Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
Eile noch niemand weggeschafft hatte.
Vom Regierungsgebäude sahen wir so gut wie nichts. Die Fahrzeuge glitten in eine Tiefgarage, von der aus uns ein geräumiger Lift in die Höhe trug.
In weitläufigen, luxuriös ausgestatteten Räumen warteten etwa hundert Laren auf uns. Ihre Gespräche verstummten augenblicklich, als wir eintraten, und ein mit Metallarmbändern und funkelnden Edelsteinen geschmückter Mann kam uns entgegen. Obwohl er mir unsäglich fremd war, sah ich ihm an, dass er sich vor uns fürchtete. Er begrüßte uns mit pathetischen Worten, die ich kaum beachtete. Bewusst überließ ich Pestnor die Verhandlungsführung.
Auch er spürte die Angst der Laren, und er nutzte sie brutal aus. Er unterbrach den Regierungschef, als dieser zu lange sprach.
»Wir sind aus einem Schwarzen Loch in diese Galaxis gekommen«, erklärte er mit hallender Stimme. »Die Beobachtungen Ihrer Raumschiffskommandanten sind richtig. Wir werden auch wieder durch dieses Schwarze Loch abreisen, und es steht jedem von Ihnen frei, das zu beobachten. Sie werden uns nicht folgen können, ohne von den Naturkräften vernichtet zu werden.«
»Warum erzählen Sie uns das?«, wollte der Regierungschef der Laren wissen.
»Weil wir beobachten mussten, wie der Hauptplanet des benachbarten Sonnensystems vernichtet wurde«, fuhr Pestnor fort, ohne den Mann zu beachten. »Mit diesem barbarischen Akt haben Sie gegen alle moralischen Grundgesetze des Universums verstoßen.«
»Wir mussten …« Der Lare wurde erneut vom Vertreter des Obersten Verwalters unterbrochen.
»Diese Tat ist als galaktisches Verbrechen einzuordnen und hat uns klar gemacht, dass wir eingreifen müssen.«
Ich ließ mir die Überraschung nicht anmerken. Pestnor tat unverfroren so, als hätten wir die Laren schon seit Jahren beobachtet.
»Diese Tat hat das Maß voll gemacht. Der Oberste Verwalter von Grojocko hat daher beschlossen, Ihre Regierungsbefugnisse zu beschneiden. Unsere Beobachter werden in naher Zukunft die Regierungsverantwortung über das larische Sternenreich übernehmen und eine scharfe Kontrolle ausüben.«
Die Laren blickten uns voller Empörung und Entsetzen an. Der Regierungschef stemmte seine Hände in die Hüften. »Glauben Sie wirklich, dass Sie uns beeindrucken können?«, fragte er zornig. »Wir werden Ihr Raumschiff vernichten und Ihnen damit eine passende Antwort geben.«
Pestnor legte einen mit einer Flüssigkeit gefüllten Glaskegel vor sich auf den Boden.
»Die Säure in diesem Gefäß verfärbt sich unter Lichteinwirkung. Es wird nicht lange dauern, bis sie leuchtend blau geworden ist. Sobald das der Fall ist, werden wir den kleineren Ihrer beiden Monde zerstrahlen. Damit demonstrieren wir Ihnen unsere Waffenstärke.«
Ich bemühte mich, Pestnor nicht anzusehen. Wie kam er dazu, eine solche Drohung auszusprechen? Die ERRYOG hatte keine Waffen an Bord, mit denen wir einen solchen Gewaltakt hätten ausüben können. Oder sollte man uns hintergangen haben?
»Was erwarten Sie von uns?«, fragte der Lare.
»Die bedingungslose Kapitulation.«
»Sie wagen es, derart …«
»Ich wage es, tatsächlich. Wenn Sie nicht kapitulieren, werden wir …«
»Sie sind meine Gefangenen!«
Pestnor hatte sich völlig in der Hand. Er fürchtete sich nicht mehr und lachte dem Regierungschef ins Gesicht. »Seien Sie kein Narr«, sagte er höhnisch. »Wenn Sie uns angreifen, leiten Sie damit das Ende Ihres Reichs ein. Wir beherrschen die Technik der Schwarzen Löcher. Wir können jederzeit Schwarze Löcher auf die Sonnen der von Ihnen beherrschten Systeme schleudern. Sie wissen, was das bedeuten würde?«
Der Lare fuhr herum. Ich sah ihm seine Niedergeschlagenheit an. Er eilte zu den anderen, um sich mit ihnen zu beraten.
Pestnor blickte mich triumphierend an. »Mit Wesen wie diesen, die nur die Gewalt kennen, muss man eine deutliche Sprache sprechen«, erklärte er hochnäsig. »Sie verstehen keine andere.«
»Und was tun Sie, wenn die Laren nicht auf Ihren Bluff hereinfallen?«
»Bluff? Olw, Sie enttäuschen mich. Wir haben einen Sery-Strahler an Bord. Damit können wir den Mond in Bedrängnis bringen, wenn auch nicht vernichten.«
»Also doch.«
»Was dachten Sie? Glaubten Sie, Bassok würde alles Ihnen überlassen?«
Er deutete auf den Kegel. »Die Zeit läuft ab!«, rief er laut. »Überlegen Sie sich genau, was Sie wollen.«
Der Regierungschef wandte sich wieder uns zu. Seine Augen funkelten vor Erregung. »Wir werden Sie vertreiben«,
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