Silberband 083 - Kampf um die SOL
und Gucky gewaltsam zu befreien.
20.
Im Mahlstrom der Sterne
und auf Terra
3580 n. Chr.
325 Lichtjahre von Erde, Mond und der Sonne Medaillon entfernt, in südlicher Richtung, liegt der Bazinski-Cluster. Er ist eine Ballung mit elf solähnlichen Sternen und acht anderen Sonnen, deren mittlerer Abstand zueinander rund dreieinhalb Lichtjahre beträgt. Der Cluster ist nach seinem Entdecker benannt; Samuel Eyne Bazinski war der Leiter der Arbeitsgruppe, die seinerzeit versuchte, den Standort der Erde in der Nähe des drohenden Schlunds zu lokalisieren – wie hinreichend bekannt ist, mit nur geringem Erfolg, was jedoch nichts über seine fachlichen Qualitäten aussagt.
Die achtunddreißig Raumschiffe standen auf dem Flottenhafen von Terrania City. Die BEAUTY OF LOGIC, ihr Flaggschiff, war ein 2.500 Meter durchmessender Gigant der GALAXIS-Klasse. Zur Flotte gehörten ferner ein zweiter solcher Koloss, die POWER OF REASON, fünf Einheiten der IMPERIUMS-Klasse und sieben STARDUST-Schiffe. Alle anderen waren kleinere Einheiten.
Enkher Hodj wartete auf Reginald Bull, der die Expedition verabschieden wollte. Es kam weder ihm noch Trevor Casalle, noch einem anderen Beteiligten in den Sinn, dass die Konzentration militärischer Macht eher einem Kommandounternehmen entsprach als einem Forschungsflug. Nur zwei Angehörige der Erdbevölkerung durchschauten diesen typisch aphilischen Effekt: Saiwan Pert und Leela Pointier, Immune, die an der Mission teilnehmen mussten.
»Wo bleibt Bull?«, fragte Admiral Hodj. Es war 12.14.36 Uhr, der 15. Juli 3580. In Kürze sollte die Forschungsflotte starten.
Ein Summen ertönte.
»Ja?«, fragte Hodj kurz.
»Casalle, Sir. Darf ich eintreten?«
»Kommen Sie herein!«
Ein junger, schwarzhaariger Mann erschien. Er grüßte militärisch exakt.
»Was gibt es, Vizeadmiral?« Hodj strich mit einer knappen Geste über sein nackenlanges Haar. Er war groß und schlank, und seine Haltung drückte eine gewisse Aristokratie aus.
»Ich hatte erwartet, Reginald Bull und seine Abordnung anzutreffen. Es geht um die beiden Immunen.« Casalle war erst 54 Jahre alt – im Gegensatz zu Hodj, der mit 103 auf fast die doppelte Erfahrung zurückblickte. Trotz seiner ›Jugend‹ Vizeadmiral, das sprach für seinen Verstand, seine Wirkung auf andere und seine Fähigkeit, aus der verfahrensten Situation das Beste zu machen. Sein kurz geschnittenes Haar über den großen braunen Augen, seine aufrechte Haltung und sein sportliches Auftreten, dazu die körperliche Größe machten ihn unwiderstehlich.
Dieser Mann war Admiral Hodj suspekt. Casalle war ein Offizier von hohen Qualitäten. Dies alles ging Hodj durch den Kopf. »Ich kann Ihnen die Direktiven ebenfalls geben«, sagte er.
»Ich ziehe es vor, sie unmittelbar vom Licht der Vernunft zu erhalten.« Die Antwort war frei von unlogischen Emotionen. Beide Männer waren so verschieden, dass sie kaum eine gemeinsame Basis fanden außer der Tatsache, dass sie gute Raumfahrer waren.
Die Bedrohung kannte fast jedermann auf Terra und Luna sowie auf Goshmos Castle. Sofern keine dramatischen Maßnahmen getroffen wurden, würden die Planeten und ihre Sonne in einigen Jahren in den Schlund stürzen. Was immer dabei geschah, es musste fürchterlich werden. Ein einzelnes Leben galt nicht viel, tausend Tote waren eine statistische Zahl, aber Luna, Terra und Goshmos Castle würden verändert werden. Zudem drohte eine zweite Gefahr: Die Herrschaft der Logik und Vernunft, endlich erreicht, würde wieder enden. Sowohl Casalle als auch Hodj spürten, dass die Spannungen kulminierten. Sie vertraten entgegengesetzte Meinungen; Hodj sah das Heil ausschließlich in der Flucht.
»Wir haben eine schwierige Mission zu bewältigen. Hoffentlich findet jeder, wonach er sucht.«
»Ich bin sicher, Admiral, dass wir auch Dinge finden werden, die wir nicht suchen.«
»Ich liebe Risiken dieser Art nicht.«
»Das ist verständlich.«
Überrascht blickte der grauhaarige Admiral sein Gegenüber an. Aber nichts deutete darauf hin, dass Casalle Hodjs Autorität untergrub.
»Es ist nicht üblich«, sagte der Admiral, »dass Bull unpünktlich ist.«
»Es ist sogar unüblich«, bestätigte Casalle und beobachtete das organisierte Durcheinander zwischen den Schiffen.
Die Bedrohung durch den Schlund war klar erkannt. Der Regierungsrat wollte ihr auf zweierlei Weise begegnen. Beide Vorgehensweisen konnten gleich erfolgreich werden.
Die einen versuchten, den drohenden Sturz in den Schlund zu
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