Silberband 083 - Kampf um die SOL
Riesenkugel, die auch den Rechner selbst beherbergte. Andererseits hatte SENECA selbst zu beurteilen, wann ihm Gefahr drohte, und konnte dann Gegenmaßnahmen ergreifen. Seine Erbauer hatten nur dafür gesorgt, dass er bestimmte Personen niemals als Feinde betrachten konnte, es sei denn – und hier zeigte sich das Prinzip der Gleichberechtigung, das ins Design eingegangen war –, es lagen deutliche Anzeichen dafür vor, dass diese Personen den Verstand verloren hatten.
Der Weg zur Beseitigung der aktuellen Missstände führte über SENECA selbst. Vor der Lösung des keloskischen Problems musste die Besatzung herausfinden, was die Hyperinpotronik zu ihrem merkwürdigen Verhalten veranlasste. Und das, erkannte Galbraith Deighton deutlich, war alles andere als eine angenehme Aufgabe.
So weit war er in seinen Gedanken gekommen, als sich ein Besucher anmeldete. Die Bilderfassung zeigte einen mittelgroßen, drahtigen jungen Mann mit dicht gelocktem tiefschwarzem Haar. Er hob den Blick, als spürte er genau, dass er in dieser Sekunde beobachtet wurde.
Deighton befahl der Automatik, das Schott zu öffnen.
»Kommen Sie herein, Hellmut!«, rief er.
Joscan Hellmut, der Betreuer der Roboter Romeo und Julia, trat ein. Wie immer wirkte er verschlossen und zurückhaltend.
»Ihr Anliegen scheint sehr wichtig zu sein«, bemerkte Deighton, auf die Uhrzeit anspielend.
»Das ist es«, bestätigte Joscan Hellmut. »Ich bin gekommen, um ein Geständnis abzulegen.«
3.
Das Ereignis, von dem Joscan Hellmut sprach, hatte vor dreieinhalb Wochen stattgefunden, also bald nach der Landung des Raumschiffs auf Last Stopp. Romeo und Julia hatten ein aufgefundenes Artefakt sofort und so gründlich vernichtet, dass keine Spur davon geblieben war. Joscan Hellmut war Zeuge dieses Vorgangs gewesen, hatte die Roboter aber nicht von ihrem Tun abhalten können.
Seine Aussage löste umfangreiche Aktivitäten an Bord der SOL aus. Rhodan und Deighton versuchten unter Hinzuziehung einiger Mutanten zu klären, warum das Roboterpärchen das Artefakt zerstört haben mochte. Sie gelangten einhellig zu der Ansicht, dass Romeo und Julia die Existenz des fremden Geräts vor der Besatzung hatten geheim halten wollen. Da die Roboter jedoch so gut wie keine Eigeninitiative entwickelten, sondern als Ableger der Hyperinpotronik handelten, hatte demnach SENECA verhindern wollen, dass die Besatzung von dem Gadget erfuhr. Seine Handlung erschien in gewissem Sinne unlogisch, denn es gab auf Last Stopp so viele Artefakte, dass die Roboter kaum alle vernichten oder verstecken konnten. Dieser scheinbare Mangel an Logik war leicht erklärbar. SENECA hatte anfangs nicht gewusst, dass es mehr geheimnisvolle Geräte auf diesem Planeten gab.
Perry Rhodan stellte die Hyperinpotronik zur Rede. SENECA bestritt, von dem Vorgang zu wissen. Er gab sich sogar besorgt und vermutete einen Fehler in seiner Kommunikation mit dem Roboterpaar. Auf Rhodans Vorhaltung, er sei ein Lügner, reagierte SENECA nicht.
Inzwischen hatte Galbraith Deighton veranlasst, dass alle Analysen von Gadgets künftig nicht mehr mit SENECAs Unterstützung durchgeführt werden durften. Bei dieser Gelegenheit verlangte er eine Statistik, wie viele Gadgets aufgefunden und wie viele untersucht worden waren.
Das Ergebnis war alarmierend. Im Laufe der vergangenen vier Tage waren von den Suchgruppen insgesamt dreiunddreißig Artefakte an Bord gebracht worden – nicht mitgezählt das übergroße Gadget von Vylma Seigns und Sunchex Olivier. Deighton erinnerte sich der drei Reihen fremder Gegenstände, die er im Lagerraum 223 gesehen hatte, vor nicht ganz zehn Stunden, als er mit Rhodan in der geheimen Kammer referierte. Er ließ sich das Bild erneut zeigen. Es waren noch immer drei Reihen von Gadgets, zwei zu acht und eine zu zehn. Insgesamt sechsundzwanzig Objekte also.
Wo waren die übrigen sieben geblieben …?
Mühsam arbeitete sich Vylma Seigns' Bewusstsein aus den Tiefen der Ohnmacht empor. Es war ein schmerzhafter Prozess, angefüllt mit quälenden Gedankensplittern und nur halb zu Ende gebrachten Überlegungen. Da gab es etwas, das für die Beurteilung der Lage ungeheuer wichtig sein mochte, aber es entzog sich jedem Zugriff.
Als Vylma endlich zu sich kam, fühlte sie sich hundeelend. Und seltsam: Ausgerechnet jetzt erinnerte sie sich nicht einmal mehr, worüber sie nachgedacht hatte. Geblieben war nur ein bohrender Kopfschmerz.
Nach wenigen Augenblicken erschien in ihrem Blickfeld ein freundlich
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