Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
beiden Zerlumpten dagegen bewegten sich frei und unbehindert. Sie besaßen, wie sie Strout erklärten, eine Wanderberechtigung.
Um die Überwachung einfacher zu gestalten, durfte sich jeder Bürger nur noch in einem eng begrenzten Bereich aufhalten. Gewöhnlich war dies sein Heimatbezirk. Umzüge und Reisen mussten genehmigt werden. Eine Wanderberechtigung erhielt nur der, auf dessen Dienste kein Arbeitgeber Anspruch erhob. Daher waren solche Personen in der Hauptsache minderbemittelt. Auch sie trugen PIK, aber die Impulsfolge ihrer Geräte enthielt einen Zusatz, der die Wanderberechtigung kennzeichnete. Leven Strouts Kodegeber hätte sich auf diesen Zusatz einstellen lassen, nur fehlte ihm das notwendige Einstellgerät.
Noch eine Nacht verging bis zur Ankunft in Parkutta. Joupje Termaar und Artur Prax suchten zunächst ihren Gewährsmann auf, der ihnen vom Chef bezeichnet worden war. Leven Strout blieb währenddessen in seinem Versteck. Nach etwa einer halben Stunde setzte sich das Fahrzeug wieder in Bewegung. Strout wunderte sich. Er hatte erwartet, dass Termaar und Prax ihm zuerst über den Ausgang ihrer Unterredung mit dem Gewährsmann berichteten.
Endlich endete die Fahrt, und Strout konnte sein Versteck verlassen. Ringsum reckten sich kahle Felsen in den Himmel. Ein kalter Wind heulte über die Hänge, sogar das orangegelbe Licht der Sonne Medaillon wirkte kalt.
»Wir haben zweierlei erfahren«, verkündete Artur Prax in seiner ruhigen Art. »Erstens sind in dieser Stadt zwei Leute gefangen worden, von denen man annimmt, dass sie zur OGN gehören.«
Strout zuckte zusammen. Prax bemerkte das. »Du gehörst auch dazu, ich vermute es seit langem«, sagte er. »Also – diese beiden, ein Mann und eine Frau, sind seit etwa dreißig Stunden im Gewahrsam in der örtlichen Polizeistation. Jetzt trifft man Anstalten, sie woandershin zu bringen. Wahrscheinlich, meint unser Experte, zu dem Projektkomplex oben im Tal.«
Leven Strout dachte nach. Seine vordringlichste Aufgabe war, die OGN zu warnen. Er rechnete, in der Nähe einen Einsatztrupp vorzufinden, der sich anschickte, gegen die ›Operation Gehirnwäsche‹ vorzugehen. Diesen Trupp musste er suchen. Aber zwei gefangene OGN-Leute durfte er nicht einfach übersehen.
»Hör dir noch an, was unser Experte als Zweites erfahren hat!«, verlangte Prax. »Er fährt viel umher, besitzt ein leistungsstarkes Fahrzeug und hat in einem Hochtal im Norden einen verschwiegenen Ort entdeckt, an dem von allen Seiten schwer bewaffnete Männer zusammenströmen. Er nimmt an, dass auch sie zur OGN gehören.«
Strout wurde halbwegs unheimlich zumute angesichts der Informationsfülle, die dem ›Experten‹ zur Verfügung standen. Aber darüber nachzudenken, hatte er jetzt keine Zeit.
»Joupje und ich haben entschieden, dass du das Hochtal aufsuchst, um deine Leute zu warnen«, fuhr Prax fort. »Wir beide befreien die Gefangenen.«
»Wie wollt ihr das …?«
»Lass das unsere Sorge sein! Wichtig ist, dass du dich sofort entscheidest. Der Gefangenentransport stand fast schon abfahrbereit, als wir Parkutta verließen.«
»Einverstanden«, stieß Strout hervor. »Ich weiß zwar nicht, warum ihr das tun wollt …«
»Der Plan erfordert es«, meckerte Termaar. »Die Forderungen der Logik müssen erfüllt werden.«
Verwirrt blickte Leven Strout von einem zum andern. »Also gut, wo ist das Hochtal …?«
Es war später Nachmittag, als Sergio Percellar mit drei Begleitern an Bord eines schwer beladenen Hochleistungsgleiters den Sammelpunkt erreichte. Mehr als zweihundert Personen warteten schon am Zielort, zumeist jüngere Leute, denen wegen ihrer Unerfahrenheit die ungefährlichsten Marschrouten zugeteilt worden waren.
Die Talsohle lag über viertausend Meter hoch. Die Luft war dünn und schneidend kalt. Ringsum türmten sich die schneebedeckten Gipfel des Karakorum, zwischen ihnen der Riese Nanga Parbat.
Die Nacht brach rasch herein. Mittlerweile war die Gruppe auf über fünfhundert Mann angewachsen. Sie lagerten in Höhlen. Das Tal besaß nur einen einzigen Zugang, an dem Sergio drei Wachen postiert hatte. Im Zweistundenrhythmus wurden sie abgelöst.
Es ging auf 21 Uhr zu, als Sergios Funkempfänger ansprach. »Wir haben hier einen Mann, der behauptet, zu uns zu gehören«, meldete eine der Wachen. »Aber er gehört bestimmt nicht zur Einsatzgruppe!«
»Wie nennt er sich?«, wollte Sergio wissen. »Kennt er unseren Kode?«
»Den allgemeinen Teil schon. Jedoch nichts
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