Silberband 087 - Das Spiel der Laren
auf Ras Tschubai wie ein alles erdrückender Berg. Mehr als zweieinhalb Kilometer hoch erhob sich der Koloss. Seine Bodenschleusen standen offen, und immer mehr Besatzungsmitglieder traten ins Freie heraus. Die Mannschaft der MARCO POLO feierte den Sieg über die Invasoren nicht weniger begeistert als die Siedler.
Ras Tschubai blickte zu dem Gebiet der Laren hinüber. Unter tiefschwarzen Rauchwolken loderte ein ausgedehntes Feuermeer. Der Energiezaun am Rand von Enjocko ragte höher empor als zuvor und trennte nun auch die beiden Siedlungsgebiete voneinander, sodass die Hitzeflut die Stadt nicht gefährden konnte. Für diese Schutzmaßnahme konnte nur die Leitung der MARCO POLO verantwortlich sein.
Wieder bemühte sich der Mutant vergeblich, sein Flugaggregat einzuschalten. Die Finger versagten ihm den Dienst. Zögernd setzte er sich in Bewegung, aber seine Füße schleiften über den Boden. Plötzlich überfiel ihn die Angst, dass er den kurzen Weg bis zur MARCO POLO und zu Perry Rhodan nicht mehr bewältigen würde.
Mit letzter Konzentration schaffte er es dann doch, das Flugaggregat hochzufahren. Langsam schwebte er auf das Raumschiff zu.
Er wollte Perry Rhodan noch einmal sehen. Perry sollte wissen, dass es auch die SZ-2 geschafft hatte, ihr Ziel zu erreichen.
Nachdem Üpre firs Sthomalkuch seinem Freund Tapper ein konzentriertes Aufbaupräparat verabreicht hatte, erholte sich der Gefolterte überraschend schnell.
»Wohin wollt ihr mich bringen?« fragte er leise.
»Wenn ich ehrlich sein soll, darüber bin ich mir noch nicht klar geworden«, antwortete Sthomalkuch. Er hatte noch einiges hinzufügen wollen, doch Tros Aufschrei unterbrach ihn:
»Seht doch, die MARCO POLO kommt!«
Das riesige Raumschiff stieß in diesem Moment durch die Wolkendecke auf Enjocko herab. Sekundenlang waren die Firsts und der Junge wie gelähmt vor Überraschung, dann schrien sie wild durcheinander und schlugen sich vor Freude auf die Schultern.
Üpre firs Sthomalkuch begriff als Erster, in welcher Gefahr sie plötzlich schwebten. Er riss sich von den anderen los, startete den Gleiter und beschleunigte mit Höchstwerten. Dicht über den Bäumen jagte er dahin. Suchend blickte er zu den Abwehrstellungen der Laren hinüber. Dort blitzte es wirklich nur einmal kurz auf, dann hatte die Überbrückungsschaltung die Verteidigung lahm gelegt.
Sekunden darauf vollzog sich der Untergang des larischen Stützpunkts.
»Wir müssen landen!« keuchte Tapper. »Üpre, raus aus diesem Gleiter, bevor sie uns abschießen! Woher soll Rhodan wissen, dass in dieser Maschine keine Laren sitzen?«
Sie hatten den Stadtrand von Enjocko erreicht. Der First setzte den Gleiter hinter einer Fabrik auf. In aller Hast verließen sie das Fahrzeug und rannten auf das nächste Haus zu. Sie hatten es kaum erreicht, als die Waffenleitoffiziere der MARCO POLO das Feuer eröffneten. Der Gleiter explodierte, seine glühenden Trümmer wirbelten nach allen Richtungen auseinander.
»Das war knapp.« Tro lat Doune stöhnte gequält. »Vhrato, zeig's den Laren, aber nicht uns!«
Tapper firs Eumre liefen Tränen über das geschundene Gesicht. Er spürte, dass die Zeit der Qualen zu Ende war, und er hoffte wieder. Was hätte ihm die Befreiung auf einer Welt schon genützt, auf der es keine Verstecke gab, in denen er sich lange genug vor den Laren verbergen konnte, und auf der ihm das freie Land wegen der zahllosen Gefahren kaum eine Zuflucht bieten konnte?
»Die Laren haben keine Chance«, sagte Sthomalkuch triumphierend. »Das ist die Stunde, auf die ich gewartet habe. Ich wusste, dass Rhodan eines Tags zurückkommen und die Laren vernichten würde. Wollen wir wetten, dass er nicht nur die MARCO POLO hat, sondern eine ganze Flotte, mit der er die Laren aus der Milchstraße vertreiben kann?«
»Wart's ab«, mahnte Tapper bebend. Sthomalkuch sah seinen leuchtenden Augen an, dass er im Grunde genommen auch von der neuen Stärke Perry Rhodans überzeugt war.
»Glaubst du wirklich, dass ein Mann wie Rhodan so verrückt wäre, einen Stützpunkt der Laren zu vernichten, wenn er nicht die Macht hätte, auch militärische Basen des Gegners erfolgreich anzugreifen?« entgegnete der First zuversichtlich.
Tro lat Doune trommelte mit den Fäusten auf den Boden. »Ich werde irre.« Seine Stimme überschlug sich. »Mann, dass ich das erleben darf.«
Eine Hitzewelle fegte über sie hinweg. Doch das störte die Firsts und den Jungen nicht. Wie im Rausch erlebten sie das
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