Silberband 083 - Kampf um die SOL
Siedlung lag, soweit sie es erkennen konnten, ausgestorben vor ihnen. Obwohl hier viele tausend Planetarier leben mussten. Das Haus war höchst raffiniert errichtet worden. Es schien auf gewisse Weise gewachsen zu sein, denn zwischen dem dicken Moos und der gelblichen Wand gab es keine definierbare Grenze.
»Sie verstecken sich.«
»Dabei scheinen die Aphiliker sich nicht für die Stadt zu interessieren. Keiner von ihnen landet.«
»Es liegt eben nicht in ihrer Natur, sich mit Mitgeschöpfen zu befassen.«
Der schwere Gleiter Vizeadmiral Trevor Casalles raste über sie hinweg und verschwand in Richtung des Stausees. Die beiden Immunen atmeten auf.
»Er ist weg«, murmelte Leela. »Ich hoffe, für sehr lange.« Ihre Stimme zitterte. Sie schien sich noch immer zu fürchten. Saiwan kannte den Grund. Leela hatte jemanden gefunden, den sie lieben konnte und von dem sie wusste, dass er sie liebte. Und sie hatte weniger Angst vor ihrem eigenen Tod als davor, dass dieser euphorische Zustand bald wieder endete.
Saiwan ließ sich auf alle viere nieder und schob sich auf den Eingang zu, der aus einem flachen, runden Stein bestand. Es war kein Edelstein, aber er wirkte so mit seiner schimmernden Oberfläche und der Maserung. Saiwan schaltete den Translator ein und streckte den Kopf vor.
Als er im Innern des Raums Bewegungen wahrnahm, mehr spürte als wirklich sah, sagte er leise: »Wir kommen in Frieden. Wir sind nur zwei.«
Der Translator gab ein leises Summen von sich, denn noch waren ihm die Grundlagen der fremden Sprache unbekannt. Die Tür war nicht höher als sechzig Zentimeter und nicht breiter als dreißig. Saiwans Schulter stieß an. Als er blinzelnd versuchte, das Halbdunkel vor sich zu durchdringen, erhellte sich der Raum.
Saiwan sah verblüfft, dass sich das undurchsichtige Material der beiden länglichen Fenster veränderte; es verlor das milchige Aussehen und wurde transparent. Inzwischen wirkte es wie dünner Kunststoff oder Pergament. Pert begriff, dass sie keineswegs nur primitive Eingeborene vor sich hatten.
»Das … das kann ich nicht glauben«, ächzte er, als er die Bewohner des Hauses entdeckte.
Die Planetarier und Saiwan Pert starrten sich an, bis er endlich winkte. »Bitte kommt nach draußen!«
Schweigend schauten sie ihn mit ihren großen roten Augen an und standen von der Bank auf, die um den halben Raum herumlief, als sei sie aus der Wand gewachsen. Saiwan zog sich zurück, setzte sich auf eine Baumwurzel und wartete. Er hob die rechte Hand in Schulterhöhe und drehte die Handfläche nach vorn: die universelle Geste für Freundschaft und gute Absichten. Trotzdem schauerte er bei dem Gedanken an das, was er dachte.
»Sie sind hübsch«, sagte Leela in dem Moment.
Die Bewohner des Hauses standen schon auf der Türschwelle. Sie waren nicht größer als ein menschlicher Unterarm vom Ellbogen bis zu den Fingerspitzen. Ihre Gesichter wirkten ebenso menschlich wie die Körper – verkleinerte Abbilder erwachsener Terraner. Leela erkannte sogar Hände mit Daumen und vier Fingern, aber es gab auch eine Reihe deutlicher Unterschiede.
Saiwan bedeutete den Zwergen, dass sie sich mit ihm über den Translator unterhalten sollten.
»Wir sind Terraner.« Er zeigte auf Leela und sich.
Der männliche Zwerg gab ein Wort von sich, das wie Dukes klang. Mehr sagte er nicht. Er schien den Terranern nicht zu trauen; die roten Augen und sein dreieckiges Gesicht mit dem spitzen Kinn zeigten einen deutlichen Ausdruck des Missfallens. Sein fingerlanges Haar lag wie eine gekräuselte Perücke um den Kopf. Es war bei beiden von einem satten, schimmernden Dunkelgrün. Im Gegensatz zur honigfarbenen Haut.
Saiwan nannte seinen und Leelas Namen. Er versuchte, was ihm nicht schwer fiel, den Eingeborenen Herzlichkeit entgegenzubringen. Er zeichnete Figuren in den Teppich aus welken Nadeln und versuchte zu erklären, woher die Terraner kamen und dass sie keineswegs feindliche Absichten hatten.
Dabei beobachtete er unausgesetzt die Reaktionen der Dukes, die Leela und ihn ebenso wenig aus den Augen ließen. Endlich redete das weibliche Wesen, und ihre Finger vollführten komplizierte, aber graziöse Gesten. Die Bewegungen erinnerten an Schattenspiele, von denen er irgendwann gelesen hatte.
Noch arbeitete der Translator daran, die Grundregeln der fremden Sprache zu entschlüsseln.
Nach einer Weile deutete die Frau auf ihren Begleiter und sagte laut und deutlich: »Caaloo!« Anschließend zeigte sie auf sich selbst
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