Silberband 087 - Das Spiel der Laren
machte.
Plopp … Plopp … Plopp …
Jeder Tropfen ein Schritt durch Raum und Zeit – in die Vergangenheit …
»Er sagte, dass er sich nicht vorstellen könnte, jemals auf die Erde umzusiedeln. Er betrachtet Gäa als seine Heimat.«
»Wie reagierte das Publikum?«
»Unterschiedlich!« Kareen schlang einen Arm um seinen Nacken. »Die Alten, die auf Terra geboren wurden, fühlten sich vor den Kopf gestoßen, denke ich. Die anderen waren nachdenklich oder stimmten zu.«
»Und du? Wie denkst du darüber?«
»Ich bin eine Gäanerin!«
»Und ich bin ein Gäaner!« sagte Kor Kalmeck.
Oder ein andermal: Kareen auf den Stufen des verlassenen Amphitheaters außerhalb der Hauptstadt. Die Arme um die Knie geschlungen, den Kopf nach vorn gebeugt. Die Vorstellung war längst zu Ende, aber sie saß da und starrte auf die verlassene Bühne hinab.
»Ich glaube, dass wir eine völlig neue Kultur entwickeln«, sagte sie nachdenklich. »Unser Erbe verblasst mehr und mehr.«
»Es wird sehr lebendig sein, wenn die Erde wieder auftauchen sollte«, behauptete Kalmeck.
»Zwanzig Milliarden Menschen sind mit ihrer Heimatwelt verschwunden. Sie gehören zur Erde. Aber wir …?«
Kalmeck ließ sich neben ihr nieder. In den vergangenen Tagen war er geschult worden, dies war der erste Abend seit langer Zeit, den er sich freigemacht hatte. »Auch wenn wir nicht auf der Erde geboren sind, ist sie unser Heimatplanet«, sagte er.
»Ich habe Angst, dass die Erde wieder erscheinen könnte.«
»Unsinn!« widersprach er. »Jeder Kolonist oder Nachkomme von Terra-Geborenen hätte sich dann vor seiner Heimatwelt fürchten müssen.«
»Das ist etwas anderes, Kor. Wir sind die Neue Menschheit. Wir wachsen in dem Bewusstsein heran, dass wir die Menschheit repräsentieren. In vielen Beziehungen sind wir Konkurrenten der Terraner. Ich glaube, dass Atlan und Tifflor sich bemühen, uns ein neues Bewusstsein und Selbstverständnis zu geben. Bei der Generation nach uns wird dieses Gefühl noch viel ausgeprägter sein.«
Kalmeck lachte dumpf. »Wir sind eben außerirdische Monstren!«
»Du bist ein Ekel. Du willst nicht darüber nachdenken.«
Er küsste sie in den Nacken. »Nicht heute Abend«, sagte er.
Plopp … Plopp … Plopp …
Die Tropfen zerplatzten und rannen in kleinen Bächen über den kahlen Schädel.
»Was bringt man dir auf diesen Lehrgängen eigentlich bei, Kor?«
»Ich werde dafür geschult, nach draußen zu gehen und wichtige Aufträge zu erfüllen. Dazu werde ich mit dem gesamten Wissen über die Provcon-Faust ausgerüstet.«
»Ist das nicht gefährlich?«
»In welcher Beziehung?«
»Wenn sie dich erwischen – die Laren oder ihre Helfershelfer.«
Das war ein Punkt, über den Kalmeck nicht gerne sprach. Sein Gesicht verdüsterte sich. »Es gibt gewisse Vorkehrungen.«
Kareen drehte den Kopf zu ihm hin und schaute ihn forschend an. »Dann stimmen die Gerüchte also, dass man euch mit dem Zistern-Ventil ausrüstet?«
Ihm tat ihre Bestürzung gut. Sie zeigte ihm, dass sie sich Gedanken um ihn machte.
»Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Die Aussicht, dass dieses Ventil bei einem Wissenden jemals aktiviert werden könnte, ist außerordentlich gering. So muss man es sehen.«
»Wirst du gern nach draußen gehen?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Kor Kalmeck unschlüssig. »Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht.«
»Kalmeck!« Koltrins' Stimme riss ihn in die Gegenwart zurück. Sein Kopf, glaubte er, war eine einzige große Wunde. Er hätte schreien mögen. Seine Umgebung war völlig verschwommen. Ein Schatten bewegte sich in den Nebeln.
Das war Koltrins.
Der Arzt kam dicht an ihn heran und hielt ihm etwas vors Gesicht. Kor riss instinktiv die Augen auf und blickte in einen Spiegel.
»Sehen Sie sich an!« sagte Koltrins beschwörend. »Wie lange wollen Sie das noch durchstehen? Niemand kann das von Ihnen verlangen. Es gibt keinen Menschen, der noch Forderungen an Sie hat. Sie haben alles ertragen. Sie haben ein Recht dazu, dieser Sache ein Ende zu machen.«
Kalmeck starrte sein Spiegelbild ungläubig an. Ich gehe langsam kaputt!, dachte er mit tiefer Erschütterung.
»Kommen Sie, Kalmeck«, drängte Koltrins sanft. »Lassen Sie uns diesem Wahnsinn ein Ende bereiten.«
Rhodans Doppelgänger betrat die Krankenstation und warf einen Blick auf den Mann im Sessel. »Er sieht schlimm aus«, stellte er fest. »Denken Sie, dass es überhaupt noch einen Sinn hat, dieses Verhör fortzusetzen?«
Koltrins
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