Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
seinen Irrtum.
»Sie sind der Mann von den Sternen«, sagte der Dunkelhaarige. »Wir heißen Sie aus ganzem Herzen willkommen.«
»Das ist Okunan Opan«, stellte Ahan vor. »Er ist unser aller Herr und Meister, der Verkünder des wahren Vhrato.«
»Mein Name ist Kaiser Karl«, entgegnete der Alte. »Hoffentlich ziehen Sie daraus keine falschen Schlüsse.«
Die Augen Okunan Opans verdunkelten sich unmutig. »Niemand sollte über Vhrato scherzen«, erklärte er mit mildem Vorwurf. »Vhrato wird kommen, um uns die Freiheit zu bringen. Er wird die Bösen vernichten und die Galaxis in neuem Glanz erstrahlen lassen.«
Kaiser Karl streckte dem Vhrato-Verkünder die Hand entgegen. »Fassen Sie mal an«, sagte er trocken. »Ich falle sonst noch ins Wasser.«
Seine Blicke schweiften über Okunan Opan hinweg zu einem etwas höher gelegenen Haus. In einer offenen Tür, die auf einen Balkon führte, stand ein Überschwerer. Er zog sich in diesem Moment wieder zurück, und Kaiser konnte ihn nur sehr kurz sehen. Das reichte jedoch aus, ihn eindeutig als Überschweren zu identifizieren.
Kaiser hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen bekommen zu haben. Vor seinen Augen flimmerte es. Jetzt wusste er, dass Tabhun direkt in eine Falle geflogen war. Wenn sich hier ein Überschwerer aufhielt, würde die Nachricht von der Ankunft der Gäaner schon bald in die Galaxis hinausgehen. Leticron würde erfahren, dass Atlan die Bedingungen des Status quo verletzt hatte, und das wiederum lieferte Leticron den Vorwand, mit aller Macht anzugreifen. Die DOOGEN schwebte in höchster Gefahr.
»Begleiten Sie mich in mein Haus«, bat Okunan Opan freundlich. »Ich bitte Sie, die Fastenspeise von mir entgegenzunehmen.«
»Danke, gern.«
Während Kaiser Karl neben Opan herging, überlegte er fieberhaft, was er tun konnte. Er musste verhindern, dass der Überschwere eine Hyperfunknachricht abstrahlte. Nur so konnte er die DOOGEN davor bewahren, im Feuer der Raumschiffe der Überschweren zu verglühen.
Vancon Tabhun, dachte er bitter, sei froh, dass du einen blinden Passagier hast, der die Augen offen hält.
Eine Tür bewegte sich quietschend in ihren Angeln. Apter Haras zog Tabhun und Woreman zu sich heran. Dann schloss sich die Tür und eine andere wurde geöffnet. Helles Licht fiel in den engen Raum, in dem sie sich befanden. Der Kommandant blickte in einen Korridor, in dem reges Treiben herrschte. Er hatte das Gefühl, an Bord eines kleinen Raumschiffs geraten zu sein. Peinliche Sauberkeit herrschte. Leuchtscheiben an der Decke bewiesen eine moderne Energieversorgung.
»Treten Sie ein«, bat Apter Haras. »Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
Die Männer und Frauen, die sich hier aufhielten, blickten Tabhun überrascht an. Keiner hatte mit einem solchen Besuch gerechnet. Plötzlich erklang der Ruf: »Vhrato! Das ist Vhrato.«
Haras legte dem Kommandanten den Arm um die Schultern und führte ihn zu einem Antigravschacht.
»Darf ich vorgehen?«, fragte er.
»Bitte.« Tabhun und Woreman warteten, bis Haras vom AG-Feld erfasst und nach oben getragen wurde. Zahlreiche Männer, Frauen und Kinder umringten sie und musterten sie neugierig. Die beiden Offiziere bemühten sich, ihre innere Anspannung nicht allzu deutlich zu zeigen. Sie waren es nicht gewohnt, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, und demzufolge froh, dass sie Haras folgen konnten.
Sie erreichten einen Raum, der früher die Hauptzentrale gewesen sein musste. Die meisten Einrichtungen waren entfernt worden, und kaum mehr als ein behaglich eingerichteter Wohnsalon war übrig geblieben. Unter dem matten Panoramaschirm stand eine schwergewichtige Frau.
»Meine Frau Alice«, stellte der Vhrato-Verkünder vor. »Alice, dies sind Oberst Tabhun und Captain Woreman.«
Sie trug ein langes braunes Kleid, und das graue Haar hing ihr wirr bis zu den Hüften. Ihre eng stehenden Augen und der lippenlos wirkende Mund ließen sie kühl und distanziert erscheinen. »Was wollen Sie von uns?«, forschte sie herrisch.
»Einen Kaffee hätten wir gern«, antwortete Tabhun.
Verlegen rang Haras die Hände. »Die Herren sind mit einem Raumschiff gelandet. Sie wollen …« Er verstummte, weil seine Frau sich umwandte und den Raum verließ. »Sie begreift die historische Bedeutung dieser Stunde nicht«, fügte er dann hinzu. »Leider geht es vielen so. Sie vergessen unsere großartige Vergangenheit. Sie kämpfen nicht darum, unser Wissen und die Technik zu erhalten, sondern …«
»… hoffen nur
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