Silberband 083 - Kampf um die SOL
ausbreiten und die Erde retten! Sergio merkte, dass er sich langsam in Bewegung setzte und auf die Gleiter zuging. Alle seine Leute – auch das sah er nach einem kurzen Rundblick – handelten ebenso. Der wahre Feind war dort!
Neue Gefangene!
Gefangene, nicht Tote! Während die OGN-Leute nichts ahnend ihre Gleiter verließen, wurden sie von Percellars Einsatzkommando umringt und entwaffnet. Paralysatorschüsse fauchten auf.
Casalle sprach weiter und erklärte, dass selbst hartgesottene Immune sich ihm freiwillig anschlossen. Er ist ein Mann der Wahrheit, dachte Percellar, während er zwei Männer der OGN, die zu entkommen versuchten, mit gezielten Lähmschüssen niederstreckte.
»Das ist der Beweis!«, rief Casalle und deutete auf die kleinen Gruppen von Kämpfenden. Die Gefangenen begriffen nicht, was vorging, aber sie bückten sich, suchten Steine und wollten in die Auseinandersetzung eingreifen.
Percellars Männer und Frauen handelten wie unter einem unhörbaren Kommando. Sie bildeten einen Kreis, in dessen Mittelpunkt sich bewusstlose oder entwaffnete Gleitermannschaften befanden.
»Bewaffnete Mitglieder der OGN, die meine Kandidatur entscheidend unterstützt hat«, rief Casalle mit donnernder Stimme, »haben sich freiwillig dazu entschlossen, ihre Kameraden festzunehmen und zu überzeugen! Ich weiß, dass auch die Gefangenen unbeeinflusst unsere Sache unterstützen werden.«
Casalle wurde nur kurz abgelenkt, als Kratt neben ihm den Arm anwinkelte und auf eine Stimme lauschte. Es schien Dustin Seraph zu sein, der sich über Minikom meldete.
Die Antwort Kratts hörte Casalle deutlicher. »Das ist leicht zu erklären, Seraph. Sie wissen, dass Percellars Leute oft engen Kontakt mit uns hatten. In den Nahrungsmitteln waren Medikamente, die Erinnerungen beeinflussen. Mit Suggestivzünder. Der Zünder war auf diesen Mittag eingepegelt. Verstehen Sie jetzt?«
Die Gefangenen, die versuchten, zu den eingeschlossenen Mannschaften und den Gleitern vorzustoßen, wurden von Percellars Gruppe vertrieben.
Niemand achtete auf Dustin Seraph, der wie erstarrt schien. Er hatte die Augen geschlossen und bewegte sich nicht.
Der Mann vor dem kleinen Monitor schrie auf wie ein verwundetes Tier. »Das kann nicht sein!« Vierhundert Immune in flugfähigen Kampfanzügen hielten sich so weit abseits, dass keines der zahlreichen Überwachungsgeräte angesprochen hatte.
»Wir können nicht eingreifen, Roi«, knurrte ein breitschultriger Mann mit buschigem Oberlippenbart. »Wir gefährden Percellar. Unsere Leute sind irgendwie beeinflusst worden.«
»Zweifellos. Trotzdem müssen wir etwas unternehmen.«
Sie alle verfolgten die Livesendung und sahen, wie die eigenen Leute entwaffnet wurden.
»Fertig zum Einsatz!«, rief Roi Danton. Natürlich hatte er sich, in seiner Meinung von Reginald Bull unterstützt, nicht eine Sekunde lang auf die scheinbare Ehrlichkeit einer Vereinbarung mit Casalle verlassen. Er hatte in Porta Pato mit einer starken Kampftruppe den Einsatz abgesprochen und sah jetzt, dass seine schlimmsten Befürchtungen eingetroffen waren.
Lautlos fluchte er vor sich hin. Wäre Casalle in seiner Nähe gewesen, hätte er ihn mit bloßen Händen erdrosselt. Doch Augenblicke bevor er den Angriffsbefehl geben konnte, zeigte die Übertragung eine überraschende Aktion.
Dustin Seraphs Regiegleiter vollführte eine Drehung um neunzig Grad. Während er beschleunigte, schoben sich die Hälften der durchsichtigen Kugel auseinander. Seraph sprang nach vorn und schlug mit zwei Hieben den Piloten aus der Maschine. Bis zu dieser Sekunde, die ihn bis auf vierzig Meter an Casalle und Kratt heranbrachte, geschah alles unbemerkt.
Als die Wachen reagierten, erreichte der Gleiter mit wimmerndem Triebwerk in einer Staubwolke die Tribüne.
Mit einem gewaltigen Satz sprang Dustin Seraph aus seinem Sitz, hechtete drei Stufen empor und riss seinen Strahler hoch. »Halt!«, brüllte er. Die Lautsprecher verliehen seiner Stimme das Geräusch eines Donnerschlags. »Kratt und Casalle sind meine Gefangenen!«, schrie Seraph noch lauter. Seine Waffe zielte abwechselnd auf jeden von beiden. Die Wachen wagten nicht zu schießen. Seraph schätzte Casalle als Pragmatiker ein und beobachtete Kratt. Als er das verzerrte Gesicht des Mannes sah, wusste er, dass Kratt eine Dummheit begehen würde. Gleichzeitig griff der Major zur Waffe. Seraph war schneller. Der Feuerstrahl aus seiner Waffe traf Kratts linken Arm. Der Getroffene drehte sich halb herum
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