Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
der Immunen stellte sich zunächst niemand entgegen.
Zwischen brennenden Roboterwracks wankte eine Gestalt heran. Aus der Nähe sah Reginald Bull ein rußgeschwärztes Gesicht, die Augen unnatürlich weit aufgerissen.
»Hilfe … Tod …« Röchelnd sank der Mann zu Boden. Er war Aphiliker, aber er trug keine Waffe mehr. Der Qualm in diesem Abschnitt war beißend, fast unerträglich. Auch Tote lagen hier zwischen den Robotern. Und dann wankten Menschen heran, am Ende ihrer Kräfte und von Panik gezeichnet.
»Bleiben Sie stehen, Sir!«, krächzte Leven Strout. »Der Kampf ist vorüber!«
Es war wirklich ruhig geworden. Aus dem Dunst waren nur ab und zu noch knackende Geräusche zu hören, glutflüssiges Mauerwerk, das allmählich wieder erstarrte. Mitunter war ein Stöhnen zu vernehmen. Doch das Fauchen der Schüsse war verstummt. Zögernd ging Bull einige Schritte weiter. Glühende Metallteile häuften sich vor ihm.
»Wer ist da?«, schrie eine volltönende, tiefe Stimme aus dem Qualm.
Reginald Bull registrierte, dass Leven Strout überrascht zusammenzuckte. »Was haben Sie?«, fragte Bull leise.
»Die Stimme …«, antwortete Strout. »Sie kommt mir so vor …« Er brauchte nur eine Sekunde, um einen Entschluss zu fassen. So laut er konnte, rief er: »Artur Prax … bist du das?!«
Aus dem Qualm kam keine Antwort. Aber nach einer Weile war das Schlurfen von Schritten zu hören. Die Silhouette einer hageren Gestalt wurde sichtbar. »Wenn mich mein Gehör nicht täuscht, ist das unser Mann Strout«, sagte die tiefe Stimme.
Verwundert musterte Reginald Bull den Fremden. Er war etwa siebzig Jahre alt und schien an Unterernährung zu leiden oder an einer auszehrenden Krankheit. Sein Kopf hatte jedenfalls starke Ähnlichkeit mit einem Totenschädel. Artur Prax, den Namen hatte Bull noch gut in Erinnerung. Artur Prax und Joupje Termaar waren die geheimnisvollen Helfer, die Strout bei seiner Flucht aus Terrania City vor Unheil bewahrt und wenige Tage später dafür gesorgt hatten, dass der Einsatz der OGN im Bezirk Parkutta nicht zum Fiasko geworden war. Seitdem war das Rätselraten groß gewesen, woher diese Männer kamen und auf wessen Anweisung sie handelten. Sie waren selbst Aphiliker, aber ihre Handlungen richteten sich gegen die Interessen der Regierung. Artur Prax hatte den Chef, den Anführer seiner geheimnisvollen Organisation, mit den Worten zitiert, die Immunen seien das Salz der Erde.
Diese Gedanken schossen Reginald Bull durch den Sinn, als er auf den Hageren zutrat und ihm die Hand reichte. »Wer Sie auch sein mögen«, sagte er ernst, »Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen. Ich danke Ihnen dafür.«
Prax runzelte die Stirn. »Dienst? Dank? Das sind Dinge, von denen ich nichts verstehe. Ich bin hier, weil der Plan erfüllt werden muss. Wir haben eine Abteilung der Regierungstruppen geschlagen. Auf dem Weg hierher haben sich uns fünf Ihrer Leute angeschlossen, die weiter unten in einer halb zerstörten Halle Posten gestanden hatten. Der Weg ist frei. Unsere Fahrzeuge stehen zum Abtransport Ihrer Truppe bereit. Ich schlage vor, wir machen uns so rasch wie möglich auf den Weg.«
Reginald Bull fehlten die Worte. Er wollte sich bedanken, doch einem Aphiliker bedeutete Dank nichts. Er wollte Fragen stellen, aber dafür war im Augenblick keine Zeit. So wandte er sich schließlich um und rief in den Gang hinein: »Die Gefahr ist vorüber! Wir haben unerwartet Hilfe bekommen. Alles zum Aufbruch fertig machen!«
Artur Prax' Mannschaft bestand aus 150 Leuten, alle Immune. Darüber, wie sie in den Stützpunkt eingedrungen waren, verloren sie kein Wort. Als Heylin Kratts Stoßtrupp die Restgruppe der OGN am Ende dieses Gangs einschließen und vernichten wollte, hatte Prax mit seinen Männern zugeschlagen und alle Roboter zerstört. Viele von Kratts Männern hatten dabei den Tod gefunden, etwa ein Dutzend waren Prax' Gruppe in die Hände gefallen. Von Heylin Kratt selbst gab es keine Spur. Fast musste man annehmen, dass er sich an dem Kampf überhaupt nicht beteiligt hatte.
Vereint zogen beide Gruppen ab. Bull, Strout und Prax bildeten die Spitze. Plötzlich entstand hinter ihnen Bewegung. Eine schrille, meckernde Stimme ertönte. Leven Strout blieb unwillkürlich stehen und wandte sich um. Zwei Männer drängten sich durch die Menge, der eine dick und unter Atemnot leidend, der andere schmächtig, dunkelhäutig und aus mehreren Wunden blutend.
»Joupje Termaar …!«, rief Strout. »Ich wusste
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