Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
auf Terra geboren?«
»Allerdings.«
»Dann sind Sie mit dem Raumschiff gekommen?«
»So ist es.«
»Mein Name ist Atrup Ahan.« Der Fremde reichte Kaiser die Hand. Der Alte ergriff sie und zeigte gleichzeitig mit seiner Linken auf die Wolken.
»Was war das?«
»Eine Samenkapsel. In dieser Jahreszeit steigen sie überall auf. Sie eignen sich hervorragend für Transportzwecke.«
»Das habe ich gesehen.«
»Was führt Sie zu uns?«
»Nichts Besonderes. Ich komme einfach nur so.« Kaiser Karl nannte seinen Namen. Er beobachtete Atrup Ahan, und das begierige Funkeln in den Augen des Fretiklianers entging ihm nicht. Er konnte sich recht gut vorstellen, woran Ahan dachte. Er hatte die Space-Jet gesehen und überlegte, wie er sie in seinen Besitz bringen konnte.
»Ich lade Sie in unsere Stadt ein«, sagte Ahan. »Begleiten Sie mich?«
»Gern.«
Der Fretiklianer führte Kaiser Karl durch buschbestandenes Gelände und über mehrere Blätter hinweg. Der Alte verstand erst nach und nach, wo er sich wirklich befand. Atrup Ahan zeigte ihm die Siedlung, zu der, wie Kaiser annahm, Oberst Tabhun und Captain Woreman gegangen sein mussten.
»Heute lebt niemand mehr dort«, erklärte Ahan. »Es ist zu gefährlich hier oben. Die Blätter leben ohnehin nicht ewig, und die Häuser stürzen früher oder später ein.« Er schlang sich das lose Ende seines Turbans mehrmals um den Hals und zog den Stoff schließlich über die untere Hälfte des Gesichts.
Sie erreichten ein Randblatt. Das nächste lag etwa fünfzig Meter tiefer, und diesem folgten drei weitere. Sie reichten bis an einen Fluss heran, an dessen Ufern sich eine kleine Stadt erstreckte. Auf der anderen Seite des Gewässers dehnte sich das Land flach aus.
»Wir können bequem hinabsteigen«, erklärte Ahan. »Wir werden bald unten sein.«
»Mit Ihrem Ballon hätten Sie es leichter gehabt.«
»Das ist richtig, aber ich hätte Sie nicht mitnehmen können.«
Kaiser Karl roch die Bedrohung förmlich. Er erwartete, von Ahan angegriffen zu werden, sobald er ihm den Rücken zuwandte. Glaubte der Fretiklianer, dass er nur ihn beseitigen musste, um die Jet für sich zu haben?
»Wir hätten mit der Space-Jet zur Stadt fliegen können«, sagte Kaiser. »Aber meine Freunde bestanden darauf, dass wir zunächst hier oben landen.«
»Sie sind nicht allein?« Die Hand, die sich direkt neben das Messer im Gürtel gelegt hatte, zuckte wieder zurück. Atrup Ahan lächelte harmlos. »Dann sollten wir Ihre Freunde mitnehmen.«
»Diese Absicht hatte ich schon vorhin. Aber ich weiß, dass meine Freunde das Schiff noch nicht verlassen werden.«
»Fürchten Sie sich vor uns?« Ahan kehrte den Harmlosen heraus. Kaiser Karl kletterte vor ihm eine primitive Leiter nach unten, dabei erkannte er, wie leicht es Ahan gefallen wäre, ihn bei diesem Abstieg zu töten.
Die Stadt bestand aus zahlreichen kleinen, aus vorgefertigten Teilen errichteten Häusern. Kaiser Karl erkannte einige Konstruktionsmerkmale wieder. Sie verrieten ihm, dass die Siedlung aus einer Zeit stammen musste, in der noch regelmäßige Verbindungen zu anderen Planeten bestanden hatten.
Am Ufer des Flusses standen etwa fünfzig Männer, Frauen und Kinder, als Atrup Ahan mit Kaiser auf einem primitiven Floß übersetzte.
»Ist es lange her, dass ein Raumschiff hier gelandet ist?«, wollte der Alte wissen.
»Bestimmt. Ich selbst habe noch nie einen Raumer gesehen.«
»Sie sind ungefähr vierzig Jahre alt?«
Ahan nickte.
Kaiser Karl blickte der wartenden Menge entgegen. Er glaubte nicht, dass Ahan die Wahrheit gesagt hatte. Wäre das der Fall gewesen, hätte er sich anders verhalten und die Space-Jet sehen wollen. Sein Unbehagen wuchs. Was verbarg Ahan vor ihm? Kaiser wusste schließlich, wie wichtig Fretiklia vor 120 Jahren für Gäa gewesen war. Er konnte sich nur schwer vorstellen, dass während dieser Zeit alle Verbindungen völlig vergessen worden waren. Hatte das Konzil den Spieß umgedreht? Benutzte es den Planeten nun als eine Art Falle, in der Annahme, dass Atlan hier erste Kontakte aufnehmen würde?
Kaiser Karl kratzte sich das Bein. Er spürte die Gefahr fast körperlich, aber er fürchtete sich nicht. Er war ein alter Mann, der wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte.
Als das Floß das andere Ufer erreichte, kam ihnen ein dunkelhaariger Mann mit weichen Gesichtszügen und verträumt wirkenden Augen entgegen. Im ersten Moment hielt Kaiser ihn für eine Frau, und erst als der Mann sprach, erkannte er
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