Silberband 081 - Aphilie
über in rührender Sorge um sein leibliches Wohl gekümmert hatte.
»Es ist Zeit fürs Abendessen«, mahnte Serafino.
»Du hast mich heute schon genug voll gestopft«, beschwerte sich Ironside gut gelaunt. »Ich weiß nicht mehr, wo ich ein Abendessen noch hinpacken soll. Aber ich mache dir ein Angebot: Wir essen zusammen, dann entwickle ich mehr Appetit.«
»Das wird leider nicht gehen«, klagte Serafino. »Draußen steht nämlich einer und möchte dich sprechen. Er sieht genauso verloren aus wie jener, der vor zwei Tagen hier war, und wahrscheinlich wird er dich ziemlich lang in Anspruch nehmen.«
Ironsides Interesse erwachte sofort. »Wo ist der Mann? Bitte schick ihn herein, Bruder.«
Serafino ging. Kurze Zeit später erschien unter der offenen Tür ein junger Mensch, breitschultrig und hochgewachsen, in eine blaugraue Montur gekleidet, die ihm nicht sonderlich gut zu Gesicht stand. Serafino hatte Recht: Der Fremde schaute ebenso trostlos drein wie zwei Tage zuvor Silas Pranther. Aber gleichzeitig lag ein Ausdruck in seinen Augen, den Vater Ironside sich nicht erklären konnte.
»Wer schickt dich zu mir, mein Sohn?«, fragte er freundlich.
»Niemand«, lautete die eher schroffe Antwort. »Ich habe deine Adresse erfahren und bin gekommen, um mir Rat zu holen.«
»Wer nannte dir meine Anschrift?«
»Silas Pranther.«
»Ach. Sag mir, wo er sich aufhält.«
»Ich wusste es gestern, jetzt nicht mehr.«
»Wie geht es ihm?«
»Er hat Angst und hält sich verborgen. Er glaubt, die Vereinigung sei hinter ihm her, weil sie erfahren hat, dass er mit dir sprach.«
Mit einer einladenden Geste hatte Ironside den fremden Besucher inzwischen aufgefordert, Platz zu nehmen.
»Ich entnehme deinen Worten, dass du ebenfalls dieser Vereinigung angehörst.«
»Das ist richtig. Pranther und ich haben schon immer dieselbe Art von Zweifel empfunden, ob wir wirklich das Rechte tun. Pranther sagte mir, dass du ihm den Mut wiedergegeben hast. Vielleicht kannst du dasselbe bei mir erreichen.«
Vater Ironside nickte gütig. »Das müssen wir gemeinsam versuchen, mein Sohn. Erlaube mir nur, dass ich zuvor dieses Ding hier abschalte …«
Das Bildgerät arbeitete zwar geräuscharm, wirkte während einer Unterhaltung aber doch störend. Ironside stand auf und suchte nach dem entsprechenden Sensor. Er probierte einige Schaltfelder aus, bevor er schließlich das richtige fand.
Es war diese Beschäftigung, die ihm letztlich das Leben rettete. Er stand hinter das Lesegerät gebückt, als ein greller Blitz ihn blendete. Krachender Donner schlug über ihm zusammen. Etwas ungeheuer Massives riss ihn von den Beinen. Er stieß ein Gurgeln aus, dann verließen ihn die Sinne.
Anfangs hatte er Mühe, den Mann zu erkennen, der sich über ihn beugte. Er hatte ihm schon gegenübergesessen, aber damals war seine Miene hinter einer Maske eines Neunzigjährigen verborgen gewesen. Das wirkliche Gesicht kannte er nur aus den Nachrichtenmagazinen.
»Danton …«, seufzte er. »Was ist … geschehen?«
»Wie fühlen Sie sich?«, antwortete der Exec-3 mit einer Gegenfrage.
»Matt, aber schmerzfrei«, diagnostizierte Vater Ironside das eigene Befinden.
»Die Explosion hat Sie kräftig durch die Mangel gedreht«, erläuterte Danton. »Die Bombe hat das Zimmer völlig verwüstet. Sie verdanken Ihr Leben ausschließlich dem Lesegerät, hinter dem Sie gestanden haben müssen, als die Explosion erfolgte.«
Ironside erinnerte sich. Er nickte nachdenklich. »Ja, so war es. Ich wollte den Kasten ausschalten, aber …« Plötzlich kam ihm ein fürchterlicher Gedanke. »Der junge Mann …«, stieß er hervor. »Was ist mit ihm?«
»Er war die Bombe«, erklärte Roi Danton. Sprachlos starrte Ironside sein Gegenüber an. »Ein Roboter«, fuhr Danton fort. »Auf Sie angesetzt, damit Sie den Söhnen der reinen Vernunft nicht weiter in den Plänen herumpfuschen können.«
»Also ist man Pranther doch auf die Spur gekommen«, ächzte Ironside.
»Es scheint so. Wir haben zudem noch keinen Hinweis auf seinen derzeitigen Aufenthalt.«
Ironside sah sich um. Er befand sich in einem behaglich eingerichteten, hellen Raum. Er ruhte auf einer bequemen Liege, neben sich einen kleinen Tisch mit Getränken und einem Monitor. »Das ist ein Hospital, nicht wahr?«, erkundigte er sich.
»Krankenstation zwölf in Imperium-Alpha«, antwortete Roi Danton. »Wir dürfen Sie nicht mehr aus den Augen lassen.«
»Wann werde ich …«
»… wiederhergestellt sein? Oh,
Weitere Kostenlose Bücher