Silberband 087 - Das Spiel der Laren
vorging, wusste man entweder etwas oder überhaupt nichts.
Kerm Kutting kannte ihre Funktionsweise, wenn er naturgemäß auch nicht alle Details verstanden hatte. Immerhin gehörte ein langjähriges Intensivstudium dazu, um sich alles Wissen darüber anzueignen. Aber dem Alten war bekannt, dass ein Schwarzschild-Meiler Energie erzeugte, indem er Wasserstoffatome zu Heliumatomen verschmolz. Für die Nutzung der Materie-Antimaterie-Reaktion zur Energiegewinnung war der normale Typ völlig unbrauchbar.
Doch erst nachdem sie alle zwölf Kraftwerke inspiziert hatten, war sich Kutting seiner Sache sicher, fahrig wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
»Was ist los?« fragte Terdenbeek besorgt. »Fühlst du dich nicht wohl, Kerm?«
»Nicht mehr«, antwortete Kutting. »Aber die Ursache liegt nicht an mir, sondern bei diesen Kraftwerken. Du weißt ebenfalls genug über atomare Energiegewinnungsanlagen, um sicher zu sein, dass wir außer den Schwarzschild-Meilern keine Kraftwerke gesehen haben.«
»Ich bin absolut sicher«, erwiderte Volos. »Aber warum sollte die MARCO POLO außer den Schwarzschild-Meilern zusätzliche Anlagen besitzen? Diese zwölf reichen völlig aus, um das Schiff und die Triebwerke zu versorgen.«
»Natürlich reichen sie aus. Aber ich kenne Rhodans Flaggschiff und sogar die Details, die nach der Rückkehr aus Gruelfin geändert wurden. Die Maßnahmen betrafen in erster Linie die Kraftwerke. Sie wurden damals ausgebaut und durch Protonenstrahl-Kraftwerke ersetzt, die ihre Energie aus einer Materie-Antimaterie-Reaktion gewinnen.« Er hob seine Stimme. »In diesem Schiff steht kein einziger Nugas-Reaktor! Folglich ist das nicht die MARCO POLO, sondern nur ein Raumer des gleichen Typs, der mit konventionellen Schwarzschild-Meilern ausgestattet wurde.«
Volos Terdenbeek blickte seinen Vorgesetzten ungläubig an.
»Es stimmt!« beharrte Kutting.
Bevor er weitersprechen konnte, bemerkte er aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung schräg über sich. Eigentlich war sie kaum wahrnehmbar. »Wir sind entdeckt!« flüsterte er seinem Gefährten zu. »Eine Überwachungsoptik hat sich auf uns justiert.«
Terdenbeek wurde blass. »Was nun?« raunte er zurück.
»Wir verhalten uns, als ob wir nichts bemerkt hätten. Unsere einzige Chance besteht darin, die Besatzung glauben zu lassen, wir wären noch ahnungslos. Dann wird die Verfolgung vielleicht nicht so forciert, dass die Falle schon in der nächsten halben Stunde zuschnappt.«
Er schwang sich auf das nächste Laufband und gab den Impuls für die Desintegration ihrer Ausrüstung. Den winzigen Kodegeber warf er in den nächsten Konverterschacht. Seine Hoffnung, wirklich entkommen zu können, war ohnehin sehr gering gewesen, andernfalls hätte er den Kode nicht ausgelöst.
Der Antigravlift, der sie gleich darauf auf die höher gelegenen Decks bringen sollte, wurde vor ihnen abgeschaltet. Das Laufband stoppte. Von beiden Seiten des Korridors näherten sich schwerbewaffnete Männer in Kampfanzügen.
»Stehen bleiben!« dröhnte eine befehlsgewohnte Stimme.
Kutting und Terdenbeek gehorchten. Sie hatten keine Wahl. Augenblicke später schlossen sich positronische Fesseln um ihre Handgelenke.
Ein mittelgroßer Raum, karges Mobiliar … Sie hatten Platz nehmen dürfen.
»Wie heißen Sie?« eröffnete ein Leutnant das Verhör.
Kerm Kutting nannte ihre richtigen Namen.
»Welchen Beruf üben Sie aus?«
»Wir haben ein Ingenieurbüro in Julianatown. Sir, wäre es möglich, Perry Rhodan zu sprechen?«
»Der Großadministrator ist beschäftigt«, wehrte der Leutnant ab. »Wie sind Sie in das Schiff gekommen?«
»Das ist unser Geheimnis«, erklärte Kutting. »Als Ingenieure haben wir viel mit Elektronik zu tun.«
»Was wollten Sie an Bord?« fragte der Leutnant ungerührt weiter.
»Wir wollen mitgenommen werden!« stieß Kutting hervor. »Da wir fürchteten, dass das nicht so ohne weiteres möglich sein wird, wollten wir uns als blinde Passagiere einschleichen. Bitte, schicken Sie uns nicht wieder fort, Captain!« Er nannte absichtlich den falschen Rang, denn ein Bürger von Tomalkeyn durfte die Dienstränge der Solaren Flotte nicht kennen.
Der Leutnant musterte ihn nachdenklich. »Ich darf Sie nicht hier behalten«, erklärte er. »Wenn wir alle Verrückten mitnehmen wollten, die sich danach drängen, würden die Menschen in der MARCO POLO sich bald gegenseitig auf die Füße treten. Ich lasse Sie hinausbringen. Aber ich warne Sie. Falls Sie noch
Weitere Kostenlose Bücher