Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
Bastion in die Höhe. Niemand konnte sehen, wie es dahinter weiterging. Ranjit schrie laut auf, als das Fahrzeug in wilder Fahrt um den Turm herummanövrierte. Sylvia schloss einen Atemzug lang die Augen … und als sie die Lider zögernd wieder öffnete, blickte sie in eine flache, geröllerfüllte Schlucht.
Der Gleiter senkte sich auf den Schluchtrand. Der Kleinere der beiden Zerlumpten stieg aus und balancierte vorsichtig um das Fahrzeug herum in Richtung der Felsbastion, die sie eben umrundet hatten. Sylvia bemerkte, dass der Motor weiterlief. »Wo gehst du hin?«, fragte sie den Dicken.
»Schauen, ob man uns auf der Spur ist«, antwortete der Zerlumpte gelassen.
»Ich gehe mit!«, entschied Sylvia und sprang, bevor sie jemand daran hindern konnte, von der Pritsche.
Sie folgte dem Dicken. Hinter der Bastion gingen sie beide zu Boden und schoben sich vorsichtig auf die Felsleiste hinaus. Sylvia hörte den Mann schnaufen. Er ist alles andere als gesund, schoss es ihr durch den Kopf. Dass er trotz seines schlechten Zustands solche Strapazen auf sich nahm, wurde zu einem Rätsel.
Ungehindert reichte der Blick bis ins Tal hinab. Rechts dehnten sich die bebauten Flächen von Parkutta, links lag der Projektkomplex. Zwischen beiden spannte sich die Straße. Etwa in der Mitte zwischen Stadt und Komplex beschrieb sie jene Biegung, die an der Felsengruppe vorbeiführte. Der zerstörte Gleiter war aber nicht zu sehen, die Felsen verdeckten ihn.
Erste Unruhe war beim Projektkomplex entstanden. Fahrzeuge setzten sich in Bewegung. Ein Konvoi von etwa zwanzig schweren Gleitern formierte sich schließlich entlang der Straße nach Parkutta und nahm mit hoher Geschwindigkeit Kurs auf die Stadt. Das Ziel der Fahrzeuge war die Felsengruppe.
»Wir haben genug gesehen«, sagte der Dicke. »Sie werden sich denken können, dass wir hierherauf entkommen sind. Aber unser Vorsprung reicht aus.«
Sylvia kroch neben ihm her. »Wer seid ihr, und warum helft ihr uns?«, wollte sie wissen.
»Ich bin Joupje Termaar, der Dürre nennt sich Artur Prax. Wir helfen euch nicht, wir sorgen lediglich dafür, dass der Plan erfüllt wird.«
»Welcher Plan?«
»Willst du dich unterhalten oder ein Versteck suchen?«
»Was habt ihr vor?«
»Den Kopf unten halten und nicht gesehen werden, bis die Verfolger ihre Suche aufgeben.«
Sylvia registrierte, dass Joupjes Stimme zitterte. »Hast du Angst?«, fragte sie.
»Ich habe immer Angst«, antwortete Joupje Termaar. »Manchmal mehr, manchmal weniger.«
Die Nachricht von der Befreiung der Gefangenen erreichte Heylin Kratt auf dem Weg nach Parkutta. Einen Atemzug lang verdichtete sich sein Angstempfinden bis hin zu körperlichem Schmerz. Dann hatte er seine Instinkte wieder unter Kontrolle.
Er landete inmitten des Projektkomplexes. Prakhut Sassar empfing ihn und verkündete: »Alles verläuft nach Plan, Bruder.«
»Die Befreiung der Gefangenen war nicht vorgesehen«, bemerkte Heylin Kratt eisig.
»Ihre Gefangennahme ebenfalls nicht«, konterte Prakhut Sassar. »Unterm Strich geht alles null für null auf.« Dieser Logik konnte sich Kratt nicht entziehen. Noch war nichts verloren. Das Projekt blieb von den Gefangenen unbeeinflusst.
Heylin Kratt ließ sich von Sassar und dessen Fachleuten die Anlagen zeigen. Rasch jedoch verlor er das Interesse an den technischen Details. »Projektphase zwei …?«, fragte er.
Sassar führte ihn in einen von Kampfrobotern bewachten Raum. Ein Holobild zeigte die Topografie der Umgebung und außerdem ein Gewirr von kräftig gezeichneten, zumeist geradlinig verlaufenden Strichen.
»Auch hier alles nach Plan«, erklärte Sassar. »Das Netz hat eine Gesamtlänge von 480 Kilometern, davon sind 220 Kilometer Hauptgänge, der Rest Stich- und Seitengänge. Wir können jeden Punkt erreichen, von dem ein Angriff denkbar ist.«
»Die Truppen …?«
»Stehen bereit. Von einem zentralen Verteiler aus erreichen sie auf schnellen Fahrzeugen innerhalb von Minuten jeden Ausfallpunkt.«
Heylin Kratt sah auf sein Armband. Es ging auf 18 Uhr zu. »Projektbeginn …?«
»Um 20 Uhr, Bruder. Projektdauer sechs Stunden!«
Bei Sonnenuntergang wurde Reginald Bulls Abteilung aktiv. Mit fünfhundert Mann übernahm sie die Aufgabe, das Operationsgebiet abzusichern und jeden Eingriff von außen zu verhindern. Seit Strouts Bericht war Reginald Bull sicher, dass die Aphiliker einen Angriff der OGN erwarteten und sich darauf vorbereitet hatten. Sie mussten annehmen, dass die OGN eine
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