Silberband 083 - Kampf um die SOL
werden.«
»Selbstverständlich, Sir. Ich habe freie Hand?«
»Ich sehe keinen Anlass, das zu verweigern.«
Zwei Stunden später rasten die 14 Einheiten davon, tiefer in den Sternhaufen hinein. Trevor Casalle fühlte sich aufgefordert, seine Pläne weiterzuverfolgen. Allerdings wäre er erschrocken gewesen, hätte man ihm das Ende geweissagt.
Der Stern Reality, solähnlich vom Typ G0 , durchmisst eineinhalb Millionen Kilometer. Seine Oberflächentemperatur beträgt 6.050 Grad. Während der Annäherung der zweiten Expeditionsflotte wurden vier Planeten lokalisiert, von denen nur der zweite ansprechende Voraussetzungen bot. Der Planet erhielt von Vizeadmiral Casalle den Namen Signal. In der Tat war diese Welt geeignet: Durchmesser 13.100 Kilometer, Schwerkraft 0,91 Gravos, Verhältnis Land zu Wasser zwei zu drei, mittlerer Sonnenabstand 187 Millionen Kilometer. Die Landung verlief ohne Zwischenfall.
»Dieser Planet ist paradiesisch, Saiwan«, sagte Leela und schmiegte sich in seine Hand, die über ihr Haar und ihre Wange strich. »Trotzdem ahne ich Gefahr, Vernichtung, Leid und Tod. Sind wir schon von der Aphilie infiziert?«
Saiwan Pert blickte auf den Schirm und formulierte seine Antwort sorgfältig. Er kannte die Sensibilität seiner Freundin. Sie war keineswegs telepathisch veranlagt, aber oft hatten sich ihre Ahnungen auf bestürzende Weise realisiert.
»Wir sind nicht krank.« Er verfolgte, wie sich unter den sonnenbeschienenen Wolkenschleiern die Kontinente und das Meer herausbildeten. »Aber wir haben verlernt, uns ungestraft zu freuen. Wir werden auch auf dieser Welt Gefangene sein.«
Gemeinsam bewohnten sie eine Doppelkabine, die er als Doppelzelle bezeichnete. Saiwan nahm keine Gefahr ernst, nicht einmal den Roboter, der sie bewachte. Er holte zwei Gläser und strich sich das glatte Haar aus der Stirn.
»Du träumst schon wieder«, sagte er. »Aber warum nicht. Dort unten wird es Intelligenzen geben, Casalle wird uns brauchen, und wir bekommen die Chance, zu fliehen und unser Leben in Freiheit zu verbringen. Casalle wird diesen Planeten niemals besiedeln lassen.«
Leela erschrak und machte ein eindeutiges Zeichen. Saiwan winkte nur ab. »Er kann ruhig mithören. Denkst du etwa, Casalle ist dumm? Er rechnet damit, dass Kranke wie wir sich so und nicht anders verhalten.«
Sie nippte an ihrem Glas. »Glaubst du wirklich, Sai?«
»Natürlich.« Sein Blick pendelte zwischen ihr und der deutlicher werdenden Planetenoberfläche. Leela Pointier war nicht weniger aufregend als der Planet Signal. Saiwan hatte sie kennen gelernt, als sie auf der Erde zu Zwangsarbeit verurteilt worden waren. Sie hatten sich bei der Verurteilung flüchtig gesehen, danach hatte er über ein Jahr lang versucht, sie wieder zu treffen. Irgendwie war es ihm gelungen, in das Lager versetzt zu werden, in dem sie ihre Zwangsarbeit ableistete. Ihrer beider Urteil war mit ›Verächtlichmachung des Prinzips der reinen Vernunft‹ begründet worden. Trevor Casalle war ihr ›Retter‹, denn er hatte vorausgesehen, dass die Expedition einen Planeten entdecken würde, auf dem Intelligenzwesen lebten. Mit ihnen würden sich Aphiliker nur schwer verständigen können. Leela und Saiwan wurden als Gefühls-Dolmetscher gebraucht.
Deswegen fieberten sie dem Augenblick entgegen, an dem sie, von den Aphilikern abgesondert, mit normalen Wesen verkehren konnten. Egal wie diese aussehen mochten. Saiwans Humor, den er nie verloren hatte, war der Ausgleich für das ruhige, zurückhaltende Wesen Leelas.
Das Schiff setzte zur Landung an. Auf dem Schirm erschienen Wälder und Flüsse, in weiter Ferne ein Gebirge. Die Landschaft wirkte kultiviert, in eine Form gezwungen, die eine ordnende Hand erkennen ließ.
»Gibt es etwas zu sehen? Ich erkenne nichts, keine Städte …« Saiwan betrachtete Leela mit einem verlangenden Seitenblick. Sie war nur wenige Zentimeter kleiner als er, hatte schulterlanges, hellbraunes Haar und grüne Augen. Schlank und aufregend weiblich – das sahen auch die Aphiliker. Dass sie über einen natürlichen Charme verfügte, den jeder Mann binnen Sekunden spürte wie ein Pheromon-Parfüm – das wussten außer Saiwan nur wenige Immune.
»… ein Stausee! Siehst du die Mauer? Casalle wird uns brauchen.« Endlich lachte Leela offen und ohne Zurückhaltung. Sie beide hatten nichts als ihr Leben und sich selbst. Der Grat, auf dem sie wanderten, war schmal. Trotzdem warteten sie auf ihre Chance.
Major Kratt warf zwei Stück
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