Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
Psi-Fähigkeiten des Überschweren hatten sie verraten. Tekener glaubte, dass es so sein musste. »Was erwarten Sie? Dass wir um unser Leben betteln?«
Leticron lehnte sich zurück und verschränkte die Arme über der Brust. Sein weites Gewand ließ ihn noch massiger aussehen.
»Ich habe Pläne«, sagte er. »Die Anwesenheit der Cyborgs kommt mir dabei sehr gelegen. Sie alle werden mir helfen, den nächsten Schritt in meiner persönlichen Entwicklung zu tun.«
»Was bedeutet das?«, fragte Tekener alarmiert.
»Sie werden es früh genug erfahren. Richten Sie sich darauf ein, dass Sie von Ihren Freunden getrennt werden.«
Damit unterbrach Leticron die Verbindung. Tekener wandte sich sofort an Grammlond-Toufry: »Konnten Sie seine Gedanken lesen?«
»Er hatte sich völlig abgeschirmt.«
»Leticron sprach vom nächsten Schritt in seiner persönlichen Entwicklung«, wandte Barratill ein. »Was meinte er damit?«
»Bestimmt nichts Gutes«, sagte Tekener düster. »Für mich steht fest, dass er verrückt und unberechenbar ist.«
Eine halbe Stunde später erschienen zwei Roboter im Gefängnis. »Tigentor, Barratill und Grammlond kommen mit«, befahl einer von ihnen. »Tekener bleibt hier.«
Der USO-Spezialist warf einen Blick auf die Tür, vor der drei weitere Roboter postiert waren. Ihre Waffenarme redeten eine unmissverständliche Sprache. Leticron ging kein Risiko ein.
Den Multi-Cyborgs wurden Energiefesseln angelegt. Offensichtlich sollte den Altmutanten jede Möglichkeit genommen werden, ihre derzeitigen Körper zu verlassen.
»Wohin bringt ihr sie?«, fragte Tekener.
Einer der Roboter schob ihn wortlos zur Seite. Die Mucys wehrten sich ebenso wenig, weil sie gegen ihre stählernen Wächter wenig Chancen hatten.
»Wir dürfen den Kontakt nicht abreißen lassen!«, rief Tekener ihnen nach. Tigentor wandte sich noch einmal um und warf ihm einen ratlosen Blick zu. Die stumme Frage des Cyborgs blieb unbeantwortet.
Ihre unverhoffte Trennung schien anzudeuten, dass Leticrons Interesse zunächst den Mucys und ihren Bewusstseinsinhalten galt. Tekener rangierte erst an zweiter Stelle, aber er konnte sicher sein, dass Leticron ihn nicht vergessen würde.
Der Erste Hetran schaltete den Antigravprojektor ein und schwebte aus der zentralen Beobachtungsstation hinaus, um sich zum Hauptlabor zu begeben. Er hatte sich abgewöhnt, weite Strecken zu Fuß zurückzulegen. Wenn er sich nicht nur innerhalb eines Raumes bewegte, benutzte er den Antigravprojektor. Sobald er andere Sektionen der Stahlfestung aufsuchen wollte, begab er sich in eine der zahlreichen Transmitterstationen.
Theoretisch konnte er innerhalb weniger Minuten an jeden Ort der Festung gelangen. Dies entsprach seinem großen Sicherheitsbedürfnis, denn obwohl der Überschwere es niemals öffentlich zugegeben hätte, war die Stahlfestung auf dem Saturnmond ein riesiges Versteck. Die einstigen Stationen der Terraner auf Titan waren eingeebnet worden oder standen leer. Leticron hatte sie nicht in seine Planung mit einbezogen.
Er betrat einen Nebenraum des Hauptlabors. Auf einem Holoschirm konnte er beobachten, dass die Mucys von den Robotern hereingebracht wurden. Kakutas Gedanken waren verwirrt, der Mutant wusste offenbar nicht, wie er sich auf diese Situation einstellen sollte. Er wägte jedoch verschiedene Fluchtmöglichkeiten ab.
Der gesamte Laborraum wurde energetisch abgeschirmt. Das machte ein Entkommen der Bewusstseinsinhalte unmöglich. Leticron war nicht sicher, ob die Multi-Cyborgs seine Nähe erkannten. Möglich war, dass ihn der Späher-Mutant Wuriu Sengu durch die Trennwand hindurch sah. Bisher hatte Sengu seine Begleiter aber noch nicht über eine solche Feststellung informiert.
Leticron beabsichtigte nicht, allein ins Hauptlabor zu gehen. Mit einer Reihe von Spezialrobotern konnte er seine Pläne auch ohne menschliche Hilfe verwirklichen.
Er schaltete die akustische Übertragung ein, damit die Mucys ihn hören konnten. Bevor er jedoch begann, ließ er zwei der Cyborgs fesseln. Den dritten, Ertyn Grammlond, schnallten die Roboter auf eine Operationsliege. Die Multi-Cyborgs ertrugen alles widerstandslos, sie schienen einzusehen, dass sie keine Chance hatten.
Leticron, der seine Roboter im Labor vom Nebenraum aus steuerte, befahl, Grammlond zu entkleiden. Vorübergehend konzentrierte er sich auf Tako Kakuta und stellte befriedigt fest, dass dessen Überlegungen noch völlig ungeordnet waren. Als Handlungsahner konnte der Überschwere genau
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