Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
Meister von seiner Teilnahme an Ovarons Entführung wusste. Verfügten er und seine Adepten wirklich über magische Kräfte, wie die Gerüchte wissen wollten, die immer wieder aufkamen?
Keltraton wartete lange Zeit vergeblich, dass man ihn zu einem Verhör abholte.
Vor Beginn der Nachtperiode servierte ihm der Versorgungsautomat eine gute und reichlich bemessene Mahlzeit. Zuerst wollte Keltraton nichts anrühren, doch dann sagte er sich, dass es sinnlos gewesen wäre, seine physische Verfassung absichtlich zu schwächen.
Nach der Mahlzeit wurde die Beleuchtung allmählich schwächer. Keltraton streckte sich auf dem breiten Pneumobett aus und absolvierte eine Entspannungsübung. Nach kurzer Zeit war er eingeschlafen.
Er erwachte, nachdem er die ganze Nachtperiode durchgeschlafen hatte. Er duschte, und kaum war er mit dem Frühstück fertig, öffnete sich das Zellenschott. Ein Adept schaute herein.
»Rechtswissenschaftler Keltraton! Der Meister erwartet Sie. Bitte folgen Sie mir!«
Diesmal dachte er nicht an Flucht. Er war bisher so gut behandelt worden, dass in ihm die Hoffnung erwacht war, alles würde gut ausgehen. Möglicherweise war er nur aufgrund einer Verleumdung verhaftet worden und würde freigelassen werden, wenn er alles leugnete.
Seine Hoffnung schwand wieder, als er in den Raum geführt wurde, in dem der Meister ihn erwartete, denn da stand ein elektronisches Verhörgerät. Der Meister deutete mit seinem Stab auf das Verhörgerät und sagte: »Rechtswissenschaftler Keltraton, Sie können sich das mechanohypnotische Verhör ersparen, wenn Sie eingestehen, dass Sie an der Entführung Ovarons maßgeblich beteiligt waren.«
»Ich kann nichts zugeben!«, entgegnete Keltraton störrisch.
Der Anflug eines Lächelns glitt über das Gesicht des Meisters, dann wurde seine Miene wieder undurchdringlich. »Setzen Sie sich in das Gerät!«, befahl er.
»Ich verlange, von einer Untersuchungskommission des Ganjorats verhört zu werden!«, widersprach Keltraton. »Sie haben kein Recht, sich in die Angelegenheiten der Behörden einzumischen.«
Der Meister hob nur seinen Stab an und richtete ihn auf den Gefangenen. Keltraton wurde zur Marionette. Doch sein Wille war nicht gebrochen. Nur sein Körper wurde gezwungen, in der sesselförmigen Vertiefung des Verhörgeräts Platz zu nehmen.
Kalte Kontaktplatten pressten sich auf seine Kopfhaut. Über ihm bildete sich aus leuchtenden Kraftfeldlinien ein energetisches Netz. Keltraton wollte schreien, aber die Stimmbänder gehorchten ihm ebenso wenig wie die übrigen Teile seines Körpers. Nur sein Gehirn schien normal zu funktionieren. Er konnte frei denken und sich gedanklich gegen die Prozedur auflehnen. Aber er vermochte seinen Willen nicht in Handlungen umzusetzen. Nach einiger Zeit verblasste das Energienetz und erlosch. Schmatzend hoben sich die Kontaktplatten von der Kopfhaut ab.
Keltraton spürte, dass sein Körper wieder ihm selbst gehorchte. Er stieg aus dem Verhörgerät. Der Meister stand ihm gegenüber und blickte ihn mit rätselhaftem Ausdruck an.
»Was wird nun mit mir?«, fragte Keltraton.
Um die Lippen des Meisters spielte ein dünnes Lächeln. »Die Kraftlinien, die das Schicksal eines Cappins weben, reichen weit in die Zukunft«, erklärte er. »Doch inwiefern das Vorgezeichnete realisiert wird, hängt von der Willenskraft des Betreffenden ab – und von den äußeren Umständen.«
Er hob seinen Kultstab. Wieder wirbelten die silbernen Pünktchen in dem mattglasähnlichen blauen Material schneller durcheinander. Im nächsten Augenblick war der Meister verschwunden.
»Ich bringe Sie in Ihre Zelle zurück«, sagte ein Adept von der Tür her.
Die Zeit verstrich, ohne dass sich jemand um Keltraton kümmerte. Er fragte sich, wie seine Strafe ausfallen würde. Männer, die Skorvamon den Adepten ausgeliefert hatte, waren nie wieder aufgetaucht. Niemand wusste, was mit ihnen geschehen war.
Als die nächste Nachtperiode anbrach, war Keltraton sicher, dass er nicht so bald abgeholt werden würde. Er hatte sich gerade wieder auf dem Pneumobett ausgestreckt, als das Zellenschott aufglitt.
Keltraton sah vor der matten Helligkeit des Korridors eine Gestalt. Verwundert erkannte er weibliche Formen.
»Wer ist da?«, fragte er.
»Jertaime!«, antwortete die Gestalt. »Kommen Sie, Keltraton! Ich führe Sie in die Freiheit.«
Zögernd erhob er sich. Er glaubte nicht daran, dass ihn jemand aus der Gewalt des Lupicran-Kults befreien konnte.
»Sie sind die
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