Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
doch, dass du nicht weit sein konntest!«
Reginald Bull wandte sich an den Schmächtigen. »Ranjit Singh! Ich dachte, Sie wären schon längst auf Ovarons Planet.«
Die Augen des Dunkelhäutigen strahlten. »Hätte ich sein sollen, Sir!«, antwortete er mit einer Überzeugung wie nie zuvor. »Zu Ihrem Glück wurde ich jedoch abgelenkt. Wäre ich nicht gewesen, dann … wer weiß … wären Sie alle schon längst nicht mehr am Leben.«
So viel Eigenlob lenkte Strouts Aufmerksamkeit von Termaar ab. »Genau so wird's sein«, brummte er ein wenig verächtlich: »Ranjit Singh, der Retter der OGN!«
»Bei einiger Überlegung«, sagte Joupje Termaar schrill, »wirst du zugeben müssen, dass er Recht hat. In Parkutta hat er uns mit Jammern und Winseln das Leben schwer gemacht, aber hier hat er sich benommen wie ein … Held, glaube ich, nennt ihr das.«
Auf Umwegen stießen sie zu dem Schacht vor, den Heylin Kratt angelegt hatte. Artur Prax erklärte, wie die Besatzungen der drei Tauchboote überwältigt worden waren. Woher seine beiden Fahrzeuge stammten, wie er an den geheimen Flottenkode gelangt war und wie er überhaupt dazu gekommen war, sich auf ein solches Unternehmen einzulassen, darüber verlor er kein Wort.
Die insgesamt 450 Männer und Frauen verteilten sich auf die fünf Boote. Die Gefangenen, die Artur Prax gemacht hatte, wurden mitgenommen. Der Schacht wurde zum Teil zugeschüttet, die Schachtmündung danach zugeschmolzen. Anschließend wurde die Leistung der Schirmfeldgeneratoren allmählich abgesenkt, bis das Energiefeld erlosch.
Inzwischen hatten Artur Prax und Reginald Bull sich beraten. »Ich nehme an«, sagte Prax, »dass Sie Pläne haben, wohin Ihre Leute sich wenden sollen.«
»Das ist der Fall«, bestätigte Bull. »Wir bilden kleine Gruppen, von denen jede ein zugewiesenes Versteck aufsucht. Fahrzeuge stehen an verschiedenen Orten bereit.«
Prax nickte. »Wir werden die Leute an den gewünschten Positionen absetzen. Was Sie selbst betrifft … welche Pläne gibt es da?«
Reginald Bull grinste. »Ich wollte mich mit einigen engen Mitarbeitern in der Höhle des Löwen verkriechen.«
»Terrania City?«
»Natürlich.«
»Das trifft sich gut. Terrania City ist auch unser Ziel. Ich muss die Voraussicht des Chefs bewundern. Er war nahezu sicher, dass Sie sich zur Hauptstadt wenden würden.«
»Wer ist der Chef?«
Artur Prax schüttelte den Kopf. »Ich bin gehalten, Sie darüber im Unklaren zu lassen«, antwortete er. »Der Chef freut sich auf die Überraschung.«
Diese Worte gaben Bull zu denken. War es schon ungewöhnlich genug, dass der Aphiliker Prax Begriffe wie sich freuen und Überraschung gebrauchte, so war es noch erstaunlicher, dass es in Terrania City jemand geben sollte, der nicht nur die Worte benutzte, sondern ihren Inhalt tatsächlich empfand. Es musste sich um einen Immunen handeln.
In einer Tiefe von rund eintausend Faden gingen die Boote zunächst auf Westkurs. Später trennten sie sich, um verschiedene Ziele im Südpazifik anzulaufen. Gruppe um Gruppe der OGN-Leute wurde abgesetzt, und das Boot, das Prax und Bull sowie zwölf Männer und Frauen aus Reginald Bulls unmittelbarer Umgebung beförderte, lief ein Versteck unweit von Rangun an.
In der Nacht zum 16. Dezember des Jahres 3580 alter Zeitrechnung registrierten die Seismografen entlang der amerikanischen Westküste ein heftiges Beben, dessen Epizentrum wenige hundert Kilometer südwestlich der Revilla-Gigedo-Inseln lag. Die Messungen ließen den Schluss zu, dass es eigentlich gar kein Erdbeben gegeben hatte, sondern vielmehr eine Explosion. Auf dem Meeresgrund musste ein Sprengkörper von extremem Kaliber detoniert sein. Im Morgengrauen tobte sich eine Flutwelle mittlerer Intensität aus.
Nur an zwei Orten wusste man, was von der Nachricht zu halten war. In Imperium-Alpha ebenso wie an Bord des Tauchboots, das sich in achthundert Faden Wassertiefe auf der Fahrt nach Rangun befand: Porta Pato, der letzte Stützpunkt der alten Lemurer, war vernichtet worden.
Reginald Bull entsann sich der ungewöhnlich hohen Radioaktivität. Inzwischen kannte er Ranjit Singhs Erlebnisse und legte sich eine Theorie zurecht, mit der sich die Explosion des Stützpunkts erklären ließ. Nach seiner Ansicht war in der Nähe der Behälter ein Schwelbrand entstanden, der sich aus nicht explodierten chemischen Substanzen nährte und beträchtliche Temperaturen entwickelte. Im Einflussbereich des Feuers hatten sich lemurische Kernbomben
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