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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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genug, eine Aktion aufzuschieben, um mehr Zeit zum Überlegen zu erhalten.
    War der Spion einer von den Alten oder ein Angestellter? Die Frage beschäftigte den Verwalter brennend. Der Text des aufgefangenen Funkspruchs deutete darauf hin, dass es jemand war, der das Stummhaus nie verlassen konnte, also einer der Alten. Und dieser legte Wert darauf, dass andere außerhalb der Mauern erfuhren, was im Stummhaus vor sich ging. Eine Organisation vielleicht? Der Verwalter war nicht dumm, aber auch er lebte in der ständigen Furcht vor den Behörden und ihren ehrgeizigen Beamten, die alles nur zu ihrem eigenen Vorteil taten. Er handelte ebenso, deshalb wusste er es. Wenn er also den Fall aufdeckte, legte man ihm unter Umständen eine Verfehlung zur Last. Alle würden behaupten, dass seine Unachtsamkeit schuld sei, dass ein Spion ins Stummhaus gelangt war.
    Im eigenen Interesse musste er das vermeiden.
    Während er noch überlegte, wurde ein neuer Transport angemeldet. Er kam von Terence, aus dem Landesinnern.
    Der Verwalter war über die Ablenkung sogar froh, zumal es sich um eine reine Routineangelegenheit handelte. Die einlaufenden Akten ließ er vom Computer ordnen und las sie diesmal gar nicht erst durch. Deshalb versäumte er die Antwort auf einige seiner Fragen.
    In dieser Nacht schlief Vester Brackjon schlecht. Die Ungewissheit quälte ihn. Wenn er nur gewusst hätte, ob Harst seinen Bericht empfangen hatte. Wenn ja, konnte er seine Aufgabe als beendet ansehen und einen Fluchtversuch wagen. Falls er dabei getötet wurde, war außer seinem Leben nichts verloren. Sein Wissen würde der Organisation weiterhelfen. Andernfalls musste er versuchen, lebend hier herauszukommen, um der OGN alle Informationen zuzuspielen.
    Was also sollte er tun – außer abzuwarten?
    Am anderen Tag flüsterte ihm ein alter Mann zu: »Es kommen wieder Neue. Wir haben noch drei Betten frei, seit Verdas tot ist. Es ist immer schön, Neuigkeiten zu erfahren.«
    Die Neueingelieferten bedeuteten die einzige Nachrichtenquelle für die Alten. Von ihnen erfuhren sie, was draußen in der Welt geschah. Vester interessierten die Neuen nur wenig. Sie lieferten Stoff für weiteres Geschwätz, das war alles.
    Zwei Männer fragten nach einem freien Bett und bezogen Quartier. Von der Außenwelt konnten sie nicht viel berichten, deshalb schwand das Interesse an ihnen rasch.
    Einer der Neuen hatte das freie Bett neben Vester bekommen. Er sah halb verwildert aus. Als Vester ihn fragte, erklärte er, sechs Monate lang in den Bergen gehaust zu haben. »Sie haben eine große Suchaktion durchgeführt und mehr als ein Dutzend eingefangen«, berichtete er bereitwillig. »Eigentlich bin ich ganz froh, dass nun alles vorbei ist. Wie lange bist du schon hier?«
    »Erst eine gute Woche«, sagte Vester. »Wenn du mehr von hier wissen willst, musst du die anderen fragen.«
    »Werden wir umgebracht?«
    »Unsinn. Ihr werdet morgen sogar ärztlich untersucht. Es ist alles halb so schlimm.« Vester untertrieb bewusst, denn er konnte sich die Gefühle des anderen vorstellen, und er war schließlich kein Aphiliker. »Nur die Sonne wirst du nicht mehr sehen.«
    »Sie heißt auch nicht Sol«, knurrte sein Nebenmann und schloss die Augen. Damit war das Gespräch vorerst beendet.
    Der Tag verging wie jeder andere. Vester war mit seinen Fluchtplänen beschäftigt und gelangte zu dem Entschluss, dass er sich zuerst noch umsehen musste, bevor er etwas unternahm. Eigentlich kannte er nur den Wohnraum und den Korridor mit den Seitengängen und Türen. In diesem Komplex konnte sich jeder frei bewegen, und es gab keine Wachen. Die Ausgangstür war verschlossen und sehr stabil. Ohne Hilfsmittel würde er sie kaum öffnen können.
    Nach Empfang der Ration verließ er den Wohnraum und schlenderte den Korridor entlang. Er begegnete nur zwei alten Männern und alten Frauen. Sie warfen ihm einen flüchtigen Blick zu und kümmerten sich nicht weiter um ihn.
    Einmal öffnete er eine der zahlreichen Türen und schaute in den Raum dahinter, der sich von seinem nicht unterschied. Die Männer lagen in den Betten oder saßen am Tisch, schweigsam und dumpf vor sich hin brütend. Lebende Leichen, dachte Vester bitter.
    Am Ende des Korridors stand er vor einer massiven Betonmauer. Hinter ihr lag die Freiheit, vielleicht nur einen halben Meter entfernt – aber unerreichbar.
    Brackjon wandte sich um und ging zurück. Das grelle Deckenlicht verscheuchte auch die geringste Spur behaglicher

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