viel im Stummhaus beherbergten.«
    Der Verwalter erhob sich und führte Vester in eine Kleiderkammer. Zehn Minuten später erteilte er vom Büro aus den Befehl, die Ausgangstür zu öffnen.
    Vester bemerkte aus den Augenwinkeln heraus den Wärter, der die Anlage bediente. Neben dem Verwalter ging er durch das Tor, das sich sofort hinter ihnen wieder schloss.
    Er hatte das Stummhaus verlassen. Lebend sogar.
    »Und jetzt?«, fragte sein unfreiwilliger Helfer.
    »Wir gehen noch ein Stück, bis ich sicher sein kann, dass Sie keine neue Schweinerei vorhaben. Eigentlich sollte ich Sie für eine Weile unschädlich machen, aber ich baue auf Ihren logischen Verstand und Ihre Vernunft. Sie haben keine andere Wahl, wenn Sie sich nicht selbst schaden wollen.«
    Sie kamen an dem Hotel vorbei, in dem Harst und er gewohnt hatten. Vester fragte sich, ob man Jasmins Leiche schon gefunden hatte. Harst war sicher wieder in Borneo, und wenn er selbst Glück hatte, würde er es ebenfalls schaffen.
    Die Straßen wurden belebter, obwohl es schon spät in der Nacht war. Der Verwalter erschrak, als Vester fragte: »Wo wohnen Sie?«
    »Nicht weit von hier. Warum?«
    »Dann gehen Sie jetzt weiter, und drehen Sie sich nicht mehr um. Ich werde Ihnen ein Stück weit unbemerkt folgen und Sie beobachten. Machen Sie keine Dummheiten. Sie werden nicht wissen, wann ich verschwinde und wohin. Ich kann auch morgen noch in Ihrer Nähe sein, denken Sie daran.«
    Der Verwalter nickte und setzte sich in Bewegung. »Ich weiß, wann etwas gut für mich ist und wann nicht«, sagte er, ging auf die andere Straßenseite und näherte sich mit gemessenen Schritten seiner Wohnung, die in einem mittleren Block lag. An der Haustür angelangt, drehte er sich trotz der Warnung um und versuchte, seinen Verfolger zu entdecken.
    Er sah einige Leute, aber der Gesuchte war nicht dabei. Kervin M. Caughens oder wie immer er hieß, schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Aufatmend betrat der Verwalter das Haus und fuhr mit dem Lift nach oben. Ihm war, als hätte er eine Zentnerlast zurückgelassen.
    Vester Brackjon war schon nach wenigen Metern in eine Seitenstraße abgebogen. Ohne Geld konnte er die Nacht in keinem Hotel verbringen, und die Sekretärin erreichte er nicht vor dem neuen Tag, weil er ihre Privatanschrift nicht kannte.
    Aber er hatte Glück. Ein junges, ausgehungertes Mädchen gewährte ihm Unterkunft.
    Vester begann allmählich daran zu glauben, dass er es bis Borneo schaffen würde – der Aphilie zum Trotz.

13.
    New York
    Langsam drehte sich die schwarze Gestalt im Kampfanzug herum. Das Echo des fauchenden Schusses verwehte zwischen den Bäumen und Büschen. Ein verirrter Sonnenstrahl fing sich im fast weißen Haar der jungen Frau.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand sie angreifen würde, steckte Crystal die Waffe ein. Nicht ein Muskel ihres ebenmäßigen Gesichts ließ erkennen, dass sie eben einen Kranken getötet hatte. Hingerichtet, dachte sie.
    Ihre Augen leuchteten. Die Jagd war lang und erregend gewesen wie das Zusammensein mit einem starken Mann, aber die Befriedigung ging vorbei wie ein leichter Windstoß. Schon war alles nur noch eine flüchtige Erinnerung. Dort drüben, keine hundert Schritte entfernt, lag der Kranke, der dieser Gesellschaft nicht mehr zur Last fallen würde.
    Crystal streckte sich, atmete zufrieden die frische, kühle Morgenluft ein und sah zwischen den mächtigen Zweigen, über dem Spiegel des Sees, die Anzeige der großen Uhr. Fünf Uhr und dreizehn Minuten. Das Leben hier zwischen dem Park und den verfallenden Hochhäusern New Yorks faszinierte sie und ließ sie deutlicher als jemals erkennen, dass sie im Begriff war, einer der Outsider zu werden, von denen jeder nur achtungsvoll flüsterte.
    Wie ein Schatten verschwand sie.
    Stille breitete sich

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